Fundstellen in Libyen

Steinzeitliche Sammlung Eickelkamp

Fundstellen in Libyen

Libyen

Libyen erstreckt sich über 1.760.000 Quadratkilometer. Die nördliche Grenze wird durch das Mittelmeer, die südliche durch die Plateaus von Mangeni und Tschigai in der Republik Niger und das Tibesti Gebirge und das Jef-Jef Plateau im Tschad gebildet. Die Grenze nach Osten zu Ägypten und zum Sudan verläuft mehr oder weniger durch Sandwüsten. Das Dreiländereck bildet der über 1900 m hohe Jebel Uweinat. Westlich von Libyen liegen Tunesien und Algerien. Hier prägen Hamadas und Ergs ( Edeyin in Libyen ) das Bild aber auch Gebirge wie der Jebel Nefoussa in Tripolitanien und das archäologisch so bedeutende Acacus Gebirge im Süden. Bis auf einen schmalen Küstenstreifen, der in der Cirenaika mit dem Jebel Akhdar und der berühmten Höhle von Haua Fteah etwas breiter ausfällt, hat das gesamte Land einen ausgeprägten Wüstencharakter.

Die Vorkommen neolithischer Siedlungsplätze und damit die Möglichkeit Pfeilspitzen anzutreffen sind über ganz Libyen verteilt. Im Südwesten sind es die durch die Straße Sebha- Ghat erschlossenen Fundareale im Acacus Tadrart und von Messak Settafet. In der Nähe der Mittelmeerküste kommen neolithische Plätze sowohl im Jebel Nefoussa als auch entlang des Sirtegolfs und im Jebel Akhdar vor. Im Osten sind Vorkommen aus dem Calansho Serir und, weiter im Süden, vom Uweinat bekannt. Nördlich des Tibesti Gebirges, zwischen den Sandfeldern von Murzuk und dem libyschen Teil der libyschen Wüste liegen die Fundstellen von Zumma, des Tibesti Serir, der Region des Wau en Namus und des Wau Khebir sowie im Ostfezzan die neolithischen Plätze im Jebel Ben Ghnema, Dor el Gussa, Magedul und Tmessa.

Gerade für Libyen gilt, dass bislang abseits der großen Kommunikationslinien kaum von Archäologen gezielt nach prähistorischen Hinterlassenschaften gesucht worden ist. Geologen und Geographen hingegen sind dort schon wegen der Wasser- und Ölprospektion seit längerem auch in unwegsamen Gelände im Einsatz. Viele Hinweise auf archäologisch interessantes Material sind diesen Geowissenschaftlern zu verdanken. Stellvertretend seien nur E. Klitzsch und B. Gabriel genannt. Aber schon die heute bekannten, meist kleinen, neolithischen Konzentrationen lassen auf eine Durchlässigkeit dieses Teils der Sahara von Norden nach Süden und von Osten nach Westen schließen. Barrieren, die sich eventuellen Wanderbewegungen der Jäger und frühen Hirten entgegengesetzt hätten, sind nicht zu erkennen, die jetzt trockenen Sandflächen konnten während der holozänen Feuchtphasen, wenn notwendig, auch ohne das in der Sahara noch nicht existierende Kamel großräumig umgangen werden.

In den „Berliner geowissenschaftlichen Abhandlungen“ Reihe A Band 50 geben H.J. Paschur und H.P. Röper das Vorhandensein von Fesselsteinen in der libyschen Wüste an ( Fig. 3, Seite 267 ). Die Positionen dieser wahrscheinlich von Rinderhirten hinterlassenen Artefakte zeigen an, dass Herden von Abu Ballas, von Dakhla oder Abu Tartur weidend bis nach Kufra gelangen konnten. Von den westlichsten Fundplätzen der Fesselsteine zu den von B. Gabriel in „Sahara 10000 Jahre zwischen Weide und Wüste“ erwähnten östlichsten Steinplätzen scheint ein Zugang selbst in Höhe des 25. und 26. Breitengrades über die Oasen Zighen und Tazerbo möglich gewesen zu sein. Eine weiter südlich verlaufende Verbindung von Ägypten und dem Sudan in Höhe des Auenat und des 22. Breitengrades nach Libyen und dem Tschad wäre wegen einer nach K. Neuman reicheren Vegetation um 7000 – 6500 BP noch günstiger gewesen.

Im Folgenden werden die von Baldur Gabriel aufgefundenen und von Werner Schuck bearbeiteten Pfeilbewehrungen aus dem nördlichen Tibesti Vorland, dem Gebiet östlich des Edeyin von Murzuk im Fezzan, der Region der Waus und dem Wadi Behar Belama im Calansho Serir behandelt.

Fundstelle Anzahl der Bewehrungen Familie der Bewehrungen
Tibesti Vorland
67/45 20 C, D, E, G, F, H
67/44 - -
67/46 4 F, H
67/49 1 Fragment
72/33 - -
72/44 - -
72/39 1 C
Fezzan
66/11 - -
67/62 5 D, Fragment
66/08 10 A, C, D, E, F, Fragment
72/53 - -
Wau Region
72/22 3 C, H
72/49 - -
Calansho Serir u. Gialo
71/06 1 F
70/02 - -
Tihai
72/30 1 H
Total 46

Aufschlüsselung nach Typen

Typ Anzahl Typ Anzahl
A18 1 F 5 1
C 1 2 F 7 2
C 3 4 F 11 4
C 4 2 F 14 4
C 1 F 4 2
D 2 1 F 1
D 3 1 G 9 1
D 6 1 H 4 1
D12 2 H 5 2
D18 1 H 10 1
D33 1 I 9 2
D44 1
E 1 2 Fragmente 4
Total 20 Total 25

Die Anzahl der Pfeilspitzen sowie auch des übrigen lithischen Materials ist zu gering, das Sammelgebiet ist zu groß, um Rückschlüsse auf die Kultur der Hersteller dieser Artefakte zu ziehen. Zudem sind die Vorkommen nur annähernd datiert.

Wie B. Gabriel postuliert handelt es sich bei den Gruppen, welche die Steinplätze mit den wenigen Funden hinterlassen haben, um Rinderhirten. Aus eigenen Beobachtungen im Niger konnte ich feststellen, dass heutige Nomaden ihre Rastplätze ebenfalls sauber verlassen. Das trifft schon für die Tuareg zu, die immerhin einigen Hausrat und Hütten oder Zelte mit sich führen, aber ganz besonders für die Peulhgruppe der Bororo, sie reisen mit leichtem Gepäck, das wenige, das sie außer ihren Viehherden besitzen ist überlebenswichtig und besteht neben der Kleidung, die sie am Leibe tragen, aus ein paar Decken, einem Schwert, einem Kochtopf und einigen Werkzeugen und Utensilien. Davon bleibt nichts zurück. Wie bei ihren neolithischen Vorfahren zeugt nur die verlassene Feuerstelle von ihrer Anwesenheit.

Das Klima zur Zeit der Rinderhirten muss dann so beschaffen gewesen sein, dass offene Tränken in geeigneten Abständen vorhanden waren. Rinder tolerieren eine maximale Entfernung zwischen Weide und Tränke von 15 km, eine Niederschlagsmenge von 300 – 400 mm gilt heute im Sahel als ausreichend für die Rinder- und Schafhaltung ( Heusel 1981 ). Diese Zahlen gelten für die heutigen Zeburinder, die für aride Klimabedingungen gezüchtet wurden.

Die Eghei Berge

Die Fundstelle Zumma am Fuße der Eghei Berge dürfte im Gebiet der neolithischen Vorkommen 72/33, 72/39 und 72/44 von B. Gabriel liegen. Sie wurde während der britischen Ennedi Expedition 1957 entdeckt und in A.J. Arkell 1964 beschrieben. Vorgestellt werden von „shelter site“ zehn Blattspitzen der Typs C4 mit nicht immer kompletten Flächenretuschen, weiter fünf Querschneider, davon vier dreieckförmige ( F4 ) und ein Trapez ( F13 ) wobei ein Dreieck flächige Randretuschen auf beiden Seiten aufweist während alle anderen Stücke kantenretuschiert sind.

Interessant ist das Vorhandensein einer perfekt flächenretuschierten Stielspitze des Typs D31 mit nach unten gebogenen Widerhaken und einem leichten Kerbenpaar am Ansatz der Schwingen. Ähnliche Exemplare finden sich in Eastpans Ägypten und in der Urschicht von Merimde im Niltal, sie werden in beiden Fällen auf circa 6000 BP datiert. Auch aus der Höhle von Haua Fteah ist eine D31 Spitze gezeichnet worden. Vergleichbare Stücke, allerdings mit einem zusätzlichen Kerbenpaar sind aus dem Norden Tripolitaniens und aus Abu Gerara nördlich von Abu Tartur und aus Abu Tartur selbst bekannt. Die ägyptischen Pfeilspitzen sind ungefähr 6600 Jahre alt.

Vom Fundplatz „wadi site“ sind zwei Querschneider der Typen F4 und F18 gezeichnet sowie eine kleine Blattspitze der Gruppe C1. Andere vorgestellte Spitzenformen, teils grob kantenretuschiert, teils flächig bearbeitet, sind ohne weitergehende Untersuchung nicht sicher einzuordnen, da sie sowohl Bohrer als auch Pfeilspitzen sein können. Von dem dritten Fundplatz der Region „Emi Musaha“ sind nur fünf Artefakte gezeichnet worden. Eines davon könnte eine schlanke Blattspitze des Typs C1 sein, sie ist leider nur als Fragment erhalten.

In der Zusammenfassung werden von Zumma zwanzig Bewehrungen vorgestellt, die sich auf folgende Gruppen verteilen :

  • C 1 - 2 Stücke
  • C 4 - 10 Stücke
  • D31 - 1 Stück
  • F 4 - 5 Stücke
  • F10 - 1 Stück
  • F14 - 1 Stück

Tadrart Acacus

Im Südwesten Libyens in der Nähe der algerischen Grenze und östlich der Oase Ghat erstreckt sich in nord- südlicher Richtung das Acacus Gebirge. Tiefe von Westen nach Osten verlaufende Waditäler haben sich in den Sandstein gegraben. In den hier vorgefundenen Abris und Höhlen konnten sich über Jahrtausende nahezu ungestörte Schichten aufbauen, die es erlauben C14 Analysen von in situ gefundenem Material zu erstellen. Echte Stratigraphien sind in der Sahara äußerst selten, um so wichtiger sind diese Fundstellen, welche die gesamte holozäne, steinzeitliche Zeitspanne vom 10. bis zum 4. Jahrtausend BP abdecken. Stilistische Auswertungen der zahlreich vorhandenen Felskunst unterstreichen das Resultat und belegen eine Präsenz des Menschen in diesem Gebiet seit der Zeit der Jäger und Sammler der „Rundkopf Phase“ bis hin zu modernen Tifinarinschriften, die auch heute noch von den hier lebenden Tuareg angebracht werden.

Die Arbeiten im Acacus Gebirge wurden hauptsächlich von italienischen Wissenschaftlern vieler Disziplinen durchgeführt. Stellvertretend sei hier nur Barbara E. Barich genannt. Einige der Acacus Fundstellen weisen Bewehrungen auf, die im Folgenden behandelt werden sollen.

Ti-n-Torha

Der Fundkomplex ist unterteilt in die Fundplätze

  • Two Caves
  • Ti-n-Torha East
  • Ti-n-Torha North

Die älteste dokumentierte Schicht in diesem Wadi ist die Basis von Two Caves mit einem Alter von 9350 +- 110 Jahren BP. Hier wie auch in den folgenden Schichten Level III und Level II wurden keine Bewehrungen gefunden, nimmt man die rückengestumpften Mikrolithen, die zur Herstellung kombinierter Bewehrungen hätten dienen können, aus. Lediglich Level I gab eine kantenretuschierte Dreieckspitze vom Typ H18, also mit konvexer Basis, her.

Mit Altersangaben von unter anderen 9080 +- 70 BP und 8640 +- 70 BP ist die unterste Schicht von Ti-n-Torha East nur wenig jünger als Two Caves. Auch hier sind Pfeilspitzen nicht häufig, das Inventar besteht aus fünf kantenretuschierten Dreieckspitzen, davon drei mit gerader Basis, Typ H7 und zwei mit konvexer Basis, Typ H18.

In den folgenden Schichten, die auf 8540 +- 140 BP und 7330 +- 80 BP datiert sind, wurden 21 kantenretuschierte Dreieckspitzen und zwei flächig retuschierte Pfeilspitzen gefunden. Die Dreieckspitzen setzen sich aus fünf Stücken der Gruppe H18 mit konvexer Basis und sieben Exemplaren mit geradlinigen Basen vom Typ H7 zusammen. Neun Pfeilspitzen dürften zu den Blattspitzen des Typs H4 zählen, da wie Angela E. Close schreibt, die Ränder in einer ungebrochenen Linie in die gerundete Basis überleiten und so ein mandelförmiges Artefakt bilden, welches im Gegensatz zu der Dreieckspitze H18 steht, bei welcher geradlinige Ränder auf eine gerundete Basis stoßen. Die Formen aller dieser Bewehrungen sind durch Randretuschen herausgearbeitet worden, wobei die Retuschen meistens als halbsteil bezeichnet werden können. Nicht immer sind sämtliche Begrenzungslinien von den Modifikationen betroffen. Die zwei flächenretuschierten Bewehrungen sind als eine C4- Spitze und eine Stielspitze mit kurzem Stiel, ohne weitere Beschreibung z.B. der Schwingenform, zu erkennen.

Die oberste Schicht ( C I ) enthält nur 39 retuschierte Geräte darunter sechs randretuschierte Dreieckspitzen und sechs flächig retuschierte Bewehrungen. Letztere sind ausschließlich Blattspitzen, jeweils eine Spitze gehört zur Gruppe C1 bzw. C3, ein gezeichnetes Stück stellt eine sauber gearbeitete C6- Spitze dar, zwei Exemplare mit runder Basis und schwacher Zähnung werden unter C9 geführt und eine weitere Spitze mit leichter Zähnung besitzt eine rechtwinklig zur Längsachse verlaufende geradlinige Basis. Falls es sich nicht um einen Bruch sondern um eine retuschierte Basis handeln sollte, könnte das Stück als abweichende Sonderform unter C9 abgelegt werden.

Die randretuschierten Dreieckspitzen gleichen denen aus den unterliegenden Schichten. Das durch zwei C14 Daten suggerierte Alter von ca. 8400 Jahren scheint zu hoch zu sein, einmal wegen der aufgefundenen Artefakte und zum anderen durch die Tatsache, dass die stratigraphisch tiefer liegenden Schichten zum Teil jüngere Datierungen aufweisen. Das Alter von 7330 +- 80 BP ( R-1036 ), gemessen in der Schicht R. sup., würde besser zu den flächenretuschierten Stücken passen und ebenfalls noch für die Dreieckspitzen akzeptabel sein.

Ti-n-Torha North ist mit Daten zwischen 7070 +- 60 BP und 5260 +- 130 BP der jüngste Fundplatz des Komplexes. An Bewehrungen wurden zwei kantenretuschierte Dreieckspitzen und acht beidseitig flächenretuschierte Exemplare gefunden. Die zwei kantenretuschierten Dreieckspitzen sind unter H7 und H18 einzuordnen, die drei flächenretuschierten Dreieckspitzen entsprechen dem Typ A18, wobei ein kleines Exemplar leicht konkave Ränder aufweist. Die fünf Blattspitzen setzen sich zusammen aus einer C1 oder C3- Spitze, einer C4- Spitze und einer C9- Spitze, zwei Blattspitzen weisen jeweils ein abgebrochenes Ende auf und können nur unter C geführt werden. Diese Bewehrungen passen gut in den gegebenen Zeitrahmen.

Uan Muhuggiag im Wadi Teshuinat

Die C14 Daten für diesen Fundplatz reichen von 7438 +- 220 BP bis 3770 +- 200 BP. Besonders häufig sind Pfeilspitzen um 6000 BP vertreten, falls diese Aussage bei den relativ geringen Mengen von Bewehrungen gemacht werden kann. Im Sektor A wurden fünf Pfeilspitzen gefunden, die von Barbara E. Barich als beidseitig vollflächenretuschiert oder als teilflächig bearbeitet beschrieben werden.

Nach der auf Hugot basierenden Typenliste handelt es sich um zwei C12- Spitzen, eine C4- Spitze, eine B1- Spitze und eine Bewehrung, die nicht weiter einzuordnen ist. Der Sektor B war im Hinblick auf die Pfeilspitzen wesentlich produktiver und erbrachte 17 Exemplare, davon 15 der Schichten 2d – 1a und zwei aus Schicht 1.

Die Typen verteilen sich wie folgt : Aus der Familie A sind es fünf Exemplare, vier davon mit geradliniger Basis, eines mit konkaver Basis. Flächenretuschierte Dreieckspitzen mit konvexer Basis sind mit zwei Stücken vertreten, einmal B1 und einmal B3. Die Familie C ist mit fünf Blattspitzen vertreten, zweimal mit spitzen distalen und proximalen Enden ( C1 und C3 ) und dreimal mit gerundeter Basis. Zwei flächig retuschierte Pfeilspitzenfragmente aus Schicht 2d können nicht näher zugeordnet werden desgleichen zwei weitere Bewehrungen einmal mit einseitiger Flächenretusche und einmal mit beidseitiger Flächenretusche. Eine gestielte, randretuschierte Spitze fällt in die Gruppe H5.

Uan Telocat

Die im Wadi Imhat liegende Fundstelle wurde von Elena A.A. Garcea und Renato Sebastiani beschrieben in „Wadi Teshuinat – Palaeoenvironment and Prehistory in South Western Fezzan ( Libyen Sahara )“ 1998 Mauro Cremachi and Savino Di Lernia eds.

Das Alter der Schichten liegt zwischen ca. 5500 BP und 4500 BP. Während dieser Zeitspanne wurde der Fundplatz wiederholt saisonal von Ziegen- und Schafhirten bewohnt, das Rind war ebenfalls bekannt. Diese Hirten benutzten verzierte Keramik und gingen, wie schon die Pfeilspitzen anzeigen, auf die Jagd.

Die Gesamtwerkzeugmenge beträgt 70 Stücke, davon sind 24 Bewehrungen, sie bilden mit 34,29 % den größten Einzelposten. Bis auf eine einzige Feuersteinspitze waren alle anderen Exemplare aus Sandstein gefertigt. Eine erstaunliche Tatsache, da vielfach Sandstein nicht für Flächenretuschen herangezogen wird. Es sind allerdings Sandsteinvarianten denkbar, die bei feiner bis feinster Körnung und entsprechend günstigem Zement eine problemlose Bearbeitung durch Druckretuschen erlauben.

Die meisten Pfeilspitzen entfallen auf die Familie C, die mit neun Stücken vertreten ist. Dreieck- und Stielspitzen liefern jeweils vier Stücke und fünf der Bewehrungen sind Querschneider. Zwei Fragmente können nicht präzise eingeordnet werden.

Aufschlüsselung der Pfeilspitzen des Acacus Gebirges

Die Anzahl der Pfeilspitzen ist zu gering, um eine Evolution von der ältesten bis zur jüngsten Schicht erkennen zu können, zumal der Formenreichtum mit elf Typen bei 24 Exemplaren sehr hoch ist.

Fundstelle Anzahl der A A A B B C C C C C C C D D D D D F F H H H H X
Bewehrung 1 18 25 1 3 1 3 4 6 9 12 14 16 18 21 4 7 4 5 7 18
Ti-n-Torha
Two Caves 1 1
East 40 1 1 1 1 3 1 9 16 7
North 10 3 2 1 1 1 1 1
Uan Muhuggiag 2
A 5 1 1 1
B 17 4 1 1 1 1 1 3 1 4
Uan Telocat 24 2 2 6 2 1 1 1 1 1 2 3 2
Total 97 6 4 2 2 1 2 2 9 8 1 5 2 1 1 1 1 1 2 3 9 1 17 9 7

Dor el Gussa

Der Ostteil dieses Gebirges bildet die östliche Grenze des Murzukbeckens. Im Westen der Formation liegen der Serir es Sabaa und der Djebel Ben Ghnema, östlich befindet sich der Wau el Kebir. Die mittleren Koordinaten sind ca. 25° Nord – 16°30’ Ost. Die Geologie der im Ostfezzan liegenden Massive des Djebel Ben Ghnema und Dor el Gussa ist von E. Klitsch untersucht worden. H. Ziegert bearbeitete die dortigen, während der geologischen Erkundungen entdeckten steinzeitlichen Vorkommen.

Die von der Oberfläche des Fundplatzes 1 Dor el Gussa abgesammelten Pfeilspitzen stammen von drei verschiedenen Wohnplätzen stellen aber eine typologische Einheit dar und werden daher gemeinsam behandelt.

H. Ziegert teilt die Bewehrungen in acht Grundtypen ein.

  • a.) querschneidig mit gerundeter Basis.
  • b.) querschneidig mit gerader Basis.
  • c.) querschneidig dreieckig.
  • d.) spitzdreieckig mit schwach- konkaver Basis.
  • e.) spitzdreieckig mit stark- konkaver Basis.
  • f.) spitzdreieckig mit konvexer Basis.
  • g.) rautenförmig.
  • h.) gestielt mit verschieden stark ausgeprägten Flügeln und geraden oder gezähnten Seiten.

Bei einer Übertragung in das Klassifizierungsschema Hugots wären :

  • a.) Querschneider mit gerundeter Schäftungszone vom Typ F11.
  • b.) trapezförmige Querschneider mit geradlinigen Rändern des Typs F10.
  • c.) dreieckige Querschneider mit geradlinigen Rändern des Typs F4, mit konkaven Rändern des Typs F13 oder mit konvexen Rändern des Typs F14.
  • d.) Dreieckspitze mit konvexen Rändern und konkaver Basis vom Typ A32 wenn flächenhaft retuschiert oder H20 wenn randretuschiert.
  • e.) A18 wenn flächenhaft retuschiert.
  • f.) Blattspitze mit konvexer Basis C4 oder falls randretuschiert H4. Ansonsten kommen auch Blattspitzen der Typen C1 und C3 und die randretuschierten Gruppen H1, H4 und H10 vor.
  • g.) Die Familie E für die flächig retuschierten Gruppen E2 und E5 und die Gruppen H2 und H17 für die randretuschierten Bewehrungen der Familie H.
  • h.) Stielspitzen der Familie D, I oder H je nach Silhouette und Modifizierungsart.

Die Pfeilspitzen des Fundplatzes 1 Dor el Gussa gehören mit ca. 2500 bis 3000 Jahren BP (Hv 1240 – 2850 +- 60 Jahre vor 1950) zu den jüngsten steinzeitlichen Bewehrungen der Gesamtsahara. Sie sind charakterisiert durch eine sparsame, meist einseitige, flache Retuschierung, die hauptsächlich die Schäftungszonen und eventuell die Ränder betrifft.

Trotz der invasiven Modifikationen sind die meisten zu den randretuschierten Stücken des Indiz IV und nicht zu den flächenretuschierten Exemplaren der Familien A, B, C, D und E gezählt worden obwohl häufig Zweifel an der Exaktheit der Einordnung bestehen bleiben. Letzteres trifft ebenfalls für die Wahl der Pfeilspitzenfamilie zu. Die üblicherweise klare Abgrenzung zwischen den Silhouetten der Dreieck-, Blatt- und Stielspitzen ist für den Fundplatz 1 Dor el Gussa nur im Ausnahmefall gegeben wie für die wenigen Bewehrungen der Familie A, in der zwei A18- Spitzen mit stark konkaver Basis, zwei A25- Spitzen mit nach innen gezogenen Schwingen und eine A32- Spitze mit konvexen Rändern und leicht konkaver Basis klar zu definieren sind.

Einige der blattförmigen und rhombischen Bewehrungen, z.B. C4 und E2 sind ebenfalls eindeutig zu bestimmen. Wenig Schwierigkeiten bietet die Einordnung der Querschneider, welche meistens die klassischen Formen aufweisen. Eine große Anzahl der Pfeilspitzen hingegen liegt zwischen blattförmig, stielartig, rhombisch und asymmetrisch, so dass eine Zuordnung schwierig bleibt und immer Anlass zu Diskussionen bieten kann.

Die auf H. Ziegerts Tafeln 7, 18 und 23 abgebildeten Pfeilspitzen können folgendermaßen eingeteilt werden :

A 18 2
A 25 2
A 32 1
C 1 1
C 3 3
C 4 3
D 1 1
D 2 2
D 30 2
E 2 5
E 5 1
F 4 17
F 10 3
F 11 13
F 13 1
F 14 4
H 1 1
H 2 3
H 4 26
H 5 20
H 10 12
H 16 2
H 17 1
H 20 2
I 4 4
Total 132
Undefinierbar 5
Indiz Anzahl  %
I 11 8,59
II 7 5,47
III 5 3,91
IV 105 82,03
Total 128 100
I 4 -
Undef: 5 -
Total 137 -

Weitere Funde aus dem Fezzan

Von Wohnplatz 85 Djebel Ben Ghnema zeigt H. Ziegert eine langgestreckte Spitze der Familie D mit schwach abgesetztem, rundlichem Stiel, welche in die Gruppe D11 gehört. Das Exemplar zeigt auf einer Seite eine vollflächige Retuschierung, auf der Rückseite sind lediglich der Stiel und die Ränder bearbeitet.

Westlich des Djebel Ghnema sind aus der Sammlung B. Gabriel, W. Schuck drei bislang unveröffentlichte Pfeilspitzen vom Fundplatz 67/62 vorhanden. Sie sind aus hellbraunem, stark durchscheinendem Feuerstein gefertigt und beidseitig vollflächig retuschiert. Ein Exemplar kann trotz einer leichten Asymmetrie wegen seines runden Stiels als D11 eingeordnet werden, ein weiteres ist eine D21- Spitze, deren distales Ende wahrscheinlich abgebrochen war und nachgeschärft wurde. Ein drittes Stück ist eine D3- Spitze mit leicht konvexen Rändern.

M. Dalloni stellt neun neolithische Bewehrungen aus dem Fezzan vor. Die gezeichneten Exemplare verteilen sich auf eine A18- Spitze, fünf Blattspitzen der Typen C3, C4 und C10 und drei Stielspitzen der Gruppen D12, D14 und D19.

S. Kröpelin berichtet aus Messak Settafet, ca. 120 km östlich von Serdeles gelegen, über das Vorhandensein prähistorischer Artefakte wie Mahlutensilien, Straußeneischalen und auch Pfeilspitzen, ohne jedoch diese näher zu beschreiben.

Funde aus Tripolitanien und Cyrenaica

Südlich von Tripolis, ungefähr 150 km vom Mittelmeer entfernt, liegt der Djebel Nefoussa. C.B.M. Mac Burney hat die Sammlungen britischer Militärs aus diesem Gebirge, sie wurden in den Jahren 1945 – 46 angelegt, untersucht und stellt fest, dass mehrere kleine Fundkonzentrationen Inventare mit rückengestumpften Lamellen, Endretuschen, Segmenten Bohrern, Kratzern, kleinen, bifazial bearbeiteten Beilen und auch Pfeilspitzen der Familien C und D sowie Querschneidern enthalten. Die Menge der Pfeilspitzen der Fundstellen I, III, IV, V und XI liegt bei 28 meist einseitig flächenhaft retuschierten Exemplaren. Die Gesamtwerkzeugmenge beträgt 668 Stücke, so dass der prozentuale Anteil der Bewehrungen, die Querschneider ausgenommen, bei 4,19 % liegt. Die gezeichneten Pfeilspitzen stellen eine C1- und eine C4- Spitze dar, ferner eine Stielspitze vom Typ D18 sowie zwei Exemplare des Typs D36, einer Pfeilspitze, die einer D31- Spitze gleicht aber ein zusätzliches Kerbenpaar an den Rändern aufweist.

P. Neuville hat im selben Gebirge in der Nähe von Abiar Miggi weitere 26 Pfeilspitzen ähnlicher Art gefunden, hauptsächlich aber einseitig flächenretuschierte Stielspitzen.

Obwohl der Djebel Akhdar, wie schon der Name „grüner Berg“ vermuten lässt, nicht in der Wüste liegt sondern praktisch an der Mittelmeerküste, seien hier kurz die Pfeilspitzen aus der Höhle von Haua Fteah vorgestellt. Es sind sieben Stielspitzen, fünf der Type D3 und zwei der Type D31, acht blattartige Bewehrungen mit gerundeter Basis und Randretuschierung vom Typ H4, drei Blattspitzen der Gruppe C4 ebenfalls mit gerundeter Basis aber flächig retuschiert und vier Fragmente verschiedener Typen. Trotz des großen technologischen Unterschieds zwischen H4- Spitzen einerseits, sie kommen meistens in älteren Schichten vor, und einer elaborierten Form einer D31- Spitze stammen sämtliche Bewehrungen aus der oberen Hälfte der Schicht IV, welche auf ca. 3500 B.C. oder 5500 BP datiert ist.

Auf H4- Spitzen sowie auf Querschneider wird von C.B.M. Mac Burney auch aus der Sirtewüste hingewiesen. Dieser öde Landstrich stellt die Verbindung zwischen Tripolitanien und der Cyrenaica her.

Andere Funde

J. de Heinzelin, P. Haesaerts und F. van Noten, Mitglieder einer belgischen Expedition zum Djebel Uweinat im Dreiländereck Ägypten, Sudan und Libyen berichten über den Fund zweier Pfeilspitzen, auf ägyptischem Gebiet allerdings, der Typen D1 beidseitig flächenretuschiert mit leicht gezähnten Rändern und C3 einseitig flächenretuschiert und mit flachen Randretuschen versehener ventralen Seite. Der Fund ist deswegen so interessant weil flächenretuschierte Bewehrungen im Südwesten Ägypten, im Nordwesten Sudans und im Südosten Libyens äußerst selten vorkommen.