Fundstellen in Ägypten

Steinzeitliche Sammlung Eickelkamp

Fundstellen in Ägypten

Ägypten

Ägypten, 1.000.000 Quadratkilometer groß, besteht mit Ausnahme des Niltals und des Deltas, aus Wüste. Für diesen Bericht sind die arabische und libysche Wüste, da beide zur Sahara gehörend, von Interesse. Außerhalb dieses Rahmens werden lediglich, aus Gründen des Vergleichs, die Fundstellen von Merimde am südwestlichen Deltarand und Badari - Hemamieh am rechten Nilufer in Oberägypten, berücksichtigt.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts begannen Archäologen sich für steinzeitliche Kulturen in Ägypten zu interessieren, so F. Petrie in Nagada. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen dazu Junker in Merimde, Brunton in Badari und die große Dame der ägyptischen Vor - und Frühgeschichte G. Caton - Thompson in Hemamieh, im Fayum und Anfang der 30er Jahre in den Kharga - Oasen. Erwähnt seien auch die frühen Expeditionen Hassanein Beys in den Uweinat von wo er über Felsbilder berichtete und Kemal el Dins, der den Gilf Khebir entdeckte und ebenfalls Malereien im Uweinat fand.

Neben den älteren Arbeiten soll versucht werden auch die in jüngerer Zeit ausgeführten Forschungen, einschließlich der noch laufenden, in diesen Bericht zu integrieren. Zu nennen wären unter anderen die Teams um F. Wendorf und R. Schild im Südostteil der libyschen Wüste, R. Kuper und seine Mannschaft mit den Projekten B.O.S und ACACIA, M. Mc Donald in den Dakhla - Oasen und B.E. Barich mit Kollegen in Farafra.

Kharga

G. Caton – Thomson

G. Caton Thompson beschreibt sechs Fundstellen innerhalb der Khargaregion, auf denen Pfeilspitzen vorkommen. Diese sind

  • 1.) K05 Bellaida
  • 2.) K015 Umm ed Dabadib
  • 3.) Ghuata (Qasr El Ghueita )
  • 4.) Gala Hill
  • 5.) Abu Sighwal Pass ( Nagb Umm Sirwal )
  • 6.) Yesba Pass ( Nagb Asyut, Gebel El Yabisa )

1.) K05 Bellaida Die Stelle liegt südlich der Gebirgslücke zwischen dem Gebel Teir und dem Gebel Tarif. Eine Gesamtwerkzeugmenge von 42 Stücken wurde beobachtet aber nicht weiter bearbeitet und veröffentlicht. Unter den auf Tafel 100 vorgestellten Artefakten befinden sich ein Querschneider F8, eine teilflächig retuschierte Blattspitze, eine D7 - Spitze, eine D19 - Spitze und ein Stück, welches einen Übergang von der rhombischen zur Stielspitze bildet.

2.) K015 Umm el Dabadib Der Fundplatz liegt in einer breiten Gasse der Abu Muharig Dünenkette in den Ausläufern des südliche Abbruchs des libyschen Plateaus. 74 Werkzeuge, darunter auch Pfeilspitzen, wurden gefunden und nicht weiter klassiert. 21 Pfeilspitzen sind auf Tafel 99 dargestellt, sie zeigen H1 - Spitzen und Übergänge von H1 nach H5 sowie Blattspitzen vollflächig und teilflächig retuschiert vom Typ C1 und C3, eine schlanke D12 - Spitze und Dreieckspitzen der Typen A1 und H7. Ein atypisches, flächig retuschiertes Stück ist die Nr. 13, die wie eine verunglückte Mischung aus C3 und D6 anmutet.

3.) Ghuata ( Qasr El Ghueita ) Der ptolemäische Tempel von Ghuata liegt rund 20 km südlich von Kharga, östlich davon schließt sich eine deflationsgeglättete Depression an. Ghuata produzierte 61 Werkzeuge, davon sieben Pfeilspitzen. Gezeichnet sind auf Tafel 95 fünf Exemplare, davon zwei beidseitig flächenretuschierte C3 - Spitzen, eine mit auf beiden Seiten flachen Randretuschen versehene C1 - Spitze, eine asymmetrische H5 - Spitze und eine H - Spitze mit einseitig angedeutetem Stiel, die als abgebrochene Ounanspitze beschrieben ist. Die übrigen auf den Tafeln 94 und 95 gezeigten Stücke weisen epipaläolithische Merkmale auf.

4.) Gala hill 22 km südlich von Ghuata liegt innerhalb der Depression ein 124 m hoher Sandsteinhügel mit dem Namen Gala hill. Auf diesem Platz wurden 45 Werkzeuge, davon 13 Pfeilspitzen, gefunden, welche sich unterteilen in 12 Querschneider und eine Ounanspitze. Die restlichen Artefakte sind Klingen, Lamellen, geometrische Mikrolithen sowie weitere epipaläolithische Implemente. Das Inventar erinnert an die Abu Tartur Fundstelle 0002/84.

5.) Abu Sighwal Pass Die Fundstelle liegt auf dem östlichen Kalksteinplateau nordöstlich des Gebel Umm El Ghanayin in mit terra rossa gefüllten kleinen Senken, ähnlich wie es sich auf dem Abu Tartur Plateau darstellt. Die Fundstreuung ergab 67 Werkzeuge davon lediglich zwei Bewehrungen, nämlich Ounanspitzen wie eine auf der Tafel 98 unter Nr. 3 abgebildet ist. Die Tafel zeigt ebenfalls eine Blattspitze unter 2/98, diese wird aber im Inventar nicht aufgeführt. Die übrigen Werkzeuge bestehen hauptsächlich aus Klingen ( 17 Stück ), Lamellen ( 19 Stück ) und geometrischen Mikrolithen wie Dreiecken und einem Segment. Das Ganze mutet epipaläolithisch an.

6.) Yesba Pass Dieser Pass bildet den nördlichen Zugang zu den Kharga Oasen und ist über 50 km von Kharga Zentrum entfernt. Auch hier liegen Artefaktenkonzentrationen in kleinen, flachen, terra rossa gefüllten Senken. Yesba gab 148 Werkzeuge her, davon 66 Pfeilspitzen. Die übrigen Artefakte sind typische epipaläolithische Stücke mit 64 gestumpften Lamellen, Segmenten und Dreiecken. Kerbklingen sowie Quarzartefakte in Form von Kratzern oder meißelartigen Kernen sind ebenfalls vorhanden.

Die Pfeilspitzen sind wie folgt unterteilt

Pfeilspitzetyp Anzahl
Querschneider 3
Ounanspitzen 3
Lamellenartige Rhombische 25
Rhombische 2
Atypische 1
Blattspitzen 26
Stielspitzen inkl. I 6
Total 66

Zu den Ounanspitzen kann auch das Exemplar Nr. 16 Tafel 97 gerechnet werden. Die Lamellenartigen entsprechen den Typen H1 ( 15/97 ), H5 ( 9/97 ) und Übergängen von H1 nach H5 ( 13/97 ). Rhombische Exemplare sind zwei vorhanden, nämlich die Nr. 21 und Nr. 22 der Tafel 97. Die atypische Spitze 8/97, die bis auf den linken Rand auf ihrem Umfang kantenretuschiert erscheint, fällt in die Gruppe H19. Nr. 20/97 kann unter I 4 eingeordnet werden. Die Blattspitzen entsprechen den Typen C1 und C3 und das Exemplar 26/97 weist schon nach C6. Die dargestellten Stielspitzen können dem Typ D7 zugeordnet werden.

Zusätzlich zu den Fundstellen Abu Sighwal und Yesba wurden auf dem Plateau noch 34 Werkzeuge am Gebel Umm El Ghenneiem und 36 Stücke bei Agaba Matana gefunden. Sie bringen keine weiteren Typen und sind auch nicht weiter aufgeschlüsselt worden.

Einordnung der beschriebenen und / oder gezeichneten Pfeilspitzen des „ Bedouin Microlithic „ von Kharga.

K015 K05 Ghuata Gala Sighwal Yesba Total
Werkzeuge 74 42 61 45 67 148 437
Davon Pfeilspitzen 21 7 7 13 3 66 117
A 2 2
B
C 6 1 4 1 19 31
D 3 2 6 11
E 1 2 3
F 3 12 3 18
G
H 9 3 1 2 35 50
I 1 1 2


Von den rund 500 aufgefundenen Werkzeugen sind 437 dokumentiert. Von letzteren sind 115 oder 26,6 % Pfeilspitzen. ( Da die Familie I nicht mitgerechnet wird reduziert sich die Zahl auf 113 ).

Indiz 1

  • = A + B + E
  • = 2 + 0 + 3
  • = 5 oder 4,42 % der Pfeilspitzen

Indiz 2

  • = C
  • = 31 oder 27,43 % der Pfeilspitzen

Indiz 3

  • = D
  • = 11 oder 9,74 % der Pfeilspitzen

Indiz 4

  • = F + G + H
  • = 16 + 0 + 50
  • = 66 oder 58, 41 % der Pfeilspitzen

Zusätzlich zu den weiter oben behandelten Pfeilspitzen wurden elf große, ausgekehlte Dreieckspitzen gefunden. Wie Tafel III zeigt, handelt es sich unter anderem um ein durchschnittliches Exemplar mit 41 mm Länge und um ein weiteres von 63 mm Länge und einer Kehle von 28 mm Tiefe. Von den elf Exemplaren, 7 wurden in K0 15 gefunden, 4 stammen von K0 5, weisen 6 eckige Schwingen auf, die übrigen dürften gerundet sein. Schwingen vom Typ A 25 mit nach innen gebogenen, spitzen Schwingenenden wurden von G. Caton Thompson nicht beobachtet.

D.L. Holmes Wie D.L. Holmes in ihrer „ Analysis and comparison of some prehistoric projectile points from Egypt „ schreibt, entdeckte sie im Dezember 1983 in der Umgebung von Kharga 45 Pfeilspitzen verschiedenster Typen, wie sie auch schon von G. Caton - Thompson beschrieben worden sind und von dieser als „ bedouin microlithic „ klassiert wurden. Der Anteil der Pfeilspitzen am Gesamtvolumen der Werkzeuge beträgt 12 %. Zwei Bruchstücke konnten nicht eingeordnet werden. Die Funde stammen von acht verschiedenen Stellen und obwohl das Gebiet mit Umm - el - Dabadib angegeben ist, zählen dazu auch die nordöstlich von Kharga gelegenen Quellhügel K0 8 und K0 6. Der in der Nähe von Umm - el - Dabadib gelegene Fundplatz K0 15 wird nicht erwähnt. Die Entfernung zwischen K0 6 und K015 beträgt rund 40 km. Der Fundplatz K0 10, der ebenfalls zu den acht Stellen gehört, an denen Pfeilspitzen gesammelt wurden, wird von G. Caton - Thompson dem oberen Acheul zugerechnet. Wahrscheinlich ist es hier zu Verwechslungen der Bezeichnungen gekommen. Für die Analyse der Funde und für Vergleiche mit Sammlungen aus dem gleichen Gebiet werden die beiden Fragmente ausgeklammert.

Indiz Anzahl  %
I 2 4,7
II 15 34,9
III 16 37,2
IV 10 23,2
Total 43 100,00

Weitere Fundbeobachtungen in den Kharga - Oasen.

F. Wendorf und R. Schild, die 1980 in den Kharga - Oasen gearbeitet haben, erwähnen keine Pfeilspitzen. Simmon und Mandel dagegen sprechen in ihrem Bericht von 1986 von einigen unregelmäßigen Pfeilspitzen, sowie von Blatt - und Stielspitzen, die Menge dürfte bei 12 - 15 Stücken liegen. Die umfangreichste Sammlung aus dem Gebiet von Umm - el - Dabadib und Kharga dürfte von R. Ulbrich und G. Ulbrich stammen. Sie enthält 615 Pfeilspitzen, die sich wie folgt verteilen.

Indiz Anzahl  %
I 43 6,99
II 184 29,92
III 283 46,02
IV 105 17,07
Total 615 100,00

Abgebildet und beschrieben sind sie in diesem Bericht auf den Tafeln Ä - U1, Ä - U2, Ä - U3 und teilweise auf weiteren Tafeln der Bezeichnung Ä unter den Kürzeln K, D und Z.

Der Schreiber des Berichts hatte die Gelegenheit einen Teil des oben genannten Gebiets zu begehen, hier der Fundbericht :

Fundgebiet Nr. 1026/82

Koordinaten : ( Mittelwerte ) L = 30°25’, B = 25°28’

Geographie : Rund 10 km nördlich von Kharga erhebt sich der Gebel el Teir, westlich davon liegt mit 451 m die höchste Erhebung der Gegend, der Gebel Tarif und seine nördliche Fortsetzung, der Gebel el Sheikh. 15 km weiter nach Norden schiebt sich das libysche Kalksteinplateau in die Kharga - Senke. An seinen Flanken liegen im Nordosten des Fundgebietes die trocken gefallene Oase Ain - el - Labakha und im Nordwesten das Fort Ain - el - Wan ( rund 5 km südlich von Umm - el - Dabadib ). Die weiteren approximativen Begrenzungen des Fundgebietes sind im Osten die Linie Ain - el - Labakha – Gebel el Teir, im Westen der Schnittpunkt der Linien Ain - el - Wan südwärts und Gebel el Teir westwärts. Die Landschaft ist geprägt durch die Dünenketten des Abu Muharig mit Sicheldünen bis zu 50 m Höhe. Die äolische Überformung ist extrem weit fortgeschritten, dennoch haben sich auch Playagebiete, teilweise mit Yardangs durchsetzt, halten können.

Ausdehnung : N – S = 17,5 km, W – O = 10 km.

Beschreibung des Fundplatzes : Die meisten Fundstellen sind an Restplayas gebunden aber auch auf Sandsteinuntergrund kommen sekundäre Konzentrationen vor. In situ Plätze und Herdstellen sind nicht beobachtet worden, mit Ausnahme einiger in Yardangs in Kopfhöhe eingeschlossener Artefakte ist das Fundmaterial ausnahmslos bewegt worden. K0 15, ein „ bedouin microlithic „ Fundplatz G. Caton - Thompsons südlich von Ain - el - Wan ist lediglich begangen worden und in seiner vorgefundenen Situation belassen worden, das gleiche gilt für K0 5.

Inventar : 360 Steinartefakte, davon 10 nicht modifizierte, sind aufgesammelt worden. Die 350 Werkzeuge gliedern sich wie folgt :

Werkzeug Anzahl  %
Kratzer 23 6,57
Bohrer 54 15,43
Stichel 7 2,00
Rückengestumpfte Lamellen 3 0,86
Kerben 38 10,86
Endretuschen 4 1,14
Geometrische Microlithen 5 1,43
Microburin Technik 3 0,86
Andere 213 60,85
Total 350 100,00

Die Gruppe „ Andere „ setzt sich zusammen aus :

Werkzeug Anzahl  %
Ounanspitzen 8 2,28
Retuschierten Stücken 67 19,14
Side - blow - flakes 8 2,28
Pfeilspitzen 80 22,86
Zweiflächnern 26 7,43
Sonstigen 24 6,86
Total 213 60,85

Analysiert man die Pfeilspitzen inklusive der Ounan - Spitzen nach Hugot, so wird folgendes Ergebnis sichtbar :

Indiz Anzahl  %
I 5 5,75
II 29 33,33
III 31 35,63
IV 22 25,29
Total 87 100,0

Pfeilspitzen vom Typ I, mit einem Exemplar vertreten, werden nicht berücksichtigt. Im Vergleich mit den Analysen der Pfeilspitzen der Abu Tartur Fundplätze 1024/82, 1023/82 und 1017/82 fällt auf, dass das Indiz III des Fundgebietes 1026/82 um rund 20 % bis 30 % höher liegt, ansonsten sind Ähnlichkeiten trotz des unwissenschaftlichen Absammelns durchaus zu erkennen.

Die Arbeiten im Gebiet 1026/82 sind nicht weiter vertieft worden und zwar aus zwei Gründen.

1) Die Fundplätze sind durch Deflation stark gestört und definierbare Kulturschichten sind nicht gefunden worden.

2) Die Entfernung von der Basis Abu Tartur war zu groß und für eine Einzelperson war das schwierige Gelände zu risikoreich.

Ein Vergleich der größenordnungsmäßig unterschiedlichen, von verschiedenen Personen in einer recht großen Zeitspanne gesammelten Pfeilspitzen des „ bedouin microlithic „ ergibt ein interessantes Bild.

G. Caton-Thompson* D. L. Holmes** R. und G. Ulbrich 1026/82***
Indiz Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  %
I 5 4,42 2 4,65 43 6,99 5 5,75
II 31 27,43 15 34,88 184 29,92 29 33,33
III 11 9,74 16 37,21 283 46,02 31 35,63
IV 66 58,41 10 23,26 105 17,07 22 25,29
Total 113 100,00 43 100,00 615 100,00 87 100,00
  • * Die elf großen, ausgekehlten Dreieckspitzen von K0 5 und K0 15 werden, da von Caton - Thompson eher dem „ peasant neolithic „ zugerechnet, später behandelt.
  • ** Ohne Bruchstücke.
  • *** Eine Pfeilspitze der Familie I ist unberücksichtigt geblieben.

Eine klare Übereinstimmung der Sammlungen Holmes, Ulbrich und 1026 ist nicht von der Hand zu weisen. Gemeinsam ist allen ein geringer Wert des Indiz I, der zwischen rund 5 % und 7 % liegt. Ein Drittel der Spitzen gehört zum Indiz II. Die stärkste Gruppe bilden die gestielten Pfeilspitzen mit rund 35 % bis 46 % und die Gruppe der nicht flächig bearbeiteten Stücke liegt bei rund 17 % bis 25 %.

Nicht ins Bild passen die entsprechenden Zahlen von G. Caton - Thompson. Ihr Fundgebiet erstreckte sich weiter nach Süden und zu den Pässen im Norden, der epipaläolithische Anteil der hier angetroffenen Fundstellen ist höher. G. Caton - Thompson klassiert außerdem die Fundstellen K0 5 und K0 15 als gemischt aus „ bedouin microlithic „ und „ peasant neolithic „.

Nach den in Abu Tartur gewonnenen Kenntnissen stellen die Oberflächenfunde in dem hier behandelten Raum ein Artefaktengemenge aus den verschiedensten Epochen und Kulturen dar. Dieses wird verständlich durch die Tatsache, dass der Boden in der Khargasenke im Mittel jährlich um 2 mm abgesenkt wird. Bis auf wenige Ausnahmen, K0 15 ist teilweise eine solche, ist von den ursprünglichen Lagerplätzen nichts übrig geblieben. Die Herde sind weggeblasen worden, die Keramik zu Staub zerrieben und die Steinartefakte nach Korngröße gesichtet worden. Das Material ist dermaßen durcheinander gewirbelt, dass es schon wieder homogen erscheint, wie der typologische Vergleich der verschiedenen Sammlungen suggeriert.

Eine in Abu Tartur angefertigte Langzeitstudie über die Auswirkung des Windschubes auf prähistorische Artefakte belegt mit eindeutigen Zahlen sowohl Verschiebung als auch Sichtung (bislang unveröffentlicht, aktuell in dieser Internetpräsenz).

Abu Tartur

Parallel zur El Ghorab Straße zwischen Kharga und Dakhla verläuft die Bruchkante des libyschen Plateaus in westöstlicher Richtung, lediglich die Felsmasse von Abu Tartur schiebt sich nach Süden in die Sandsteinebene vor. Die Bruchkante ist hier, bedingt durch die harten Kurkurschichten mit 550 m höher als die übrigen, bei rund 450 m – 500 m liegenden Partien. Begrenzt wird der Vater der Zipfelmütze, so die Bedeutung von Abu Tartur, im Süden und Osten durch eine mit Zeugenbergen durchsetzte, sandige Ebene der Nubiaschichten, im Westen durch den Wadi Batikh, den Wassermelonen - Fluss und im Norden durch den Wadi Ain Amur. Die mittleren Koordinaten sind 29°30’ – 30°10’ Ost und 25°20’ – 25°40’ Nord.

Heute wird unter Abu Tartur vor allem die ungefähr 50 km westlich von Kharga gelegene Phosphatgrube im südöstlichen Bereich des Massivs verstanden.

Hier war der Verfasser, abgesehen von einer früheren, kurzen Intervention im Jahr 1978, von 1982 bis 1987 als Bergingenieur im Auftrag der Societé Francaise d´ Etudes Minieres ( Sofrémines ) tätig. Außerdem ermöglichte die deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen eines Sonderforschungsprogramms eine sechswöchige Visite mit Archäologen des Heinrich Barth - Instituts für Ur - und Frühgeschichte der Universität zu Köln im Herbst 2000.

In der Freizeit während des Aufenthalts in Ägypten in den Jahren 1982 – 87 wurden im Umkreis von rund 30 km 146 Fundstellen entdeckt, davon 25 größere mit 100 bis 2500 Werkzeugen. Eine detaillierter Bericht liegt vor, eine Kopie befindet sich im Kölner Institut. Eine Veröffentlichung, auch auszugsweise, wurde nicht vorgenommen. Wohl aber wurden Informationen und erkannte Zusammenhänge für Veröffentlichungen unter anderem Namen genutzt.

Die Besiedlungsdauer in Abu Tartur reicht vom Epipaläolithikum bis zum ausgehenden Neolithikum falls die wenigen paläolithischen Einzelfunde wie z.B. Aterienspitzen unberücksichtigt bleiben. Das Inventar stammt von der Oberfläche, auf Grabungen ist verzichtet worden, selbst wenn die Überdeckung aus geringmächtigen Lockersedimenten bestand. Spuren späterer Aktivitäten aus historischen Zeiten ist nicht nachgegangen worden.

Wie schon im Fundstellenbericht Abu Tartur dargestellt, sind in situ - Plätze in der Sahara äußerst selten. Das Vorhandensein von überdeckenden Ablagerungen stellt keine Garantie für ungestörte Kulturschichten dar. Häufig handelt es sich dabei um umgelagerte äolische Sedimente oder durch Wadis transportiertes Material. In diesen Situationen können sich Artefakte der verschiedensten Zeitalter vom langschmalen Dreieck bis zur schlanken, beidseitig flächenretuschierten Pfeilspitze im gleichen ergrabenen Horizont finden.

Auf einigen der bedeutenderen Fundstellen fehlt die schützende Decke und das heterogene Fundmaterial ist auf die heutige Oberfläche projiziert worden. Zum Glück gibt es aber auch kleinere Konzentrationen, die unvermischt gerade aus ihrer originalen Situation auswittern und die es erlauben das Artefaktengemisch zu entwirren. Kleine Fundstellen sind vielfach homogen in Bezug auf die Verwendung von Rohmaterial, die Bearbeitungstechnik und das Typenvorkommen. Die Typenvielfalt der Abu Tartur Fundstellen spiegelt sich im Reichtum der Pfeilspitzenformen, wie die Auswertung des Materials einiger der größeren Konzentrationen zeigt.

Statistische Auswertung der Pfeilspitzen - Formen Fundplatz 1023/82 : 2462 Werkzeuge davon 44,76 % Pfeilspitzen. Von den 1546 unter Varia ( Tixier 112 ) klassierten Artefakten waren 1071 Pfeilspitzen, dazu kommen 32 Ounanspitzen ( Tixier 107 ), so dass eine Gesamtmenge von 1103 Bewehrungen entsteht. Alter nicht gemessen.

Anzahl %
Indiz I = A + B + E = 21 + 6 + 6 = 33 = 3,02
Indiz II = C = 575 = 52,61
Indiz III = D = 203 = 18,57
Indiz IV = F + G + H = 0 + 5 + 277 = 282 = 25,8
Total 1093 = 100

Die zehn Stücke der Familie I werden nicht berücksichtig.

Fundplatz 1005/83 : 897 Werkzeuge davon 43,03 % Pfeilspitzen. Von den 546 unter Varia klassierten Artefakten waren 376 Pfeilspitzen dazu gesellen sich noch zehn Ounanspitzen, so dass sich eine Gesamtmenge von 386 Bewehrungen ergibt. Alter 6420 BP.

Indiz Anzahl  %
I 19 5,08
II 223 59,63
III 73 19,52
IV 59 15,77
Total 374 100,00

Die Familie I ist mit 12 Stücken vertreten und wird in der Auswertung nicht berücksichtigt.

Fundplatz 1024/82 : 459 Werkzeuge davon 37,47 % Pfeilspitzen. Von den 322 unter Varia klassierten Werkzeugen waren 169 Pfeilspitzen. Zusammen mit den drei Ounanspitzen wird eine Anzahl von 172 Stücken erreicht. Alter 6620 BP.

Indiz Anzahl  %
I 9 5,33
II 123 72,78
III 20 11,83
IV 17 10,06
Total 169 100,00

Die drei Pfeilspitzen der Familie I sind nicht berücksichtigt worden.

Fundplatz 1017/82 : 729 Werkzeuge davon 24,42 % Pfeilspitzen. Von den 186 unter Varia klassierten Artefakten waren 125 Pfeilspitzen, hinzu kommen die unter Tixier 107 eingeordneten 53 Ounanspitzen des Fundplatzes, welche allgemein als Bewehrungen gewertet werden. Die Summe aller Pfeilspitzen beträgt demnach 178. Alter 7145 BP.

Indiz Anzahl  %
I 6 3,39
II 86 48,59
III 14 7,91
IV 71 40,11
Total 177 100,00

Ein Stück gehört in die Familie I und wird hier nicht gewertet.

Fundplatz 1004/83 : 628 Werkzeuge davon 21,66 % Pfeilspitzen. Von den 139 unter Varia klassierten Artefakten waren 113 Pfeilspitzen, mit den 23 Ounanspitzen des Fundplatzes ergibt sich eine Gesamtmenge von 136 Stücken. Alter 7590 BP.

Indiz Anzahl  %
I 2 1,48
II 24 17,78
III 6 4,44
IV 103 76,30
Total 135 100,00

Die einzige Pfeilspitze der Familie I wird nicht mitgezählt.

Fundplatz 0002/84 : 402 Werkzeuge davon 47,51 % Bewehrungen. Die 191 Bewehrungen lassen sich zum größten Teil auf die Tixier Nummern 87 und 92 zurückführen, hinzu kommen weitere Querschneidertypen sowie Pfeilspitzen der Typen H 10 ( Dreieck ), H 1 ( Blatt ), H 5 ( Stiel ) sowie Ounanspitzen ( H 12 ) und Ounan - Harif - Spitzen ( H 14 ). Alter 9120 BP.

Indiz Anzahl  %
I 0 0,00
II 3 1,57
III 1 0,52
IV 187 97,91
Total 191 100,00

Die drei Blattspitzen der Familie C scheinen auf den ersten Blick nicht in den Kontext zu passen, obwohl sie in ihrer Größe und der Art der Flächenretuschierung von Blattspitzen anderer Abu Tartur Fundstellen abweichen.

Die einzige Stielspitze der Familie D ist einseitig flächenretuschiert, die Ventralseite weist flache Randretuschen auf, sie gleicht vom Material und der Technik her der Hybridspitze ( Tafel Ä 35/14 ), die ebenfalls flache Randretuschen zeigt. Beide Stücke sowie auch die leicht rhombische H 14 Spitze ( Tafel Ä 35/13 ) mit Kantenretuschen an den proximalen Begrenzungslinien können zum kulturellen Inventar gehören. Damit wäre die D – Spitze ein sehr frühes Beispiel einer flächenretuschierten, gestielten Pfeilspitze ( Ä 12/6 ).

Neben 0002/84 ist auch der Fundplatz 1072/86 wegen seines homogenen Aspekts hoch interessant. Die auf 7670 +- 50 und 7645 +- 35 BP datierte Fundstelle erscheint weitestgehend unvermischt und wittert in schmalen Windkanälen oder auch Regenrinnen aus, so dass immer wieder in zeitlichen Abständen frische Artefakte gefunden werden können. Durch diese Tatsache erklärt sich das Zustandekommen der Sammlung 1072/02, die von Heiko Riemer durchgeführt wurde und welche neben 17 gestielten Spitzen, 8 Kerbresten und 5 weiteren retuschierten Werkzeugen auch 23 unmodifizierte Klingen und 49 Abschläge, letztere meistens Abfallstücke der Werkzeugproduktion, aufweist. Die erste Sammlung stammt von 1986, dem Jahr der Entdeckung der Fundstelle. Die Zusammenstellung der retuschierten Artefakte umfasst 125 Stücke und sieht wie folgt aus :

Nr. Tixier Werkzeug Anzahl % % der Gruppen
2 Einfacher Kratzer auf Abschlag 4 3,2
3 Kreisförmiger Kratzer 1 0,8
6 Vorspringender Kratzer 1 0,8 7,1 I
7 Gekerbter Kratzer 1 0,8
10 Kratzer auf gestumpfter Klinge 2 1,6
16 Doppelend - Bohrer 4 3,2 3,2 II
17 Stichel 1 0,8 0,8 III
35 Rückengestumpfte Klinge 1 0,8 0,8 IV
45 Rückengestumpfte Lamelle 1 0,8
55 Gebogene Lamelle 1 0,8
66 Bruchstück rückengestumpfte Lamelle 1 0,8 8,8 VI
70 Ouchtata Lamelle 8 6,4
74 Gekerbter Abschlag 3 2,4
75 Gezähnter Abschlag 2 1,6
76 Kerbklinge oder Kerblamelle 2 1,6 6,4 VII
77 Gezähnte Klinge oder gezähnte Lamelle 1 0,8
80 Endretusche 1 0,8 0,8 VIII
105 Durchgehende Retusche 47 37,6
107 Ounanspitze 20 16 72 XI
112 Verschiedene 23 18,4
Total 125 100 100

Während die erste Sammlung 16 % an Ounanspitzen und den damit verwandten Artefakten aufweist, steigt der Anteil beim Gesamtinventar ( 1072/86 plus 1072/02 ) auf 21 %. Die Ounanspitze ist ursprünglich ein Werkzeug aus dem Epipaläolithikum, wo sie möglicherweise als Bohrer benutzt wurde. Benannt ist sie nach dem Fundort Bir Ounan im südlichen Taoudeni in der Republik Mali. Vorneolithische Vorkommen sind unter anderen Ain Fritissa im südlichen Marokko, Oued Diffel, Bou Nouara und Dakhlat es - Saadane in Algerien und Ténéré im Norden Nigers.

Die ältesten Stücke aus der Ostsahara fallen in die Zeit um 7850 BP – 7600 BP ( El Jarar Early Neolithic, Wendorf et al. 2001 ).

Auch die Abu Tartur Fundstelle 1072/86 gehört in diesen Zeitraum. Außer den von Tixier definierten Ounanspitzen finden sich hier in den gleichen Schichten Pfeilspitzen, die eine Bruchfläche am Stielende aufweisen und solche, bei denen Schlagfläche und Bulbus erhalten sind.

Damit sind Herkunft und frühes Auftreten dieser Stielspitzen, einmal der „ Abu Tartur Spitze „ und zum anderen der kantenretuschierten Spitze mit modifiziertem Stiel, geklärt. Die Bearbeitung des Stiels dieser nach Hugot als „ H5 „ oder nach Caton - Thompson als „ Ounanien „ zu bezeichnenden Pfeilspitze kann Teile oder die Gesamtheit des Stiels betreffen, es werden sowohl steile als auch flache Retuschen beobachtet.

Als Beispiele seien genannt :

  • Ounanspitze - 1072 Tafel Ä 33 Nr. 2
  • Abu Tartur Spitze - 1072 Tafel Ä 33A Nr. 2
  • H5 - Spitze nach Hugot - 1072 Tafel Ä 33A Nr. 1

Wie die meisten Artefakte der Fundstelle 1072/86 sind auch diese drei Exemplare aus karamellfarbenem Hornstein hergestellt. Ohne die Sammlung Ulbrich enthält das lithische Gesamtinventar Abu Tarturs 14375 Werkzeuge davon 3173 Pfeilspitzen und Pfeilschneiden, Ounanspitzen nicht inbegriffen.

Reibschalen, Läufersteine und Hammersteine sind in dieser Auflistung nicht berücksichtigt. Der prozentuale Anteil der Pfeilspitzen für die Gesamtheit der Abu Tartur Fundstellen beträgt 21,06 %.

Mit den Geschossbewehrungen der Sammlung Ulbrich und anderer stehen für eine Auswertung insgesamt 4000 Stücke zur Verfügung, rund 1000 dieser Pfeilspitzen sind durch Zeichnungen im Maßstab 1 : 1 und Kurzbeschreibungen dokumentiert.

Das Fayum

Die von Gertrude Caton-Thompson und Elinor Gardner entdeckten und bearbeiteten Fundstellen liegen am Nordufer des Birket el Qarun, einem Restsee in der Fayum-Depression. Die Seeoberfläche liegt heute 45m unter dem Meeresniveau. Durch die Hochwasser des Nils und durch erhöhte Regenfälle während der holozänen Feuchtperioden hat der See häufiger seine Größe und seine Uferzonen verändert.

In den drei Grabungsperioden 1924/25, 1925/26 und 1926/24 bearbeiteten sie zum einen das Fayum B, eine Kultur, die auf mikrolithischen Werkzeugen und der Technik der Kantenretuschierung basierte und die keinerlei Keramik aufwies, zum anderen das Fayum A, welches sämtliche Attribute eines entwickelten Neolithikums aufwies als da sind Ackerbau und Viehzucht, Keramik und flächenretuschierte Steinwerkzeuge.

Erstaunlich ist, dass die beiden so unterschiedlichen Kulturen große, flächenretuschierte, ausgekehlte Pfeilspitzen ähnlicher Art hervorgebracht haben sollen.

Das Alter der Fayum Kulturen wird von F. Braunstein-Sylvestre mit 3910 +- 115 BC, 3860 +- 100 BC und 3210 +- 100 BC angegeben, wobei das älteste Datum dem höchsten Seestand entspricht und das jüngste Datum der heutigen Uferlinie zugeordnet ist. Im Folgenden werden die Pfeilspitzen-Vorkommen behandelt wie sie in G. Caton-Thompson „The Desert Fayum“ von 1934 dargestellt sind.

Die Fayum Fundplätze und ihre Pfeilspitzen

Fundplatz | Nr.Pfeilspitzen % A1 A17 A 2 C D E I H
A18 A25-A28
A13
Site K 43 14 32,6 5 - - 9 - - - -
L Basin Sites 121 38 31,4 8 - 7 17 6 - - -
Area L-X 116 29 25,0 6 - - 18 5 - - -
Site X 113 24 21,2 5 1 7 9 2 - - -
Area X-V, X-W 39 10 25,6 - - 1 1 8 - - -
Site V 213 105 49,3 1 4 25 23 52 - - -
Areas cii-w, cii-v,v-w 90 25 27,8 6 - 14 5 - - - -
Camp ii Basin 651 312 47,9 12 - 30 77 192 - 1 -
Site Z 84 20 23,8 - 2 6 12 - - - -
Z Basin 79 60 75,9 1 - - 1 53 4 1 -
Site Zi 78 11 14,1 6 - 1 4 - - - -
Lifeh to Qasr Sagha 72 23 31,9 - 4 8 9 2 - - -
Site R 34 13 38,2 1 - 7 5 - - - -
N Basin sites-S 44 13 29,5 - 1 2 7 3 - - -
Site T 38 9 23,7 - 2 6 1 - - - -
Areas R-T, S-T 18 3 16,7 - - - 3 - - - -
Area T-O 15 8 53,3 1 - 3 4 - - - -
Site O 10 2 20,0 1 - 1 - - - - -
Site N 184 24 13,0 - 6 10 2 6 - - -
West Dimai Basin 95 35 36,8 6 - 11 9 9 - - -
Dimai Dyke Area 18 4 22,2 2 - 2 - - - - -
D3 Wadi site M 67 54 80,6 5 - 28 9 12 - - -
Southern Area 7 1 14,3 1 - - - - - - -
West End Sites 100 22 22,0 2 - 10 3 7 - - -
Total (neolithisch und ungewisses Alter 2329 859 36,9 69 20 179 228 357 4 2 -
Indiz 1 = A+B+E
= 268+0+4 = 31,74 %
= 272
Indiz 2 C
= 228 = 26,60 %
Indiz 3 = D
= 357 = 41,66 %
Indiz 4 = F+G+H
= 0 = 0,00 %

Zwei Stücke fallen in die Familie I, die nicht berücksichtigt wird.

Die Häufigkeit der Pfeilspitzen im Gesamtinventar der Fayum Sammlung Caton-Thompsons liegt bei 36,9 % und ist damit wesentlich höher als bei vergleichbaren Fundstellen. Die Bandbreite liegt zwischen 13 % bei Site N und erreicht 80,6 % bei Site M.

Diese Zahlen lassen, wie es auch aus den Kommentaren Caton-Thompsons zu den einzelnen Fundstellen hervorgeht, auf ein selektives Absammeln, auf vorhergehendes Sammeln von Touristen und Plünderern und / oder auf durch Wind und Wasser zusammengetragene Artefaktenkonzentrationen und Sichtung nach Korngrößen schließen.

Die typischen, da häufigsten Pfeilspitzenarten in der Caton-Thompson Kollektion sind die Gestielten aus der Familie D. Sie erreichen 41,66 % des Gesamtvolumens und werden gefolgt von A-Spitzen der Gruppen A1, A17, A18, A2, A25 und A26, welche zusammen 31,74 % ergeben. Die Blattspitzen liegen mit 26,60 % auf dem dritten Platz. Pfeilspitzen mit dem Indiz 4, kommen nicht vor bzw. sind nicht in die „neolithische“ Sammlung aufgenommen worden. Selektionen wurden in einigen Fällen vorgenommen z.B. The Z basin levels A.L. 180-160, in anderen nicht z.B. Areas Cii-w, cii-v, v-w and Site V.

Die Pfeilspitzen gehören zu einen Inventar, welches unter anderen folgende Werkzeuge enthält :

  • Beile, poliert oder retuschiert
  • Beidseitig bearbeitete Messer
  • Sichelblätter
  • Spitzen und Messer, deren Ausgangsmaterial aus gerundeten Flintaggregaten besteht
  • Side-blow-flakes
  • Hohlbeile
  • Rückengestumpfte Lamellen. Bei einigen Fundstellen werden sie aufgeführt, bei anderen weggelassen

Einzigartig scheint die große Anzahl von stark ausgekehlten Spitzen des Typs A25 zu sein. Von den „surface sites“ stammt eine gestielte Großspitze vom Typ D3 (Plate XLII).

Die Gesamtmenge der im Fayum gefundenen Pfeilspitzen ist beträchtlich. Neben den frühen Sammlungen von H.W. Seton-Karr und M.C.T. Currell und anderen kommen die vielen für die Archäologie verlorenen Stücke, die in irgendwelchen Schubladen und Vitrinen verstauben. Die Menge der von G. Caton- Thompson beschriebenen Bewehrungen beträgt 859 Exemplare.

Nabta Playa und Bir Kiseiba.

Die Namen dieser Orte im Süden Ägyptens, westlich des Nils und in der Nähe der sudanesischen Grenze sind eng verbunden mit dem Wirken der „ Combined Prehistoric Expedition „. Diese anfänglich als Rettungsaktion, der durch das steigende Wasser des Assuan Hochdamms gefährdeten prähistorischen Siedlungsplätze, gedachte Aktion ist später weiter nach Osten ausgedehnt worden, um die reichen frühgeschichtlichen Vorkommen von Nabta Playa und Bir Kiseiba zu bearbeiten. Die Expedition war ein Gemeinschaftsunternehmen der Geological Survey of Egypt, der polnischen wissenschaftlichen Akademie Warschau und der Southern Methodist University Dallas. Geleitet wurden die archäologischen Arbeiten von Fred Wendorf und Romuald Schild. Ein Schwerpunkt der Untersuchungen war das frühe Holozän und die damit verbundenen Besiedlungsphasen.

Nabta Playa

Die Fundstellen von El Nabta und der weiteren Umgebung werden von Fred Wendorf, Romuald Schild und ihrer Mitarbeiter in zwei Volumen behandelt. Erstens in dem 1980 erschienenem Werk „Prehistory of the Eastern Sahara“, New York Academic Press und zweitens in dem 2001 in New York bei Kluwer Academic / Plenum Publishers erschienenem Band „Holocene Settelement of the Egyptian Sahara. The Archaeology of Nabta Playa“.

Die Pfeilspitzentypen sind denen von Bir Kiseiba sehr ähnlich und verteilen sich auf die einzelnen Fundstellen wie folgt :

Aus „Prehistory of the Eastern Sahara :

E-77-3 Alter 8840 +- 90 BP

Bezeichnung der Pfeilspitzen: stemmed points

Anzahl der Spitzen : 28 bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 431 Stücken, der Anteil der Pfeilspitzen beträgt 6,5 %. Gezeichnet wurden neun Exemplare.

Fig. 3.39

  • v – Stielspitze vom Typ H5, der Stiel ist auf der Ventralseite bearbeitet.
  • w – breite und grobe H5 - Spitze
  • x – grobe H5-Spitze
  • y-z – rhombische Spitzen vom Typ H2
  • a.a. – Ounanspitze
  • b.b. – Die Spitze weist eine Ähnlichkeit mit dem Typ H3 auf
  • c.c. – H5-Spitze mit querschneidigem distalem Ende, der Stiel ist ventral modifiziert. Das Stück könnte auch unter F14 geführt werden.

Fig. 3.40

  • c – H19, das Stück entspricht in seiner Silhouette dem Typ E5 bei den flächenretuschierten Pfeilspitzen.

Zusätzlich zu den oben genannten Pfeilspitzen wurden 7 Dreiecke und 18 Trapeze gefunden, die als Bewehrungen hätten dienen können. Vier dieser geometrischen Mikrolithen wurden gezeichnet.

E-75-6 (Epipaläolithisch) Alter ca. 8290 +- 80 BP (Eierschale)

Bezeichnung der Pfeilspitzen : Ounan-Spitzen.

Anzahl der Spitzen : 12 bei einer Werkzeugmenge von 146 Stücken. Der Anteil der Pfeilspitzen beträgt 8,22 %. Gezeichnet wurden sechs Exemplare.

Fig. 3.45

  • k-p kleine Ounanspitzen (H12). Die Trapeze und Dreiecke der Fundstelle könnten auch als Bewehrungen genutzt worden sein.

E-75-7

  • Von dieser mit aller Wahrscheinlichkeit gemischten Fundstelle wurden 448 retuschierte Werkzeuge aufgesammelt, darunter drei Pfeilspitzen, eine Blattspitze vom Typ H10, eine kleine Ounanspitze (H12) und ein Bruchstück einer flächenretuschierten D1-Spitze.

E-75-6 (Neolithisch)

  • Von den 146 Werkzeugen waren 8,22 % oder 12 Exemplare Pfeilspitzen.

E-75-6 (Neolithisch Pits) Von den 312 Werkzeugen waren lediglich 1,3 % oder 4 Stücke gestielte Pfeilspitzen.

E-77-5 (Neolithisch) Alter 7530 +- 180 Jahre

  • Die Gesamtmenge der Werkzeuge beträgt 223 Stücke, hauptsächlich retuschierte Stücke und gekerbte bzw. gezähnte Stücke. Bohrer sind ebenfalls häufig. Neben Endretuschen, rückengestumpften Lamellen und Kratzern kommen jeweils ein Trapez, ein Krukowski microburin und ein ausgesplittertes Stück vor.

Die drei schlanken Stielspitzen unterscheiden sich stark von den Exemplaren der älteren Fundstellen.

E-75-8 (lower layer) Alter : von 7100 BP bis 6700 BP.

  • Von den 395 Werkzeugen sind 10,4 % oder 41 Stücke Pfeilspitzen, die als Nabta points bezeichnet werden.

Es handelt sich dabei um basisretuschierte Dreieckspitzen, die aber auch steile Randretuschen oder Modifikationen des distalen Endes aufweisen können. Sie werden unter H7 und H8 geführt. Ähnliche Artefakte gehören in Kiseiba und Abu Tartur in das mittlere Neolithikum.

E-75-8 (upper layer)

  • Die Menge der gefundenen Werkzeuge beträgt 136 Stücke, davon sind 1,47 % oder zwei Exemplare querschneidige Pfeilspitzen. Außerdem wurde eine Ounanspitze (H12) mit stark modifiziertem distalem Ende gezeichnet (Fig. 3.103).

Die 1980 veröffentlichen Fundstellenberichte von El Nabta beinhalten 107 Pfeilspitzen. Als gestielt werden 44 Exemplare bezeichnet, 3 sind gestielt und schlank, 12 sind Ounanspitzen und für 41 Stücke wurde der Name „Nabta points“ gewählt. Letztere sind kantenretuschierte Dreieckspitzen der Gruppen H7 und H8. Die übrigen sieben Stücke verteilen sich auf die Gruppen D1, C3, H10, H12 und auf zwei Querschneider der Familie F ohne genauere Bestimmung.

Interessant ist die H10-Spitze Fig. 3.58 m, die als Bewehrung mit spitzbogiger Basis bezeichnet wird. Typologisch identische Formen werden im „Cattle keeper“ als Ounan-Harif-Spitzen angesprochen. (Seite 277, Fig. 12.11.e) und (Seite 303, Fig. 13.3.g.h.).

Liste der Altersangaben der Fundstellen und der zugehörigen Pfeilspitzentypen

Altersangaben Fundplatz Menge in „Prehistory of Eastern Sahara“ nach Hugot
8840+-90 BP E-77-3 28 gestielt H5, H2, H3, H19
18 Trapeze, 7 Dreiecke
8290+-80 BP E-75-6 Epipal. 12 Ounan H12
3 Trapeze, 10 Dreiecke
- E-75-7 4 Point with ogival base H10, H12, D1, C3
Ounan point
Bifacial points
- E-75-6 Neolith. 12 gestielt H12
- E-75-6 Neolith. 4 gestielt -
pits
7530+-180 BP E-77-5 Neolith. 3 schlank, gestielt H12
1 Trapez
7100-6700 BP E-75-8 lower 41 Nabta points H7, H8
- E-75-8 upper 3 Querschneider F?, H12


Aus „Holocene settlement of the Egyptian Sahara. The Archaeology of Nabta Playa”

E-75-6 El Nabta und Al Jerar Village

E-75-6 Feature 1/91, 1/90 und IV/91

  • Alter feature 1 : 7600 BP +- 110

Pfeilspitzen – 1 Ounanspitze (H12) ?

E-75-6 Cut 1/90 und Feature 2/90

  • Pfeilspitzen – 1 Ounanspitze (H12) ?

E-91-1 Area B Oberfläche

  • Pfeilspitzen – 3 Ounanspitzen, 1 atypische Ounanspitze (H12) ?

E-91-1 Al Jerar Phase

E-91-1 Area C Alter : 7536 +- 110 BP

  • Pfeilspitzen – 4 Ounanspitzen (H12) ?, 3 abrupt kantenretuschierte Blattspitzen (H10) ?

Gezeichnet wurden 3 Exemplare

  • Fig. 8.15 a-H1, d-H2, e-H7 ?

E-91-1 Area D Alter : 7850 +- 70 BP

  • Pfeilspitzen – 2 Ounanspitzen (H12) ?

E-91-1 Areas 1 und 5

  • Pfeilspitzen – 12, davon 10 Ounanspitzen, eine Blattspitze und eine dreieckige Spitze.

Gezeichnet wurden 9 Exemplare

  • Fig. 8.28. f-H5, h-H2, o-H2
  • Fig. 8.29. b-H1, g-H5, h-H5, i-H5
  • Fig. 8.26. l-H10, m-H5, h-(Varia) könnte eine H8-Spitze sein.

E-91-1 Area 2

  • Pfeilspitzen – 19 Ounanspitzen, 3 beidseitig flächenretuschierte Spitzen. Von letzteren ist eine Spitze abgebildet Fig. 8.34, zwei sind abgebrochen.

E-91-1 Area 3 Oberfläche

  • Pfeilspitzen:
  • 4 Ounanspitzen (H12)
  • 1 große Dreieckspitze mit zentraler Kehle Fig. 8.37 die Dimensionen sind 69mm x 27mm x 8mm

E-91-1 Area 3 Grabung

  • Pfeilspitzen – 2 Ounanspitzen (H12)

E-91-1 Area 4

  • Pfeilspitzen – 31 Ounanspitzen (H12)

E-91-1 Area 6 Oberfläche

  • Pfeilspitzen – 6 Ounanspitzen (H12), zwei beidseitig flächenretuschierte Spitzen.

Gezeichnet wurden 4 Ounanspitzen (H12) Fig. 8.43. h-k und eine E3-Spitze sowie eine D3-Spitze l und m.

E-91-1 Area 6 Grabung

  • Pfeilspitzen – 5 Ounanspitzen (H12)

E-91-1 Area 8 Oberfläche und Grabung

  • Pfeilspitzen – 19 Ounanspitzen. Das gezeichnete Exemplar (Fig. 8.45 f) stellt eine H5-Spitze dar.

E-91-1 Area 9

  • Außer sechs Ounanspitzen von der Oberfläche produzierte der Fundplatz vier Dreieckspitzen der Gruppen H7 und H8.

E-91-1 Area 10

  • Pfeilspitzen – 9 Ounanspitzen und 9 Dreieckspitzen.

Gezeichnet wurden vier Exemplare (Fig. 8.50).

  • a.) Dreieckspitze vom Typ H7 (besonders lang).
  • b.) Ist eine H5-Spitze, da eine Verlängerung des Stiels vermutet wird.
  • c.) Dreieckspitze vom Typ H7 (mit gerundetem Übergang vom linken Rand zur Basis).
  • m.) Ist entweder eine H5- oder eine Abu Tartur-Spitze.

E-91-1 Area 11

  • Pfeilspitzen – 16 „points“.

Gezeichnet wurden fünf Exemplare (Fig. 8.53).

  • b.) Kantenretuschierte Blattspitze vom Typ H1
  • d.) Abu Tartur-Spitze (H13)
  • e.) Kantenretuschierte Blattspitze vom Typ H1
  • h.) Kantenretuschierte Blattspitze vom Typ H1 (besonders lang)
  • j.) Dreieckspitze vom Typ H7

E-91-1 Area 13

  • Pfeilspitzen – 19 Ounanspitzen von der Oberfläche.

E-91-1 Area 14

  • Pfeilspitzen – 6 Ounanspitzen.

Gezeichnet : eine H12 oder H13-Spitze (Fig. 8.59 e.)

E-91-1 Area 15 Oberfläche

  • Pfeilspitzen – 8 Ounanspitzen und 7 Spitzen („points“).

E-91-1 Area 16

  • Pfeilspitzen – 6 Ounanspitzen und 4 „points“.

Gezeichnet wurden sieben Exemplare (Fig. 8.61)

  • a.) Blattspitze vom Typ H10
  • c.) Abu Tartur-Spitze H13
  • d.) Stielspitze vom Typ H5
  • e.) Stielspitze vom Typ H5
  • f.) Dreieckspitze vom Typ H9
  • j.) Blattspitze vom Typ H4
  • k.) Blattspitze vom Typ H10

Fundstellen E-77-1 und E-94-3

  • Zwei neolithische Fundstellen in der Nähe des Gebel Nabta

E-77-1

  • Pfeilspitzen – 14 Ounanspitzen (Fig. 13.7)
  • f.) Stielspitze vom Typ H12
  • j.) Dieses an anderen Stellen als Ounan-Harif-Spitze bezeichnetes Exemplar kann unter H2 klassiert werden.
  • k.) Die nicht ganz klare Zeichnung lässt eine H5-Spitze vermuten.

Weiter werden zwei Spitzen mit gerundeter Basis erwähnt (Fig. 13.6 b) und zwei Dreieckspitzen mit zentraler Kehle vom Typ A2 (Fig. 13.8 k), Die Maße der größeren betragen 54mm x 33mm x 8mm.

E-94-3 Alter von 5800 – 6300 BP

  • Pfeilspitzen
  • – 1 Ounanspitze ohne Zeichnung
  • - eine blattförmige Spitze mit halbsteilen Randretuschen vom Typ H10 (Fig. 13.15 c)
  • - eine beidseitig flächenretuschierte Stielspitze vom Typ D1 (Fig. 13.15 d) ferner eine Blattspitze der Familie C und eine zerbrochene Stielspitze der Familie D, beide ohne Zeichnung.

Site E-92-7 Al Jerar Phase und spätes Neolithikum

E-92-7 spätes Neolithikum

  • Von 72 Werkzeugen war nur ein Stück eine Ounanspitze (Fig. 9.14 f).
  • Von der Oberfläche wurden zusätzliche Exemplare gezeichnet.

Fig. 9.18.

  • a.) – D3-Spitze mit konkavokonvexen Rändern und stark heruntergezogenen Widerhaken.
  • b.) – Blattspitze vom Typ C3 mit vollflächig retuschierter Dorsalseite und teilflächig modifizierter Ventralseite.
  • e.) – Ounanspitze (H12)
  • d.) – große Blattspitze vom Typ C3

Site E-75-8 Zusatzgrabung auf der Fundstelle aus dem 7. Jahrtausend in Nabta Playa

  • Pfeilspitzen – 12 Dreieckspitzen, eine zerbrochene Blattspitze (Fig. 10.12), gezeichnet wurden fünf Dreieckspitzen und die Blattspitze.
  • a-d. Dreieckspitzen der Gruppe H7.
  • g. Wird als Dreieckspitze bezeichnet ist aber sehr atypisch.
  • i. Teilflächig retuschierte Spitze der Gruppe C1.

Von der Area A des gleichen Fundplatzes werden drei weitere Dreieckspitzen des Typs H7 und eine teilweise flächig retuschierte D21-Spitze gemeldet (Fig. 11.11).

Vom nördlichen Erweiterungsgraben sind zwei Spitzen gezeichnet Fig. 11.12.

  • a.) Ist eine interessante Dreieckspitze mit konkaver Basis, die Ränder verlaufen im proximalen Bereich nahezu parallel zueinander, im distalen Bereich konvex. Sie ist kantenretuschiert und das distale Ende ist auf der Ventralseite durch flache Retuschen verdünnt. Dieser neue Typ erhält die Bezeichnung H20.
  • b.) Ist eine große Blattspitze der Gruppe H4.

Site E-94-2 Spätes Neolithikum von Nabta

E-94-2 Alter : von 5260 +- 60 BP (Herd 9) bis 6220 +- 90 BP (Herd 51).

Fig. 12.8 zeigt folgende Pfeilspitzen von der Oberfläche.

  • a.) Große Ounanspitze (H12).
  • b.) Leicht asymmetrische D3-Spitze mit nur leicht herabgezogenen Widerhaken.
  • c.) Große C4 Spitze.
  • h.) C3-Spitze, das distale Ende erinnert am linken Rand an C11.
  • j.) C2-Spitze.
  • l.) C4-Spitze.

Fundstelle E-96-1 Struktur B

Fig. 17.20 zeigt zwei beidseitig flächenretuschierte Pfeilspitzen.

  • b) Große Dreieckspitze mit zentraler Kehle vom Typ A2, sie wurde einige Meter entfernt von der Struktur B an der Oberfläche gefunden.
  • e) Stielspitze mit kurzen Widerhaken. Im proximalen Bereich verlaufen die Ränder parallel zueinander. Das distale Ende ist spitzbogenförmig ausgestaltet. Sie kann noch unter D33 geführt werden.
Altersangaben Fundplatz Menge In „Holocene settlement“ nach Hugot
7600+-100BP E-75-6 F.1 1 Ounan H12 ?
- E-75-6 1/19,2/90 1 Ounan H12 ?
- E-91-1 B,Oberfläche 4 Ounan H12 ?
7536+-110BP E-91-1 C 7 Ounan, leaf shaped H1,H2,H7,H10 ? F5
7850+-70BP E-91-1 D 2 Ounan H12 ?
- E-91-1 Area 11 12 „points“ H5,H1,H2,H10,H8
- E-91-1 A2 22 Ounan, bifacial points H12 ?, C3
- E-91-1 A3,Oberfläche 5 Ounan, bifacial concave H12 ?, A2
Base point
- E-91-1 A3,Grabung 2 Ounan H12 ?
- E-91-1 A4 31 Ounan H12 ?
- E-91-1 A6,Oberfläche 8 Ounan „Pointe“ H12,E3,D3
- E-91-1 A6,Grabung 5 Ounan H12 ?
- E-91-1 A8 19 Ounan H5
- E-91-1 A9 10 Ounan, middle H12,H7,H8
neolithic points
- E-91-1 Area 10 18 Ounan „points“ H5,H7, F5
- E-91-1 Area 11 16 „points“ H1,H13,H7
- E-91-1 Area 13 19 Ounan H12 ? F5
- E-91-1 Area 14 6 Ounan H12 oder H13
- E-91-1 Area 15 15 Ounan „points“ H12 ? F5
- E-91-1 Area 16 10 Ounan „points“ H10,H13,H5,H9,H4
- E-77-1 18 Ounan, points with H12,H2,H5,H4
rounded base, points A2
with concave base
5800-6300BP E-94-3 5 Ounan, leaf shaped, H12 ?,H10,D1
others C ?, D ?
- E-92-7 5 Ounan „points“ H12,D3,C3, F5
- E-75-8 19 Triangular points C1,H20,H4,
leaf shaped point H7
bifacial point
5260-6220BP E-94-2 6 - H12,D3,C4,C3,C2
- E-96-1 2 - A2, D33

Bir Kiseiba ( F. Wendorf, R. Schild, Ed. A.E. Close 1984 )

  • Die auf den Siedlungsplätzen um Bir Kiseiba gefundenen Pfeilspitzen lassen sich in vier Gruppen einteilen wenn von einem Einzelfund einer großen, ausgekehlten, beidseitig flächenretuschierten Dreieckspitze vom Typ A2 und der Erwähnung einiger weniger flächenretuschierter, kleinformatiger Stücke abgesehen wird.

1 ) Ounan Spitzen – hierbei sollte die Definition von J. Tixier Anwendung finden. Einige der besprochenen Bewehrungen entsprechen nicht den Kriterien und werden in andere Gruppen transferiert.

2 ) Kantenretuschierte Dreieckspitzen – sie kommen entweder mit geradliniger Basis oder mit konkaver Basis vor. Die ersteren werden im weiteren Verlauf unter H7, die zweiten unter H8 geführt. Diese Einteilung wurde für die Fundstellen in Abu Tartur gewählt, wo 50 H7 – Spitzen und 15 H8 – Spitzen klassiert worden sind.

Das Exemplar Fig. 6.8 e wird als Bou- Saada- Spitze bezeichnet, diese weisen jedoch nach der Definition Tixiers keine kantenretuschierten Ränder auf. Sie wird unter H8 eingeteilt trotz einer leicht konvexen Schwinge.

Zwar stimmt die Aussage D.L. Holmes, dass die H7 – Spitze der Columnata- Spitze Tixiers ähnelt, aber ein wichtiger technischer Punkt bleibt unberücksichtigt. Während die Basis der H7 – Spitze abrupt kantenretuschiert ist zeigt die Columnata- Spitze an der Basis auf beiden Seiten flache Druckretuschen.

3 ) Querschneider – Auf den Fundplätzen vom el- Kortein Typ sind neben den typischen Ounan- Harif- Spitzen ebenfalls geometrische Mikrolithen in Form von Trapezen und Dreiecken gefunden worden. Diese können als mögliche Bewehrungen nicht ausgeschlossen werden.

4 ) Ounan- Harif- Spitzen. – Durch die Art der basalen Modifikationen weisen alle Ounan- Harif- Spitzen eine starke Gemeinsamkeit auf.

Sinngemäß schreibt Angela E. Close dazu folgendes : ... allen Exemplaren dieses Typs ist die Bearbeitung der Basis gemeinsam. Sämtliche Spitzen weisen zwei proximale, schräg verlaufende, konvergierende Endretuschen auf, die geradlinig, konvex oder konkav sein können, so dass die Formen der Basis von gestielt bis eiförmig reichen. Die meisten zeigen flache Retuschen, um die Höhe des Bulbus zu verringern ...

Fred Wendorf und Romnald Schild drücken es so aus : ... Ounan- Harif- Spitzen sind die charakteristischen Werkzeuge der el Kortein Periode des frühen Neolithikums und sie bilden die größte Gruppe in dieser Werkzeug – Zusammenstellung. Die hier gefundenen 18 Exemplare weisen den typischen Stiel ( stem ) auf, welcher durch zwei sich schneidende basale Endretuschen geformt wird ..... Die beiden basalen Endretuschen können geradlinig sein ( sechs ) oder häufiger eine gerade und eine konvexe aufweisen ( neun ) oder eine gerade und eine konkave ( eine ) oder zwei konkave ( zwei ) ....

Im gleichen Sinne schreibt Hanna Wieckowska : „ ... Die an der Oberfläche gefundene Spitze ist untypisch. Sie ist aus tertiärem Hornstein gefertigt mit einem 9 mm langen Heftzapfen (tang) an beiden Rändern herausgearbeitet durch beidseitige, proximale Kerben, sie zeigt ebenfalls flache Retuschen auf der Ventralseite ... „

Über die ausgegrabenen Stücke wird gesagt - : „ .... Sämtliche Stiele sind proximal. Drei werden durch zwei geradlinige, konvergierende Endretuschen gebildet .... .... eine hat eine konvexe und eine konkave Endretusche und drei haben zwei konkave Endretuschen. „

Dagegen lauten die Ausführungen von K. Morgan Banks im gleichen Volumen sinngemäß : „ ... Ounan – Spitzen ( Typ 107 ) – Ounan- Harif- Spitzen sind kleine Abschläge oder Klingen bei denen ein Ende, normalerweise das proximale, so retuschiert ist, dass ein eindeutiger Stiel mit einer oder mehreren konkaven Schultern gebildet wird. Die Schultern können unterschiedlich gut ausgearbeitet sein. Die Stücke können Retuschen an den Rändern aufweisen. Das dem Stiel gegenüberliegende Ende, meistens das distale, ist entweder natürlich zugespitzt oder durch Retuschen modifiziert .... „

Zunächst sollte der Begriff „ Stiel „ im Zusammenhang mit Pfeilspitzen definiert werden sowie die Methoden der Schäftung. Im Prinzip kennen wir vier verschiedene Pfeilspitzen – Basen, die für die Schäftung vorgesehen sind.

1 ) Geradlinige, konvexe und konkave Basen wie sie vor allem bei Dreieckspitzen angetroffen werden, seien diese nun flächenretuschiert oder nicht. Als Beispiele können genannt werden A1, A18, B1 aber auch F5, F7 sowie H7, H8, H4 und H9.

2 ) Gekehlte Basen wie sie für die Gruppen A2, A13 und A19 und anderer typisch sind.

3 ) Konvergierende Linien, seien diese geradlinig, konvex, konkav oder gemischt. Gerade konvergierende Linien sind bei rhombischen Pfeilspitzen üblich wie bei E1 und E2. Konvexe konvergierende Linien bilden die Basen fast aller Blattspitzen. Als Beispiele seien genannt C1, C2, C3. Konvergierende, konkave Linien sind anzutreffen bei rhombischen Spitzen ( E5 ) und bei Blattspitzen ( C11 ). Gemischte konvergierende Linien wie z.B. konvex – konkav sind selten. In der Familie I ist es die Gruppe 12, welche die Kriterien erfüllt. Die schönsten Beispiele allerdings bieten die Ounan- Harif- Spitzen.

4 ) Der Stiel – Der Stiel setzt sich deutlich von einem häufig dreieckigem Körper ab. Auch bei den meisten schlanken, auch blattförmigen Körpern ist der Übergang zum Stiel klar zu erkennen. Beispiele sind D1, D2, D3, D11, D12, D38, D46 und sämtliche übrigen Pfeilspitzen der Familie D sowie H5, H12, H13 und andere bei den nicht flächenretuschierten Exemplaren. Es existieren weniger deutliche Gruppen wie D7 wo ein kleiner, bohrerartiger Stiel angebracht ist oder D44, welche einen Übergang von der Blattspitze zur Stielspitze bildet.

Im Falle der Ounan- Harif- Spitzen von Bir Kiseiba handelt es sich um Pfeilspitzen, deren Basen durch konvergierende Linien gebildet werden, also in den häufigsten Fällen nicht um gestielte Spitzen. Die kurze und präzise Definition von Angela E. Close ist in diesem Zusammenhang besonders wertvoll.

In einer Typologie, die besonders die Silhouette zur Bestimmung heranzieht ist es schwierig verschiedenartige Exemplare, wenn sie auch in einer Hinsicht eine Gemeinsamkeit aufweisen und eine kulturelle Einheit bilden, in einer einzigen Gruppe zu führen. Da vergleichbare und schon definierte Pfeilspitzen in der algerischen Sahara vorkommen, erhalten die blattförmigen Ounan- Harif- Spitzen die Bezeichnungen H1 und H10. Die unregelmäßigen rhombischen werden unter H2, die regelmäßigen unter H17 klassiert.

Als Ounan- Harif- Spitzen werden unter der Bezeichnung H14 diejenigen Exemplare geführt, deren basale Retuschen konkav verlaufen oder es verläuft nur eine konkav aber sie bildet mit dem gegenüberliegendem proximalen Randabschnitt einen kleinen aber deutlichen Stiel. Sollte trotz konkaver Basisretuschen ein abgesetzter Stiel nicht erkennbar sein, wird das Exemplar unter H19 abgelegt.

Die Pfeilspitzen von Bir Kiseiba sind auf die einzelnen Fundstellen wie folgt verteilt.

E – 79 – 1 Alter : 8210 +- 70 BP auf Straußeneischale

  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : Ounan – Harif.
  • Anzahl der Spitzen : 8 bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 247 Stücken, der Anteil der Pfeilspitzen an der Gesamtmenge beträgt 3,24 %.
  • Gezeichnet wurden 4 Exemplare.

Fig. 5.6. z Das Stück ist eine kurze und breite Ounan- Spitze mit atypischem distalem Ende. Die Ränder laufen nicht zu einer natürlichen Spitze zusammen sondern das distale Ende wird durch eine schräg verlaufende Schneide gebildet, welche die Wirkungsweise eines Querschneiders hat.

Fig. 5.8.

  • i – rhombische Spitze vom Typ H17
  • j – typische H2 - Spitze
  • k – breite H5 - Spitze mit Ähnlichkeit zur Ounanspitze aber die Bohrerspitze fehlt am Stielende und das distale Ende ist gerundet.

Auf der Fundstelle wurden ebenfalls 2 Trapeze und 4 Dreiecke beobachtet.

E – 79 – 2 Alter : 7610 +- 70 BP, 7780 +- 130 BP, 8130 +- 100 BP.

  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : Ounan ( 8 ) und Bou – Saada ( 1 ).
  • Anzahl der Spitzen : 9 bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 887 Stücken. Der Anteil der Pfeilspitzen an der Gesamtmenge beträgt 1,02 %.
  • Gezeichnet wurden vier Exemplare.

Fig. 6.8.

  • d – H5 - Spitze mit abgebrochenem Stiel.
  • e – H8 - Spitze mit abgerundeter linker Schwinge.
  • f - g – kleine Ounanspitze, H12.

E – 79 – 6 Alter 7170 +- 80 BP.

  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : kantenretuschierte Dreieckspitzen.
  • Anzahl der Spitzen : 19 bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 577 Stücken. Der Anteil der Pfeilspitzen beträgt 3,29 %.
  • Gezeichnet wurden 8 Exemplare.

Fig. 10.6.

  • i - m – kantenretuschierte Dreieckspitzen mit geradliniger Basis vom Typ H7.

Fig. 10.7.

  • r - s – kantenretuschierte Dreieckspitzen mit geradliniger Basis vom Typ H7.
  • t – kantenretuschierte Dreieckspitze mit konkaver Basis vom Typ H8.

Fig. 10.5.

  • zeigt eine große ausgekehlte, beidseitig flächenretuschierte Dreieckspitze vom Typ A2 ( Dim. 49x30x7 ). Das Stück ist ein Irrläufer und gehört nicht in den Kontext.

E – 79 – 7 Alter 7360 +- 200 BP.

  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : kantenretuschierte Dreieckspitzen mit konkaver Basis.
  • Anzahl der Spitzen : 2 bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 20 Stücken, der Anteil der pfeilspitzen beträgt also 10 %.
  • Gezeichnet : keine, beide Spitzen können nach der Beschreibung als H8 – Spitzen identifiziert werden.

E – 80 – 1 Alter Area C 8020 +- 70 BP und 8020 +- 90 BP.

  • Area C enthält nur eine Pfeilspitze, für area A, die 62 Pfeilspitzen produzierte, sind nur indirekte Altersangaben verfügbar. Sie beruhen auf Vergleichen mit ähnlichen Plätzen wie E – 77 – 3 ( 8840 +- 90 BP ), E – 75 – 6 ( 9360 +- 70 BP ) und ( 8290 +- 80 BP ) letztere auf Straußeneischale.
  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : Ounan- Harif- Spitzen, sie stellen bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 817 Stücken 7,76 %.
  • Gezeichnet : 11

Fig. 12.11.

  • a – Querschneider vom Typ F14.
  • b – Blattspitze vom Typ H10.
  • c – Sollte das gestumpfte Artefakt eine Pfeilspitze sein, so gehört es unter die Atypischen.
  • d - g – Blattspitzen vom Typ H10.
  • h – Ounan- Harif- Spitze vom Typ H14.
  • i – Blattspitze vom Typ H1.
  • j – Ounan- Harif- Spitze vom Typ H14.
  • k – Spitze vom Typ H2.

Auf E – 80 – 1 wurden ebenfalls 8 Trapeze und 9 Dreiecke gefunden.

E – 80 – 2 Alter : auf Grund von Beobachtungen auf ähnlichen Fundplätzen wird das Alter auf den Zeitraum von vor 8100 BP bis nach 9000 BP geschätzt.

  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : gestielte Ounan- Harif- Spitzen.
  • Anzahl der Spitzen : 18 bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 63 Stücken. Der Anteil der Pfeilspitzen beträgt 28,57 %.
  • Gezeichnet : 5

Fig. 13.3.

  • f – H2- Spitze.
  • g - i – Blattspitzen vom Typ H10.
  • j – Querschneider vom Typ F14.

Zusätzlich wurden 5 Trapeze mit den Tixier Nummern 83, 85, 87 und 88 gefunden, die potenzielle Pfeilspitzen- Bewehrungen sein können.

E – 80 – 3 Keine Altersangabe

  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : Ounan- Harif.
  • Anzahl der Spitzen : 5 bei einer Gesamtwerkzeugmenge von 241 Stücken, dies ergibt einen Anteil von 2,07 %.
  • Gezeichnet : 2

Fig. 14.5.

  • a – H2- Spitze.
  • b – H10- Spitze.

Im „ cattle – keepers „ werden insgesamt 125 Pfeilspitzen, davon 8 Ounanspitzen, 94 Ounan- Harif- Spitzen, 22 kantenretuschierte Dreieckspitzen und eine beidseitig flächenretuschierte, große, ausgekehlte Dreieckspitze, vorgestellt.

Hinzu kommen 19 Trapeze und 9 Dreiecke, die als Bewehrungen in Frage kommen würden und 5 flächenretuschierte Exemplare. Die Ounan- Harif- Spitzen fallen durch ihre Breite auf, sie sind, legt man die Durchschnittslängen und Breiten zu Grunde, sämtlich aus Abschlägen hergestellt.

Das Verhältnis von Breite zu Länge beträgt für den Fundplatz E – 80 – 1 – A 0,47 und für die Fundplätze E – 80 – 2 und E – 80 – 3 0,40. Die Dimensionen variieren :

  • für die Länge von 19 – 35 mm ( E – 80 – 1 ), 23 – 31 mm ( E – 80 – 2 ), 26 – 32 mm ( E – 80 – 3 ).
  • für die Breite von 8 – 18 mm ( E – 80 – 1 ), 9 – 13 mm ( E – 80 – 2 ), 11 – 12 mm ( E – 80 – 3 ).
  • für die Dicke von 1 – 5 mm ( E – 80 – 1 ), 2 – 4 mm ( E – 80 – 2 ), 2 – 4 mm ( E – 80 – 3 ).

Die durchschnittlichen Werte für die 62 Spitzen vom Fundplatz E – 80 – 1 – A betragen 27,9 x 13,1 x 3,0 mm.

Im Gegensatz dazu sind die als Ounanspitzen bezeichneten Bewehrungen von Fundplatz E – 79 – 2 schlanker und aus Lamellen gefertigt. Die Durchschnittswerte liegen bei 37,2 mm Länge und 12,4 mm Breite, die Dicke beträgt 4,3 mm. Das Verhältnis von Breite zu Länge ist wesentlich geringer als bei Ounan- Harif- Spitzen und liegt bei 0,33.

Die 22 kantenretuschierten Dreieckspitzen, sei nur die Basis oder seien auch die Ränder von den Modifikationen betroffen, unterteilen sich in * H7 – Spitzen mit geradliniger Basis,

  • H8 – Spitzen mit konkaver Basis und in H18 – Spitzen mit konvexer Basis.

Die Länge der Geschosse reicht von 13 – 25 mm, die Breite von 8 – 18 mm und die Dicke von 2 – 5 mm.

Von Bir Murr I werden vier flächenretuschierte Pfeilspitzen gemeldet, von Bir Murr II lediglich eine.

Eine Holzkohlen Analyse für Bir Murr I ergab ein C 14 Alter von 6310 +- 70 BP Jahren. Zeichnungen sind nicht angefertigt worden. Aus den Beschreibungen geht hervor, dass es sich bei dem Exemplar von Bir Murr II um eine abgebrochene Blattspitze handelt. Die Stücke von Bir Murr I scheinen zwei Stielspitzen der Gruppen D21 und D1 und eine Blattspitze des Typs C4 zu sein. Douglas R. Connor beschreibt das vierte Stück als gestielte, mit Schwingen versehene Spitze mit konvex dreieckigem Körper und einem Stiel, der von der Längsachse mit 30° abweicht. Er bezweifelt die Funktionalität als Pfeilspitze.

Erstaunlich ist die geringe Pfeilspitzendichte vor allem bei den wenigen spätneolithischen Fundplätzen wie z.B. Bir Murr II, wo eine einzige Pfeilspitze unter 170 Werkzeugen gefunden wurde.

Die ausgezeichneten Altersangaben erlauben eine relativ sichere Zuordnung der Pfeilspitzengruppen.

Altersangaben Fundplatz Menge Typen im „cattle-keepers“ Typen nach Hugot
- nach 9000 und E - 80 - 2 18 Ounan - Harif F13, H2, H16
vor 8100 BP gestielt
8210 +- 70 BP E - 79 - 1 8 Ounan - Harif H2, H5, H12, H17
8020 +- 70 BP E - 80 - 1 - C 1 Ounan - Harif F14, H1, H2, H14,
8020 +- 90 BP H16
- 8290 +- 80 BP bis E - 80 - 1 - A 62 Ounan - Harif
9360 +- 70 BP
7610 +- 70 BP E - 79 - 2 8 Ounan H5, H12
7780 +- 130 BP
8130 +- 110 BP 1 Bou Saada H8
7170 +- 80 BP E - 79 - 6 19 Kantenretuschierte Dreieckspitzen H7, H8
1 Beidseitig flächenretuschierte A2
Dreieckspitze mit konkaver Basis
7360 +- 200 BP E - 79 - 7 2 Kantenretuschierte Dreieckspitzen H8
- 8100 - 8000 BP E - 80 - 3 5 Ounan - Harif H2, H10
6310 +- 70 BP Bir Murr I/II 5 Flächenretuschierte Spitzen C4, D1, D21

Zusammenfassung Nabta und Kiseiba

Die Südost-Ecke der libyschen oder westlichen Wüste Ägyptens hat ca. 500 Pfeilspitzen hervorgebracht. - Da sind zunächst die Ounan-Harif-Spitzen, eine heterogene Gruppe von kantenretuschierten Exemplaren, die die Gemeinsamkeit haben, dass konvergierende Linien die Schäftungszone bilden. Dieses Merkmal teilen sie mit rhombischen und blattförmigen Stücken. Teilweise sind auch Druckretuschen zur Verringerung der Dicke zu beobachten. Um eine differenzierte Ansprache zu erlauben, wurden die Ounan-Harif-Spitzen gemäß ihrer Silhouetten in verschiedene Gruppen aufgeteilt.

  • Zwei konvexe, konvergierende Linien - H1 oder H10.
  • Zwei geradlinige, konvergierende Linien - H2 oder H17.
  • Zwei konkave, konvergierende Linien - H19.
  • Gemischte konvergierende Linien mit Bildung eines deutlichen Stielchens - H14.
  • Zwei konvexe, konvergierende Linien und ein querschneidiges distales Ende - F18.

Ounan-Harif-Spitzen sind typisch für die Zeitspanne von vor 9000 BP bis ca. 8000 BP (E-80-2, E-80-3).

Die Ounanspitzen sind schon im Kapitel „Abu Tartur“ abgehandelt worden. Die entsprechenden Bewehrungen von Kiseiba und Nabta sind ebenfalls eingeteilt worden in :

a.) Ounanspitzen gemäß der Definition Tixiers. Charakteristisch ist das bohrerartig zugespitzte Stielende (hier als H12 eingeordnet).

b.) „Abu Tartur Spitzen“ weisen ein Stielende auf, welches aus einer mittels der Kerbtechnik herbeigeführten Bruchfläche besteht. Diese Stücke werden mit H13 bezeichnet.

c.) Bei den H5-Spitzen ist die Bearbeitung des Stiels weitergehend, sie umfasst flache Retuschen zur Reduzierung des Bulbus und ebensolche zur Abflachung des Stiels auf der Dorsalseite.

Eine Häufung dieser gestielten Spitzen ist zwischen ca. 7800 BP und 7500 BP zu beobachten. Aber sie können ebenfalls auf Fundstellen mit Daten von über 8000 BP und unter 6000 BP auftreten. Ob sie nun in diesen frühen und späten Epochen hergestellt worden sind oder ob sie durch Vermischung in die Inventare gelangt sind, sei dahingestellt.

Für das mittlere Neolithikum Kiseibas und Nabtas sind kleine, kantenretuschierte Dreieckspitzen, auch Nabtaspitzen genannt, typisch. Je nach Ausformung der Basis werden sie mit H7, H8 oder H18 bezeichnet.

Der Fundplatz E-75-8 (untere Schicht) brachte 41 dieser Spitzen hervor, sein Alter wird mit 7100 – 6700 BP angegeben. 19 Stücke stammen vom auf 7170 BP datiertem Fundplatz E-79-6. Nach den vorliegenden Daten sind sie in dem Zeitraum von ca. 7500 – 6700 BP anzusiedeln. Parallel zu den kantenretuschierten Dreieckspitzen waren in geringer Menge Blattspitzen gleicher Bearbeitungstechnik im Gebrauch.

Ab ca. 6300 BP tauchen für die nächsten tausend Jahre zweiseitig flächenretuschierte Pfeilspitzen der Gruppen C1, C2, C3, C4 und D1, D3 auf.

Die großen Dreieckspitzen mit zentraler Kehle (A2) von den Fundplätzen E-79-6, E-77-1 und E-96-1 sind Oberflächenfunde und schlecht einzuordnen.

Querschneider wie Dreiecke, Trapeze und Segmente kommen schon während der frühesten Besiedlungsphasen vor und finden sich auch noch im ausgehenden Neolithikum.

Dakhla

Mut, der Hauptort der Dakhla Oasen liegt auf dem Längengrad 29° Ost und auf dem Breitengrad 25°30’ Nord. Von Tineida im Osten zieht sich ein Grüngürtel von rund 100 km Länge mit Unterbrechungen über Balat, Ismant, Mut und El Qasr bis nach Gharb Mawhub. Von dort führt die Teerstraße parallel zu den Dünenketten der großen Sandsee nach Abu Minqar und weiter nach Farafra.

Seit dem Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts durchforscht Mary M. A. Mc Donald die Oasen. Sie hat die für diesen Bericht relevanten prähistorischen Kulturen des Holozäns wie folgt eingeteilt :

  • 1.) Masara A, B und C mit Altersangaben von 9180 BP (site 194 Masara B) bis 8170 BP (site 166 Masara A).
  • 2.) Bashendi A mit Daten von 8340 BP (site 228 SH) bis 6380 BP (site 228 C1.1). Für diese Phase wurden 25 Altersanalysen erstellt, 22 davon beziehen sich auf ein Gebiet, dass außerhalb der Oasen, südöstlich von diesen am Fuße des Abu Tartur Massivs liegt.
  • 3.) Bashendi B mit Daten von 6480 BP (site 165) bis 4380 BP (site 277).
  • 4.) Sheikh Muftah mit Daten von 8210 BP (site 108) bis 4310 (site 244).

Es erscheint als ob die verschiedenen frühholozänen Masara Fundstellen A, B und C praktisch gleich alt seien und sich unterscheiden würden durch das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Baustrukturen und dem Vorkommen von rückengestumpften Lamellen und Klingen bzw. ihr Fehlen.

Bashendi A schließt an die frühen Kulturen an und hat um 7000 BP seine größte Ausdehnung, mit kurzer Überlappung folgt Bashendi B mit reichen Vorkommen um ca. 6000 BP. Die vier Sheikh Muftah Daten verteilen sich über den gesamten Bashendi Zeitraum und weisen ein erstes Datum im Frühholozän, am Ende der Masara Phase auf. Nach den C14- Daten enden Sheikh Muftah und Bashendi B gegen 4300 BP.

Die in der mir bekannten Literatur erwähnten und dokumentierten Pfeilspitzen verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen Phasen und Fundplätze :

Die Masara Phase.

  • 1.) 263 Masara A. Das Alter, die Menge der Pfeilspitzen und die Gesamtwerkzeugmenge sind nicht angegeben.
  • Zwei Pfeilspitzen sind gezeichnet worden.
  • Bezeichnung der Pfeilspitze : Fig. 4.d rough point or arrowhead, Fig. 4.e Ounan- point.

Fig. 4.d Interessante, randretuschierte Blattspitze, die im proximalen Bereich am linken und rechten Rand jeweils eine Kerbe aufweist, wie sie später in protodynastischer Zeit bei den D42- Spitzen auftreten. Durch die Kerben wird eine Schäftungszone markiert und ein Stiel angedeutet. Das Artefakt erhält die Bezeichnung H21.

Fig. 4.e Wie aus der nicht klaren Zeichnung hervorgeht, handelt es sich entweder um eine H13 Spitze, falls die Modifikationen aus Kantenretuschen bestehen und das Stielende eine Bruchfläche aufweist. Im Falle, dass es sich auf der Dorsalseite um flächige Retuschen handeln sollte, wäre das Exemplar eine H5- Spitze, Auf keinen

Fall handelt es sich um eine wie von Tixier definierte Ounanspitze (H12), da der Stiel nicht bohrerartig zugespitzt ist.

  • 2.) 300 Masara C. Alter : 8220 BP und 8840 BP.
  • Anzahl der Pfeilspitzen : elf plus Querschneider.
  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : a-b arrowheads, im Text Ounan points f. trapeze, g. triangle.
  • Gezeichnet wurden zwei Spitzen und zwei Querschneider, die Gesamtwerkzeugmenge ist nicht angegeben.

Fig. 2.a-b Es handelt sich um Ounan- Harif Spitzen mit der Silhouette H19, Ausgangsmaterial waren möglicherweise Abschläge. Das Exemplar a weist eine starke Randretuschierung auf. Die die Schäftungszone bildenden, als Kerben ausgelegten, konvergierenden Linien sind von der Dorsalseite aus angebracht im Gegensatz zu dem Exemplar b, welches eine alternierende Retuschierung des Stielchens aufweist. Die Ränder sind weniger stark modifiziert.

Gleichartige Pfeilspitzen werden in Nabta und Abu Tartur angetroffen, sie sind typisch für die El Ghorab Phase.

Fig. 2.f Querschneider vom Typ F2.

Fig. 2.g Querschneider vom Typ F13.

(Die Angaben und Zeichnungen Fig. 2 und Fig. 4 sind aus „Holocene Prehistory : Interim Report on the 1997 and 1998 Seasons – The Masara sites“).

  • 3.) 308 Im Text werden 20 kleine Harif- Spitzen von dieser Masara C Fundstelle

erwähnt, von denen aber weder Zeichnungen noch Beschreibungen existieren.

Altersangaben liegen bei 8710 BP und 8810 BP.

  • 4.) 265 Von diesem Fundplatz wird eine Serie von kleinen Pfeilspitzen „most with

bifacial edge retouch“ gemeldet ohne nähere Präzisionen über Menge und Gruppe der Bewehrungen und ohne exakte Beschreibung der übrigen Werkzeuge.

Das Alter wird mit 8590 BP bzw. 8480 BP angegeben.

In der Zusammenfassung kann für die Dakhla Oasen und die Masara Phase von sechs dokumentierten Pfeilspitzen ausgegangen werden. Davon eine H21, eine H13 oder auch H5, eine H19, eine F16 und eine F13. Quantitative Angaben existieren für insgesamt elf mögliche H19- Spitzen und 20 Harif- Spitzen. Mit der Serie kleiner, mit flachen Randretuschen versehener Pfeilspitzen und den Querschneidern wäre von einer Gesamtmenge von ca. 50 Bewehrungen auszugehen.

Die Bashendi A Phase. Für die Bashendi A Phase existieren einige Zusammenstellungen von Werkzeugen. Die aufgelisteten Fundstellen befinden sich sämtlich außerhalb des Oasen Grünlandes im Südosten von Dakhla, beiderseits der Straße nach Kharga.

1.) 387 Das Alter ist nicht angegeben, die Fundstelle hat 34 kleine, beidseitig flächenretuschierte Bewehrungen mit zwei zugespitzten Enden hervorgebracht.

Eine C1- Spitze wurde gezeichnet (Fig. 4.f). Die nicht gezeichneten Pfeilspitzen dürften den Gruppen C1 und C3 zugeordnet werden können, da sie über zwei Spitzen verfügen.

2.) 228 Alter : von 8340 BP bis 6380 BP, wobei das frühholozäne Datum wohl ausgeklammert werden sollte.

  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : verschiedene
  • Anzahl der Pfeilspitzen : 93
  • Gezeichnet : neun Exemplare (Fig. 3. Sahara 4/1991).

Fig. 3.a.) Große Dreieckspitze mit zentraler Kehle, die Schwingenanordnung ist asymmetrisch und ergibt den Hybridtyp A2/A27.

Fig. 3.b) E1 groß, Fig. 3.c D1.

Fig. 3.d) D12 groß, ein nahezu identisches Stück ist von Abu Tartur Fundplatz 1005/83 bekannt (6420 +- 60 BP).

Fig. 3.e) D39, Fig. 3. f-g C1, Fig. 3. h.i H5.

3.) 228 A site Cluster 1 Alter : 7200 BP bis 6380 BP.

  • Der Anteil der Pfeilspitzen beträgt 11,9% oder 12 Stücke.

4.) 228 A Site Combo (Cluster 3 und 4 sowie Mound site).

Es besteht die Vermutung, dass diese Fundstelle identisch mit der schon behandelten Fundstelle 228 ist, da die Anzahl der Pfeilspitzen, der Kerben und der gezähnten Stücke, der Kratzer, der Messer, der retuschierten Stücke und der Meißel gleich ist. Lediglich bei den Bohrern, den Kombinations- Werkzeugen und den Varia bestehen Unterschiede sowie auch in der Gesamtmenge.

5.) 228 A site Shake Hole. Alter : von 8340 bis 6480 BP.

  • Die Anzahl der Pfeilspitzen beträgt 30. Weitere spezifische Angaben werden nicht gemacht.

6.) 174 (30/450-F8-3) Alter : 6900 BP

  • Anzahl der Pfeilspitzen : 54.
  • Bezeichnung der Pfeilspitzen : es gibt sieben Typen wie folgt :
  • a.) Aus Lamellen hergestellte Pfeilspitzen mit beidseitig flächenretuschierte Stielen aber ansonsten durch einseitige Kantenretuschen modifiziert.
  • b.) Kleine Dreieckspitzen mit konkaver Basis und einigen Kantenretuschen (Bou Saada).
  • c.) Beidseitig flächenretuschierte Stielspitzen.
  • d.) Asymmetrische Spitzen mit Kantenretuschen.
  • e.) Aus Lamellen hergestellte Blattspitzen mit zwei zugespitzten Enden und mit zweiseitigen Randretuschen.
  • f.) Blattspitzen mit beidseitiger flächiger Retusche.
  • g.) Beidseitig flächenretuschierte Stielspitzen mit Schwingen und Widerhaken.

Das Foto Fig. 7.1. in „Neolithic Cultural Units and Adaptations in the Dakhleh Oasis“ zeigt die beschriebenen Pfeilspitzen. Sie korrespondieren mit den Bezeichnungen :

  • a.) Zwei Exemplare H16.
  • b.) Zwei Exemplare H8.
  • c.) Ein Exemplar D2 und eine rhombische Spitze E2.
  • d.) Die Stücke sind nach dem Foto nicht einzuordnen.
  • e.) Ein Exemplar H5 und ein Exemplar H2.
  • f.) Zwei Exemplare C1.
  • g.) Jeweils ein Exemplar D13 und D49.

In der Nähe der Fundstelle ist eine 47mm lange Dreieckspitze mit zentraler Kehle von der Oberfläche aufgesammelt worden.

Im „Third report on lithic industries in the Dakhleh Oasis“ 1982 sind von weiteren Fundplätzen Pfeilspitzen gezeichnet oder abgelichtet worden.

So eine nach Mc Donald 6a Spitze von 32/390-D2-2 was nach Hugot eine H1- Spitze sein würde (Fig. 7.d.). Plate XIII zeigt von Fundplatz 31/420-P5-1 vier D26- Spitzen mit treppenförmigen Stiel sowie vier Blattspitzen mit zum Teil gerundeten Basen und beidseitigen flachen Randretuschen, drei Exemplare sind unter H4 und eine unter H1 zu klassieren. Plate XV zeigt verschiedene neolithische Pfeilspitzen.

Auf Foto a. sind eine C1- Spitze, eine gezähnte C6- Spitze und vier C3- Spitzen zu sehen, sie werden als Type 6b bezeichnet. Foto b. zeigt ebenfalls Blattspitzen und zwar drei C4- Spitzen, eine gezähnte C6- Spitze, eine ebenfalls gezähnte C9- Spitze mit gerundeter Basis und eine C- Spitze mit einem abgebrochenen Ende. Diese Bewehrungen werden bei Mc Donald unter der Bezeichnung 6c geführt. Auf Foto c. sind verschiedenartige Stielspitzen und ein asymmetrisches Stück vorgestellt. Nach Hugot sind es zwei D1- Spitzen, eine D3- Spitze, eine D18- Spitze und zwei D28- Spitzen. Das asymmetrische Exemplar ist eine I3- Spitze. Die Stielspitzen werden in dem Bericht mit 6d. bezeichnet.

Foto d. zeigt sieben grob flächenretuschierte Blattspitzen, hier 6e genannt, davon drei mit stark gerundeten Basen und eine mit angedeutetem Stiel.

Bewehrungen dieser Art sind von den benachbarten Fundkomplexen wie Lobo, Djara, Eastpans oder Abu Tartur nicht bekannt, es wäre daher interessant das Begleitmaterial und die Fundbedingungen zu kennen. Ich würde, ohne sicher zu sein, dieses Stück nicht dem Neolithikum sondern einem späten Aterien zuordnen.

Das Gesamtvolumen der Dakhla- Pfeilspitzen des Bashendi A Komplexes kann nur geschätzt werden. Die Typologien der aufgelisteten Fundplätze ergeben 223 Pfeilspitzen bei 799 Werkzeugen, das sind 27,9 % der Gesamtwerkzeugmenge. Zählt man die Fundstelle 228 und A site Combo als eigenständige Plätze so ergeben sich 316 Bewehrungen bei 1029 Werkzeugen und ein prozentualer Anteil von 30,7. Hinzu kommen die 34 dokumentierten Spitzen von Plate XIII und Plate XV, so dass von ca. 350 Bashendi A- Pfeilspitzen ausgegangen werden kann. Würden die hier nicht erwähnten kleineren Fundplätze und die Einzelfunde berücksichtigt, könnte die Gesamtmenge wesentlich größer sein.

Die Bashendi B Phase

1.) 271 Alter : 6360 BP und 6280 BP.

  • Anzahl der Pfeilspitzen : 12

Außer den üblichen Blattspitzen der Typen C1, C3 und C4 werden für diese Phase jedoch nicht ausdrücklich für diesen Fundplatz jeweils eine D31- Spitze, eine D25- Spitze und eine D19- Spitze vorgestellt (Sahara 4/1991 Fig. 5.). Eine zeitliche Einordnung dieser Stielspitzen ist daher nur im groben Raster möglich.

2.) 385 Das Alter ist nicht angegeben.

  • Anzahl der Pfeilspitzen : vier, gezeichnet wurden drei Exemplare, davon zwei beidseitig flächenretuschierte Blattspitzen, eine vom Typ C4 (a.) und eine vom Typ C3 (c.). Die dritte Pfeilspitze (b.) ist vom Typ H1 mit einseitigen flachen Randretuschen. (Holocene Prehistory : Interim Report on the 1999 Season Fig. 4.).

Insgesamt sind circa 20 Bashendi B Fundstellen angegeben allerdings, mit Ausnahme von 271 und 385, ohne Werkzeug- Auflistung und ohne Angaben der Anzahl der Pfeilspitzen, möglicherweise weil die Fundmenge keine Erstellung von Typologien erlaubten und Pfeilspitzen nur in geringen Mengen gefunden wurden.

Die Sheikh Muftah Phase.

Eine einzige Sheikh Muftah Fundstelle nämlich 31/420-P6-1 ist typologisch ausgewertet worden. Sie enthält neben den Varia lediglich vier Werkzeuggruppen und keinerlei Bewehrungen. Allerdings werden in „Dakhleh Oasis in Predynastic and Early Dynastic Times“ 2002 zwei Stielspitzen und zwei Querschneider aus der Sheikh Muftah Phase vorgestellt.

Fig. 1.

  • j) Zeigt eine langstielige, mit Widerhaken versehene D9- Spitze.
  • k) Ist eine sehr schlanke D19- Spitze.
  • l-m) Sind zwei Querschneider vom Typ F13, die zusammen mit dreieckigen Exemplaren der Gruppe F4 auf dem Fundplatz 136 vorkommen.

In ihrer Magisterarbeit stellt I. Teubner aus Berlin insgesamt 55 Bewehrungen der Sheikh Muftah Phase vor, davon rund 40 vom Fundplatz 136. Da gute Zeichnungen vorliegen können die Pfeilspitzen wie folgt klassifiziert werden :

Typ Anzahl Fundplatz
D1 2 135
D2 1 136
D3 6 404, 136
D18 3 105, 135, 136
D19 2 135, 136
F4 10 136
F10 20 136
F14 2 136
I3 3 136
I9 1 404
Nicht identifiziert 5 404, 135, 136
Total 55

Generell sind auch die Pfeilspitzen der Sheikh Muftah Phase nicht sehr häufig. Größere Blattspitzen mit groben Flächenretuschen kommen noch vor aber Stielspitzen, häufig mit Widerhaken und leichter Zähnung sind neben langschmalen trapezförmigen und dreieckigen Querschneidern der Typen F10, F4 und F14 die bevorzugten Gruppen.

Die Gesamtzahl der in den Dakhla Oasen und der Südwestecke des Abu Tartur Massivs durch Zeichnungen und Fotos dokumentierten Pfeilspitzen beträgt für die Masara Plätze sechs Exemplare, Bashendi A ergibt 57 Stücke, Bashendi B sieben Artefakte und Sheikh Muftah 57 Bewehrungen. Zusammengenommen sind es 127 Pfeilspitzen. Die im Text genannte und zum Teil aufgelistete Menge dürfte bei ca. 426 Exemplaren liegen. Eine genaue zeitliche Zuweisung ist nur für wenige Exemplare möglich z.B. Masara C Fig. 2.a-b zeigt zwei H19- Spitzen mit einem Alter von 8840 BP – 8220 BP. Dieses entspricht dem Alter ähnlicher Ounan-Harif- Spitzen der El Ghorab Phase in Kiseiba oder die Blattspitzen der Gruppen C1, C3 und C4 des Fundplatzes 271 (Bashendi B) deren Alter sehr genau mit 6360 BP bzw. 6280 BP angegeben ist.

Werkzeugtypologien einiger Bashendi A Fundplätze

Fundstellen 387 228 A site cluster 1 A site SH A site Combo 174 30/450-F8-3
Werkzeuge Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  %
Pfeilspitzen 34 42,0 93 42,9 12 11,9 30 14,9 93 40,4 54 27,1
Kerben u. gezähnte Stücke 12 14,8 49 22,6 45 44,6 46 22,9 49 21,3 54 27,1
Bohrer 19 23,5 23 10,6 14 13,9 110 54,8 25 10,9 22 11,1
Kombi- Werkzeuge - - - - 5 5,0 - - 5 2,2 12 6,0
Kratzer 7 8,6 9 4,1 2 2,0 6 3,0 9 3,9 13 6,5
Messer 7 8,6 6 2,8 1 1,0 1 0,5 6 2,6 7 3,5
Retuschierte Stücke - - 34 15,7 19 18,9 5 2,5 34 14,8 33 16,6
Meißel 1 1,2 3 1,4 - - - - 3 1,3 - -
Side-blow-flakes 1 1,2 - - - - - - - - - -
Varia - - - - 3 3,0 3 1,5 6 2,6 4 2,0
Total 81 99,9 217 100,1 101 100,3 201 100,1 230 100,0 199 99,9

Werkzeugtypologien einiger Bashendi B- und Sheikh Muftah- Fundstellen

Fundstellen Bashendi B 271 Bashendi B 385 Sheikh Muftah 31/420-P6-1
Werkzeuge Anzahl  % Anzahl  % Anzahl  %
Pfeilspitzen 12 9,5 4 2,1 - -
Kerben u. gezähnte Stücke 64 50,4 97 50,0 45 27,4
Bohrer 24 18,9 17 8,8 21 12,8
Kombi Werkzeuge - - 17 8,8 35 21,3
Kratzer 14 11,0 7 3,6 59 36,0
Messer 1 0,8 11 5,7 - -
Retuschierte Stücke - - 8 4,1 - -
Meißel 2 1,6 1 0,5 - -
Side-blow-flakes 4 3,1 3 1,5 - -
Beile 3 2,4 28 14,4 - -
Geometrische Mikrolithen 3 2,4 - - - -
Microburin - - - - - -
Rückenstumpfungen - - - - - -
Awls - - - - - -
Endretusche - - - - - -
Varia - - 1 0,5 4 2,4
Total 127 100,1 194 100,0 164 99,9

Werkzeugtypologien einiger Masara- Fundstellen

Fundplatz 85 Masara A 263 A Masara A 194 Masara B 264 Masara C 300 Masara C 308 Masara C 260 Masara C 265 Masara C
Alter 7730 8800-8700 8800-8200 8800-8600 8600-8500
Werkzeuggruppen N  % N  % N  % N  % N  % N  % N  % N  %
I Kratzer - - 1 1,6 16 14,3 22 11,1 8 9,3 1 1,4 29 50,9 1 2,3
II Bohrer - - 4 6,3 2 1,8 24 12,1 11 12,8 2 2,9 6 10,5 7 15,9
III Stichel - - 14 22,2 75 67,0 2 1,0 - - 2 2,9 - - - -
VI Rück. Lamellen* 29 59,2 4 6,3 - - 5 2,5 - - - - - - - -
VII Kerben 4 8,2 27 42,9 13 11,6 48 24,1 15 17,4 30 42,9 15 26,3 21 47,7
VIII Endretuschen 1 2,0 2 3,2 - - 3 1,5 4 4,7 - - - - - -
IX Geom. Mikro.** 6 12,2 1 1,6 2 1,8 15 7,5 18 20,9 1 1,4 1 1,8 1 2,3
X Microburin 1 2,0 - - - - 14 7,0 14 16,3 6 8,6 - - - -
XI Verschiedene 8 16,3 10 15,9 4 3,6 66 33,2 16 18,6 28 40,0 6 10,5 14 31,8
Total 49 99,9 63 100,0 112 100,1 199 100,0 86 100,0 70 100,1 57 100,0 44 100,0
  • * VI Rückenstumpfungen
  • ** IX Geometrische Mikrolithen

Merimde beni-Salam

Merimde beni-Salam liegt westlich des Rosetta-Arms des Nils auf ehemaligem Wüstenboden. Heute ist das Gebiet zwischen Nil und der Giza-Alexandria Straße für die Landwirtschaft erschlossen worden. Von Kairo sind es ungefähr 60 km in nordwestlicher Richtung. Bekannt wurde Merimde ab 1928 durch die Arbeiten von Hermann Junker, dem Entdecker des ausgedehnten Siedlungsareals. Ein Teil der Arbeiten ging jedoch in den Wirren des 2. Weltkriegs verloren und ein endgültiger Bericht wurde nie vorgelegt.

Das Alter dieser frühen unterägyptischen, bäuerlichen Niederlassung wird von F. Braunstein-Sylvestre mit 4880 BC bis 4230 BC angegeben. Von den Driesch und Boessneck ( 1985 ) datieren Merimde zwischen 5890 BP und 5440 BP. Breunig ( 1987 ) gibt für die untere Schicht ein Alter von 3940 bis 5840 BP an. Auf der Liste der Radiocarbon Daten der Universität zu Köln ( B.O.S. und ACACIA Projekte ) wird Merimde auf ca. 5900 bis 5600 BP oder auf ca. 4800 bis 4430 BC cal. datiert.

1979 veröffentlichte Josef Eiwanger seinen Bericht über die „Geschossspitzen aus Merimde“. Die Arbeit stützt sich auf neuere Grabungen, berücksichtigt aber auch das Material und die Vorberichte von H. Junker. Insgesamt werden 61 große Dreieckspitzen der Typen A2, A27, A25 und A28 vorgestellt mit Gewichten von ca. 3g bis ca. 15g.

In weiteren Arbeiten werden ferner Querschneider ohne weitere Spezifikationen und eine Stielspitze mit einem seitlichen Kerbenpaar ( D31 ) aus der Urschicht, sowie eine D33-Spitze mit flachen Randretuschen aus Schicht IV vorgestellt. Von der Oberfläche sind drei weitere Stielspitzen aus den Zeiten H. Junkers bekannt. Letzterer stellt 1928 in seinem Bericht über die archäologischen Arbeiten im Westdelta auf Tafel 16 sieben typische „Merimdespitzen“ vor, die er libysche Pfeilspitzen nennt.

Wie in Merimde so variieren auch in Abu Tartur und den angrenzenden Gebieten die Gewichte der großen Dreieckspitzen mit zentraler Kehle stark und liegen hier bei ca. 1,9g bis ca. 17,5g. Das Gleiche gilt für die großen Stielspitzen der Typen D3 und D4, die außer in Abu Tartur in der westlichen Wüste äußerst selten gefunden wurden. Aus dem Niltal und der übrigen Sahara liegen nur wenige vergleichbaren Stücke vor. Bekannt ist eine Großspitze aus dem Fayum, eine weitere wurde von H. Junkers in Merimde gefunden.

Der Gedanke J. Eiwangers überschwere Pfeile aus der deckunggebenden Ufervegetation heraus aus sehr kurzer Distanz auf große Beutetiere abzuschießen ist einleuchtend. Die einschlägige Forschung geht sicherlich bei Pfeil und Bogen, auch im prähistorischem Kontext nur von einer Fernwaffe aus, was im Prinzip sehr berechtigt ist. In Ausnahmefällen allerdings, wie bei speziellen Jagdtechniken oder aber im Verdrängungskrieg um Weiden und Wasserstellen könnte ein schwerer Pfeil mit kurzer Flugbahn im Kampf Mann gegen Mann von Vorteil sein. Auf Felsbildern im Tassili sind derartige Szenen bewegt und eindrucksvoll dargestellt aber auch aus Südafrika sind ähnliche Auseinandersetzungen im Bild festgehalten.

In der Liste A auf den Seiten 73 und 74 sind die großen, gekehlten Dreieckspitzen, beidseitig flächenretuschiert, aufgeführt. 34 Stücke, es sind bis auf eine Einzige Oberflächenfunde, wurden von H. Junker ab 1928 publiziert. Die 17 von J. Eiwanger während der Grabungskampagne 1978 gefundene Stücke verteilen sich auf die Oberfläche ( 5 Exemplare ), die Phase IV ( 11 Exemplare ) und die Phase V ( 1 Exemplar ). Weiterhin sind noch 10 Spitzen, sämtlich von der Oberfläche, genannt. Das bekannte Gesamtinventar kann somit in 48 Oberflächen-Fundstücke und 13 aus Schichten stammenden Funden eingeteilt werden.

Durch sein Diagramm Abb. 3 gliedert der Autor die Pfeilspitzen in breite ( B ), normale ( N ) und schmale ( S ) Stücke und die Schäftungskehle in tiefe ( T ), normale ( N ) und flache ( F ). Um dieses graphisch sichtbar zu machen, werden in einem Koordinatensystem auf der Ordinate das Verhältnis von Länge zu Breite ( a : b ) und auf der Abszisse das Verhältnis der Länge zwischen Kehlenende und dem distalen Ende zu der Breite der Pfeilspitze in Höhe des Kehlenendes ( A : B ) eingetragen. Die Auswertung der Merimdespitzen ergibt für die ältere Phase IV hauptsächlich breite bis normale Stücke mit flachen bis normalen Kehlen ( BF, NF, NN ). Tief ausgekerbte und schlanke Artefakte sowie die Spitzflügel, wie sie auch aus dem Fayum bekannt sind, kommen in Phase V und einer darüber liegenden erodierten Schicht vor. Besonders die tief ausgekerbten Spitzflügel stellen einen technischen Fortschritt dar, indem sie die Wirkung einer großen Aufpralllänge, gegeben durch die Breite b, bewahren und durch Materialreduzierung das Gewicht senken.

Siwa

Siwa, die Oase im nordwestlichen Ägypten, nahe der libyschen Grenze hat für mich, wahrscheinlich bedingt durch die isolierte Lage oder auch durch das Orakel des Amontempels etwas Mystisches, Geheimnisvolles.

Zum Mittelmeer, nach Marsa Matruh sind es, der „Straße“ folgend, rund 300 km. Verbindungen nach Südosten zu den Bahariya Oasen oder nach Osten ins Fayum werden durch abenteuerliche Pisten gewährleistet oder auch nicht, wie schon das frühe Beispiel des Kambyses und seiner Perserarmee zeigt, sie sind nie angekommen.

Auf prähistorische Vorkommen ist das Gebiet von Siwa und den benachbarten Oasen Um el Hiyus, Gara, El Arag und Sitra von Fekri A. Hassan Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und von den B.O.S. Expeditionen (R. Kuper, E. Cziesla) in den 80er Jahren wissenschaftlich untersucht worden. Die Hauptbesiedlungsphasen scheinen epipaläolithisch und frühneolithisch gewesen zu sein, bezieht man sich auf das von Fekri A. Hassan vorgestellte Fundmaterial, welches hohe Anteile an Rückenstumpfungen und Meißeln aufweist. Die B.O.S. Fundstelle 85/05-4, mit 356 m² etwas größer als weitere Plätze in Sitra, ist gemischt. Sie führt ebenfalls rückengestumpfte Lamellen und Langschmale Dreiecke aber auch einige flächenretuschierte Artefakte jüngeren Datums.

Die Vorkommen von Pfeilspitzen in den Siwa- Oasen beschränken sich auf wenige flächenretuschierte Exemplare. Ounanspitzen sind sehr selten, Ounan-Harif-Spitzen und damit verwandte Stücke werden von Site 75/27 in Gara gemeldet.

Aus der mir zur Verfügung stehenden Literatur ergibt sich folgendes Bild : Die Anzahl der Ounan-Harif-Spitzen beträgt sicher zehn, das sind die gezeichneten Exemplare und wahrscheinlich 39, das sind sämtliche Pfeilspitzen der Tafel 5.1 in „Resources and Subsistence during the Early Holocene at Siwa Oasis, Northern Egypt“ von Fekri A. Hassan und G. Timothy Gross 1987.

Diese Exemplare sind datiert, das Alter von 8219 +- 73 BP fällt zusammen mit dem Ende der El Ghorab Phase im äußersten Südwestzipfel der östlichen Wüste Ägyptens, dort wurden gleichartige Bewehrungen beobachtet. Die teilweise flächige Bearbeitung findet durchaus Parallelen in Kiseiba, Nabta und Abu Tartur. Auch die Stücke a und d (Fig. 7 Artifacts from Gara Oasis site 75/27) passen gut als frühe flächig retuschierte Stielspitzen in den allgemeinen Rahmen. Ein weiteres Beispiel ist die D21- Spitze von Sitra 85/5 (Abb. 1/3 in Cziesla 98), die in Silhouette und Bearbeitungstechnik der Spitze a site 75/27 sehr ähnlich ist und die in den Zeithorizont um ca. 8200 BP fällt. Weitere datierte Exemplare aus Dakhla und Abu Tartur erhärten den Befund, dass flächig retuschierte Stielspitzen am Ausgang des 9. Jahrtausend vereinzelt auftreten.

Verteilung der Pfeilspitzen nach Fundorten innerhalb der Siwa- Oasen

Fundplatz Anzahl der

Pfeilspitzen gefunden

Anzahl der

Pfeilspitzen gezeichnet

Alter BP

des Fundplatzes

Klassifikation

nach Hugot*

Literatur-

hinweise

Um el Hiyus 75/31 1 -
Gara 75/24 2 -
Gara 75/27 13 10 8219+-73 D1, D21, 2xH1,

5xH4, 1 Fragment

Fekri A. Hassan 87,

Fig. 7 a-j

El Arag 76/4 3 -
El Arag 76/24A2 20 -
Sitra 85/05-4 3 3 D3, D33, H10 BOS Archiv
Sitra 85/09 2 2 H12, H5 BOS Archiv
Sitra 85/10 1 1 G1 BOS Archiv
Sitra 85/07 1 1 D33 BOS Archiv
Sitra 85/5 1 1 ca. 8200 D21 nach 19 BOS Archiv
Um el Hiyus 75/15 4 4 D18 langstielig

D44, 2xC1

Fekri A. Hassan 87,

Fig. 5.4 f-i

Um el Hiyus

Oberfläche

5 5 2xD19 langstielig

C3, D44, C Fragment

Fekri A. Hassan 87,

Fig. 5.4 a-e

Um el Hiyus 75/12 1 1 D44 Fekri A. Hassan 87,

Fig. 5.3 b

Siwa Slg. Bates 1 1 D21 schlank E. Cziesla 98

Abb. 1/4

Sitra 83/11-2 - - Blattspitzen
Südl. Des Sitra-

Sees

3 3 2xD18

1xD42

E. Cziesla 98,

Abb. 1/12, 13, 14

Siwa

ohne weitere Präzision

102 18 11xC4

11 Ounan-Harif-Spitzen der Typen H10 und H14, 60 Stielspitzen des Typs D19 und D18, 19xC1 oder C3, 1xE3

Mc. Burney

1955 Seiten 254 - 257, Fig. 35, 36

Total > 163 50
  • *

-Die C4- Spitzen weisen flächige Randretuschen auf, vor allem die Schäftungszonen sind beidseitig modifiziert.

-Die Schäftungszonen der Ounan- Harif- Spitzen „shanked blades“, wie Mc. Burney sie nennt, sind ebenfalls durch flache, beidseitige Retuschen bearbeitet.

-Die sehr schlanken Stielspitzen der Gruppen D18 und D19 mit einem Koeffizienten B/L von 0,20 bis 0,35 sind relativ jung. Für Djara werden sie von K. Kindermann bei ca. 6000 BP angesiedelt. („The Holocene Occupation of the Eastern Sahara, Regional Chronologies and Supra- regional Developments in four Areas of the Absolut Desert“ in Gezeiten der Wüste, Herausgeber R. Kuper 2002 ).

Fundort Um el Hiyus

a) 75/5 b) 75/31

Gara

a) 75/24 b) 75/27

El Arag

a) 76/4 b) 76/24A2

a b a b a b
Werkzeuge Nr.  % Nr.  % Nr.  % Nr.  % Nr.  % Nr.  %
Bohrer 4 5,8 4 6,3 1 8,3 5 2,3 1 2,3 20 4,0
Kratzer 1 1,4 4 6,3 1 8,3 18 8,1 3 6,8 32 6,5
Meißel 11 15,9 18 28,1 1 8,3 18 8,1 5 11,4 88 17,8
Rückengestumpfte

Klinge u. Abschläge

- - 1 1,6 - - 13 5,9 1 2,3 17 3,4
Rückengest. Lamellen 37 53,6 9 14,1 3 25,0 72 32,6 2 4,5 128 25,9
Kerben u. Zähnungen 3 4,3 3 4,7 2 16,7 17 7,7 12 27,3 45 9,1
Retuschierte Stücke 7 10,1 8 12,5 1 8,3 37 16,7 9 20,5 73 14,8
Seitenschaber 2 2,9 12 18,8 - - 11 5,0 5 11,4 42 8,5
Endstumpfung - - - - - - 3 1,4 - - 3 0,6
Spitzen - - 1 1,6 2 16,7 13 5,9 3 6,8 20 4,0
Geom. Mikrolithen - - 2 3,1 - - 2 0,9 - - 4 0,8
Zweiflächner - - 2 3,1 - - 1 0,5 2 4,5 5 1,0
Andere 4 5,8 - - 1 8,3 11 5,0 1 2,3 17 3,4
Total 69 99,8 64 100,2 12 99,9 221 100,1 44 100,1 494 99,8

Nach Fekri A. Hassan und G. Timothy Gross 1987 Table 5.1 Tool classes from Holocene Sites in the Siwa Oasis Region.

Bahariya

Der Hauptort der Bahariya Oasen, Bawiti, liegt ungefähr 180 km nordöstlich von Farafra entfernt, und von den Pyramiden in Giza sind es rund 370 km in südwestlicher Richtung.

Die Stahlwerke von Heluan werden über eine Eisenbahnstrecke mit dem Eisenerz der Gruben von Bahariya versorgt. Die submarine Exhalations- Lagerstätte deckt den ägyptischen Inlandbedarf. Der wunderschöne Rosengarten in der Iron-Mine-City dürfte der einzige in der westlichen Wüste sein.

Die Erforschung holozäner Besiedlung scheint nicht weit fortgeschritten zu sein. Lediglich Fekri A. Hassan erwähnt einige einseitig flächenretuschierte Pfeilspitzen an einigen Plätzen in „Archaeological explorations at Bahariya Oasis and the Western Delta“1979. Angaben zur Silhouette der Bewehrungen sind nicht gemacht worden.

Farafra

Farafra liegt rund 500 km in nordwestlicher Richtung von den Kharga Oasen entfernt, falls der Weg über Mut genommen wird. Von Giza über Bawiti sind es ca. 550 km nach Südwesten. Kleiner als die Kharga und Dakhla Oasen hatte sich Farafra lange Zeit seine Ursprünglichkeit bewahrt. Gerne erinnere ich mich an die Gastfreundlichkeit und den herrlichen Garten des Homda, Bürgermeister würden wir ihn nennen. Dieser kühle, schattige Platz hat ein wenig von dem Paradies, wie es im Koran beschrieben ist, ohne die Jungfrauen allerdings.

Schon sehr früh im Holozän brachte die Region um Farafra pflanzliche Taxa hervor, wie z.B. Sorhum sp., Getaria, Brachiaria, Panicum und Echinochloa colona. Auch Schaf und Ziege sind sehr früh vertreten wie Daten von 7251 +- 67 BP und 7110 +- 50 BP belegen. Obwohl Behausungsstrukturen ausgegraben worden sind, ist bislang sehr wenig Töpferware gefunden worden. (Ein Bruchstück von site HV – 2). Verbunden mit den archäologischen Aktivitäten sind die Namen von Barbara E. Barich, Fekri A. Hassan, A.G. Fahmy, A. Gautier, G. Lucarini und andere.

Da die Auswertung des lithischen Inventars noch nicht abgeschlossen ist, sollen hier lediglich die bis jetzt veröffentlichen Pfeilspitzen behandelt werden. So werden in „Archaeology of Farafra Oasis (Western Desert Egypt) A Survey of the most recent Research“ von B.E. Barich und G. Lucarini folgende Bewehrungen vorgestellt :

Fig. 7 Farafra Oasis, Hidden Valley Village, Lithic industry. Drei Blattspitzen, davon ein Exemplar C6 mit vollständiger, beidseitiger Flächenretuschierung, zwei Exemplare vom Typ C3 mit einseitiger, vollständiger Flächenretuschierung, die Ventralseite weist eine teilflächige Retuschierung auf. Eine H13- Spitze mit leichten Retuschen am linken, distalen Rand. Gezeichnet sind weiter gekerbte und gezähnte Stücke mit den obligatorischen harten Kantenretuschen sowie ein Schaber und ein Messer mit flachen Randretuschen. Der Zeithorizont ist ca. 7100 BP.

Fig. 8 Farafra Oasis, Hidden Valley Area, Late neolithic bifacial artifacts. Zeigt drei Blattspitzen der Gruppen C1 und C3 wovon eine beidseitig flächenretuschiert ist, die zwei anderen sind auf der Ventralseite lediglich in der Schäftungszone flächig bearbeitet. Weiterhin wurden gezeichnet ein side-blow-flake, drei Messer und ein Schaber- Kratzer. Diese Werkzeuge haben ein Alter von 5950 BP Jahren.

Klärungsbedarf besteht für die Ounan-Arif-Spitzen vom spätneolithischen Fundplatz Sheikh el- Obeiyid und für eine weitere typisch beidseitig flächenretuschierte Pfeilspitze, welche an den Ounan-Arif Typ erinnert und welche auf „Playa I“ in der Rajih Region auf einem Platz mit Klingenindustrie gefunden wurde.

Gebel Kamil

Der Gebel Kamil ist nach der Beschreibung von Joachim Hahn, dessen Bekanntschaft ich in Abu Tartur machen durfte, ein konischer Hügel, der sich rund 100 m über die umgehenden Dünenfelder erhebt und so eine weithin sichtbare Landmarke bildet. Er liegt südsüdöstlich des Gilf Khebir in der Nähe der ägyptisch- sudanesischen Grenze. In seinem Artikel „Neolithic Settlement Patterns in the Gebel Kamil Area, Southwest Egypt“ beschreibt J. Hahn neolithische Fundplätze, von denen einige Pfeilspitzen aufweisen.

83/28 ist eine der größten Fundstellen der Gegend, als mögliche Bewehrungen kommen Segmente, Trapeze und Dreiecke in Frage.

83/28-1 ist eine datierte Fundstelle mit Altersangaben von ca. 4300 BP bis 4600 BP. Auch hier sind die Pfeilspitzen- Bewehrungen auf Querschneider wie Trapeze, Dreiecke und eventuell Segmente beschränkt. Gezeichnet wurden drei Dreiecke, zwei Trapeze und vierzehn Segmente. Die Dreiecke entsprechen dem Querschneider Typ F4, die Trapeze den Gruppen F10 und F11. Zum Teil sind die Artefakte sehr klein wie das Dreieck 83/28-1 Nr. 4 mit einer Höhe von 8mm und einer Schneidenlänge von 7mm. Das Trapez 83/28-1 Nr. 9 hat die Höhe von 7mm, die kleine Schneide misst 3mm, die große 7mm.

85/67 ist der dritte Fundplatz von welchem Pfeilspitzen vorgestellt werden. Außer den Querschneidern vom Typ F16, F4, F10 und F14, es sind sieben Exemplare gezeichnet, kommen nicht näher beschriebene zweiseitig flächenretuschierte Spitzen vor, die aber kaum Pfeilspitzen sein dürften, da sie im Zusammenhang mit Handäxten, groben Abschlägen und Levallois- Kernen genannt werden.

In Fig. 6 gibt J. Hahn Querschneider für die Fundstellen K25, 85/67 und 85/58 an, Trapeze und Dreiecke für 83/28 und 85/58, Trapeze ohne Dreiecke für 85/67. Der Fundkomplex Gebel Kamil wird in den Zeithorizont vom 4. bis zum 6. Jahrtausend BP gestellt.

Die große Sandsee

Von der Oase Siwa im Norden bis zu den Ausläufern der Sandsteinmasse des Gilf Kebir im Süden erstreckt sich die große Sandsee auf einer Breite von ca. 100 km bis 300 km westlich der libysch- ägyptischen Grenze. Die archäologischen Untersuchungen wurden von der Universität Köln und dem Heinrich Barth Institut durchgeführt, sie waren im Besonderen auf die Gebiete um Abu Minqar, Regenfeld, Ain Dalla und die Glasregion konzentriert.

Regenfeld

Die Regenfeldfundstellen liegen nördlich und südlich des 25. Breitengrads Nord und östlich des 27. Längengrads Ost. Benannt wurde die Region im Jahre 1873 von Gerhard Rolfs wegen der starken Regenfälle, die ihn auf seiner Expedition überraschten. Die ältesten Vorkommen, Regenfeld A, weisen ein Alter von über 9000 BP auf und enthalten keinerlei Pfeilspitzen oder geometrische Mikrolithen, die als Bewehrungen angesprochen werden könnten.

Das darauffolgende Regenfeld B mit einem Alter von ca. 8700 BP produzierte neben langschmalen Dreiecken und anderen rückengestumpften Artefakten auch eine rückengestumpfte Blattspitze vom Typ H1 und zwei Trapeze mit gestumpfter, leicht gekehlter kleiner Seite, die im gleichaltrigem Kontext auch in Westpans 85/52 gefunden worden sind und die als mögliche Bewehrung die Bezeichnung F20 erhalten haben.

In dem folgenden Zeitabschnitt von ca. 8300 BP bis 7800 BP wurden keine Bewehrungen gefunden, langschmale Dreiecke, rückengestumpfte Lamellen und eine Kerbklinge bestimmen das Inventar.

In der jüngsten Phase, Regenfeld D, von ca. 7700 BP ( 87/2 ) bis 7000 – 6500 BP ( 96/19 ) erscheinen neben klassischen Bewehrungen der Typen F4 und F13 auch flächenretuschierte Artefakte. Dabei handelt es sich unter anderem um große, beidseitig flächenretuschierte Blattspitzen. Zwei dieser Stücke sind gezeichnet worden, eine davon, die Längere, hat die ungefähren Abmessungen L = 78 mm, B = 28 mm und Dicke = 8,3 mm. Diese Dimensionen sind vergleichbar mit denen der großen Blattspitzen von Abu Tartur, welche Längen zwischen 70 mm und 91 mm und Gewichte von 8,7g bis 14,2g aufweisen.

Diese können ebenso wie die großen Dreieckspitzen mit zentraler Kehle und die großen Stielspitzen als Pfeilspitzen eingesetzt werden und mit Erfolg von einem Bogen verschossen werden. Die Gesamtmenge der querschneidigen Bewehrungen von Regenfeld wird auf zehn geschätzt.

Die Glasregion

Um ein gezieltes Ausbeuten der Rohstoffquellen, des libyschen Wüstenglases oder Lechatelierit zu erschweren, sind genauere Hinweise auf die Lage der Fundgebiete nicht angegeben. Die größte Fundstelle, 81/61, wird auch nach dem Entdecker „Willmanns Camp“ genannt.

In zwei Schnitten wurden insgesamt 1934 Werkzeuge, davon 250 Mikrolithen, zu Tage gefördert. Die verschiedenen C14- Analysen ergeben Resultate von ca. 8000 BP bis ca. 5700 BP.

Flächenretuschierte Artefakte sowie Pfeilspitzen fehlen in den Inventaren. Als mögliche Bewehrungen kommen Trapeze und Dreiecke in Frage. Sechs Dreiecke und 21 Trapeze sind gezeichnet worden und fallen unter die Typen F4 und F13.

Ain Dalla

Am östlichen Rand der großen Sandsee, etwa nördlich von Abu Minqar und nordwestlich von Farafra liegt der Brunnen von Ain Dalla. Ein spätneolithischer Fundplatz scheint 85/15 zu sein. Die zwei dort gefundenen Stielspitzen sind sehr schlank und gehören zu den Typen D19 und D49. Die Ränder der D19- Spitze sind sehr leicht konvex ausgebildet, nicht genug um als D18 klassiert zu werden. Die Widerhaken der D49- Spitze sind sehr klein.

Der Fundplatz 85/26 mit einem Alter von ca. 8610 BP produzierte eine Ounanspitze vom Typ H12 und auf dem dritten, circa 8460 BP alten Ain Dalla Fundplatz 85/28 – 1 wurden eine H5- Spitze und zwei Dreieckspitzen vom Typ H7 gefunden. Letztere passen normalerweise nicht zu den vorherrschenden Rückenstumpfungen, die für das Inventar charakteristisch sind, sie sind eher für das mittlere Neolithikum typisch. Die primitive Ausführung könnte sie allerdings dem Fundplatz zugehörig erscheinen lassen.

Abu Gerara

Die Fundstellen von Abu Gerara liegen zwischen Djara im Norden und den Eastpans im Süden, nach Südwesten befinden sich die Vorkommen der Dakhla Oasen und nach Südosten sind es die Plateau- Plätze und Playakonzentrationen von Abu Tartur. Zwischen dem Abu Tartur Massiv und den Abu Gerara Schichtabbrüchen liegen ein mit Kalksteinhügeln durchsetztes Gelände, zwei große Depressionen sowie eine kleine mit dem Fundplatz 00/59, an dessen Exploration ich mitarbeiten konnte. Nördlich der Schichtstufen kommen weitere Kalksteinhügel vor, dann nach rund 25 km geht das Gelände in eine Hamada über.

Die Untersuchungen, die zur Zeit von der Kölner Universität durchgeführt werden, sind noch nicht beendet. So werden lediglich einige Fundstellen, von denen schon endgültige Ergebnisse vorliegen, berücksichtigt. In „Abu Gerara : Mid- Holocene sites between Djara and Dakhla Oasis (Egypt)“ Heiko Riemer 2003 wird die Fundstelle 98/5 vorgestellt.

98/5 Fundstelle im Hügelland nördlich der Schichtstufen. Der Fundplatz ähnelt in seiner Anlage stark den Vorkommen auf dem Abu Tartur Plateau. Ein tief gelegenes Becken ist umrahmt von bis zu elf Metern hohen Hügeln, die einen guten Schutz gegen den Nordwind abgeben. Von den Hügeln laufen Regenrinnen ins Beckentiefste. Dort hat sich ein terra rosa Boden gebildet, der gepanzert durch das Artefaktenmaterial und gehärtet durch erhöhten Phosphateintrag teilweise der Deflation standgehalten hat.

Es wurden 75 retuschierte Werkzeuge geborgen, davon 16 Pfeilspitzen, die mit 21,3 % den größten Anteil stellen, gefolgt von Seitenkratzern und gezähnten Stücken. Weitere Artefakte sind Bohrer, side-blow-flakes, blattartige Messer und Vorstufen dazu, sowie Sichelblätter und Dexel.

Zwei C14 Analysen datieren 98/5 auf 6600 Jahre BP. Dies ist einer der nicht zu großen Fundplätze, die ein weitgehend unvermischtes Inventar mit einem bestimmten Alter aufweisen.

Fig. 8 zeigt unter anderem zwei Blattspitzen mit teilflächiger Retuschierung. Die Nr. 5 hat eine klassische C3 Silhouette während Nr. 6 eine deutlich gerundete Schäftungszone aufweist aber noch unter C3 geführt werden kann.

Interessant ist die Nr. 7. Im medialen Abschnitt weist das Artefakt nahezu parallel verlaufende Ränder auf, die Schwingen zeigen winzige Widerhaken und der recht lange, schlanke Stiel ist an seiner Basis eingeschnürt, das Ende des Stiels ist abgerundet, das distale Ende ist abgebrochen. Derartige Stücke sind aus Djara bekannt, wo einige dieser als D52 bezeichneten Bewehrungen vorkommen. E. Cziesla stellt eine ganz ähnliche Spitze vor, die südlich des Sitra Sees gefunden worden ist (Nr. 14, Abb. 1 in Anmerkungen zu flächenretuschierten Pfeilspitzen 1998). Bei diesem Exemplar ist der Stiel kurz und die Parallelität der Ränder im medialen Abschnitt ist nicht gegeben. Die Nr. 8 ist eine D36 Spitze und kommt ebenfalls in einigen Exemplaren in Abu Tartur vor. Eine vergleichbare mit nur einem Kerbenpaar (D31) ist von Eastpans bekannt, eine weitere ist, klassiert unter Bashendi B in „Dakhleh Oasis in Predynastic and Early Dynastic Times“ Fig. 5.d gezeichnet. M. Mc Donald 1991.

Von Eastpans ist ebenfalls eine Großspitze des Typs D3 bekannt, mit stärker ausgeprägten Widerhaken wurde auch in Abu Gerara eine solche aufgesammelt (Site 99/28). Weitere Einzelstücke sind in Dakhla und Djara gefunden worden. Diese Spitzen sind zu vergleichen mit der Serie von gestielten Großspitzen von Abu Tartur.

00/70 Dieser Fundplatz in der Nähe der großen Dolineneinbrüche nördlich des Abu Tartur Massivs ist nur kurz angefahren worden. Bei dem Inventar handelt es sich um ein im Tiefsten des Siedlungsplatzes zusammengespültes Artefaktengemisch. Ein nördlich am Hang gelegenes Areal mit sehr vielen Herdstellen wurden aus Zeitmangel ignoriert. Ein hastig dort aufgeklaubte Pfeilspitze ist vom Typ C10.

El Karafish

Nördlich der Straße von den Dakhla Oasen nach Abu Minqar liegt auf dem libyschen Plateau El Karafish, eine junge Fundstelle, die von prädynastischer Zeit und auf Grund von Keramikvergleichen bis in die 6. Dynastie reicht. Eine C14- Analyse ergab ein Alter von ca. 4500 BP. Im Keramikmaterial finden sich ebenfalls Claytonringe.

Drei Pfeilspitzen wurden geborgen.

1.) Eine Ounanspitze vom Typ H13, die im Kontext von El Karafish deplaziert wirkt und eher eine typische Bewehrung um 7600 BP darstellt.

2.) Eine flächig retuschierte Stielspitze vom Typ D2, wobei die linke Schwinge leicht gerundet erscheint. Dieser Typ taucht in den verschiedensten spätneolithischen Inventaren auf. Die Dorsalseite ist bis auf einen schmalen, zentralen Bereich flächenretuschiert, die Ventralseite weist flache Randretuschen auf, lediglich der Stiel ist vollflächig bearbeitet.

3.) Zum Fundplatz passend ist das dritte Exemplar. Es handelt sich um eine Stielspitze mit kurzem, breitem Stiel und mit parallel zueinander verlaufenden Rändern im proximalen Bereich. Die Ränder weisen eine sehr feine Zähnung auf, die Schwingen stehen rechtwinklig zur Längsachse, sind jedoch mit winzigen Widerhäkchen bestückt. Das Exemplar ist beidseitig flächenretuschiert, der distale Bereich ist abgebrochen. Da die Silhouette der Pfeilspitze ein Novum darstellt, erhält sie die Bezeichnung D50.

Diese Art von schlanken, feingezähnten Stielspitzen stellt das Ende einer Entwicklung von tief penetrierenden Bewehrungen dar, welche aus lithischem Material hergestellt worden sind.

Dungul

Die Oase liegt ca. 160 km südwestlich von Assuan am Rande des Kalksteinplateaus, Hester und Hobler haben die dortige prähistorische Kultur untersucht. Nur wenige Pfeilspitzen gehören dem Inventar der „Libyan industry“, deren Alter mit 7900 +-150 BP Jahren angegeben wird (Hester und Hobler 1969). Gezeichnet oder fotografiert sind acht Exemplare, davon sind zwei Querschneider, eine Stielspitze der Familie D, zwei H5 – Spitzen sowie drei Blattspitzen der Familie C. Eine vierte Blattspitze wird im Text erwähnt.

Badari

El Badari liegt am Ostufer des Nils rund 40 km südlich von Asyut und ca. 60 km nördlich von Sohag. Wie Merimde als prähistorische Niederlassung in Unterägypten, so soll El Badari als Beispiel für oberägyptische steinzeitliche Besiedlung im Niltal dienen. Beide Fundkomplexe verfügen über größere Mengen von ausgekehlten Dreieckspitzen, so dass ein Vergleich mit entsprechenden Wüstenfundplätzen wie dem Fayum und Abu Tartur möglich wird.

1928 veröffentlichten Guy Brunton und G. Caton- Thompson ihren Bericht „The Badarian Civilisation“ wo neben mit Schwingen oder Widerhaken versehenen, dreieckigen Großspitzen auch zwei gestielte Exemplare erwähnt werden. Die gezeichneten Stücke können wie folgt eingeteilt werden :

A1 A2 A17 A25 A26 A28 C1 andere
plate XXIX, 3 - 2 1 4 - - - -
plate XXIX, 5 - - - 6 - 2 1 2
plate XXIX, 6 - - - 5 1 - 4 -
plate XXVI - - - 3 - - - -
plate XXVII - - - 2 - - - -
plate XXVIII 3 - - - - - 1 -
plate LVI - - - 2 - - - -
Total 3 2 1 22 1 2 6 2

Die östliche oder arabische Wüste Ägyptens

Der Streifen zwischen dem Niltal und der Küste des Roten Meeres bildet den östlichen Rand der Sahara. Im Norden zwischen Kairo und Suez ist er ca. 135 km breit, im Süden an der Grenze zum Sudan und zur nubischen Wüste rund 500 km. Die Entfernung entlang des Roten Meeres von Suez bis Halait beträgt über 1000 km. Aus diesem riesigen Gebiet sind nur wenige prähistorische Funde bekannt und dem entsprechend eine geringe Anzahl von Pfeilspitzen.

Die arabische Wüste war gewiss nicht weniger attraktiv als das Gebiet westlich des Nils. Im Gegenteil, es existierte ein integriertes Wadisystem, welches das Wasser aus dem Gebirge entweder ins Meer oder in den Nil leitete. Das Küstengebirge weist Höhen um 1000 m auf und gelegentlich wird auch die 2000 m Marke überschritten. Die hydrologische Situation dürfte daher vorteilhafter als in der westlichen Wüste gewesen sein. Wenn dennoch weniger Relikte vorgeschichtlicher Kulturen gefunden worden sind, so liegt es wahrscheinlich an dem unwegsamen Gelände. Wer hier etwas außerhalb der wenigen Verbindungsstraßen entdecken will muss gut zu Fuß sein.

Ein Fundplatz, der Pfeilspitzen in seinem Inventar aufweist, wurde von P.M. Vermeersch, P. van Peer, J. Moeyerson und Wim van Neer „Tree Shelter“ genannt. Er liegt nordwestlich von Quseir in der Nähe der Phosphatgruben und ist mit dem Geländewagen zu erreichen. Vier Holzkohlenproben ergaben Altersstellungen von 6770 +- 60 BP bis 4930 +- 30 BP. Die Geräte, 80 an der Zahl, setzen sich aus gezähnten Stücken, retuschierten Abschlägen, flächig bearbeiteten Stücken, Kerben, einem side-blow-flake und Verschiedenen zusammen. Außerdem wurden zwei beidseitig flächenretuschierte Pfeilspitzen, ohne weitere Präzisierung, erwähnt. Möglicherweise handelt es sich um Blattspitzen der Familie C.

Interessant sind das Vorhandensein von Asphataria rubens aus dem Niltal und ein side-blow-flake, ein Werkzeug, welches östlich des Nils zu den Raritäten zählt. Publiziert wurde der Bericht im Dezember 2002 in Archéo-Nil. In unmittelbarer Nachbarschaft des „Tree Shelter“ hat das gleiche Autorenteam eine Höhle, genannt Sodmein Cave, untersucht („Neolithic occupation of the Sodmein area, Red Sea Mountains, Egypt“ in Aspects of African Archaeology edited by G. Pwiti and R. Saper 1996). Die Altersangaben reichen von 6490 +- 100 BP und 7090 +- 80 BP für die unterste Schicht bis 6320 +- 100 BP und 6360 +- 90 BP für die obere Schicht.

Die gefundenen Pfeilspitzen sind den Schichten nicht in der Art zugeordnet, dass sie mit einem exakten Alter in Verbindung gebracht werden können.

Zehn Pfeilspitzen sind gezeichnet worden (Fig. 3 Seite 414).

  • Nr. 2 ist eine asymmetrische, einseitig flächenretuschierte Blattspitze.
  • Nr. 3 ist eine Blattspitze des Typs C1, die Rückseite zeigt lediglich flächige Randretuschen.
  • Nr. 6 ist ein Fragment und gehört möglicherweise zu einer Blattspitze C1, C3 oder zu einer Stielspitze D44.
  • Nr. 7 wie Nr. 6.
  • Nr. 8 ist eine Blattspitze mit beidseitigen flächigen Randretuschen.
  • Nr. 9 ist eine asymmetrische H1- Spitze.
  • Nr. 10 ist eine H1- Spitze, im proximalen Bereich ist sie beidseitig flächenretuschiert auf der Ventralseite ist zusätzlich ein Rand flächig retuschiert.
  • Nr. 11 ähnlich wie Nr. 10.
  • Nr. 12 und 13 Ounanähnliche Spitzen des Typs H13.

Von der Verbindungsstraße Qena im Niltal nach Quseir am Roten Meer berichtet Debono aus der Gegend von Laqueita von zwei Ounanspitzen (Debono, 1951 plate III b) und einigen Querschneidern.

Aus dem Ölfördergebiet von Ras Gharib, etwa 25 km von der Küste entfernt, weist Montenant (1986 plate XXXVI) auf Pfeilspitzen in der Nähe des bir Nakhla hin, es Handelt sich um aus Lamellen gearbeitete, kantenretuschierte Stücke.

Andreas Dittmann weist in seiner Veröffentlichung „Zur Paläogeographie der ägyptischen Eastern Desert“, 1990 auf Pfeilspitzenfunde von Fundplatz B im Gebel Zeit hin. Das Fundgebiet liegt an der Küste des Roten Meeres zwischen Ras Gharib und Hurgada. Gefunden wurden drei Blattspitzen vom Typ C1 und eine D21- Spitze mit abgebrochenem Stiel. Aus dem Abri im oberen Wadi Deir im Bereich des Klosters St. Paulus wird ein großes Blattspitzenfragment gemeldet.

Die vorgestellten Einzelfunde und Daten lassen lediglich erkennen, dass die östliche oder arabische Wüste ähnlich besiedelt war wie das Gebiet westlich des Nils. Ounanspitzen und andere kantenretuschierte Pfeilspitzen weisen auf ein frühes Neolithikum hin. Über die spätneolithischen Typen C und D bis zu prädynastischen Querschneidern reicht die Formenvielfalt über große Zeiträume. Hier liegt ein riesiges Gebiet, lediglich an seinen Rändern angekratzt und wartet auf seine Entdeckung. Künftigen Forschern wird die Arbeit so schnell nicht ausgehen.

Djara

Im Rahmen einer multidisziplinären Expedition der Universität Köln hatte der Verfasser im Jahr 2000 Gelegenheit die Fundstellen der Siedlungskammer Djara kennenzulernen. Das Gebiet liegt 15 km westlich des Abu Muharig Dünengürtels etwas nördlich der Linie Farafra – Asyut. Neben einer Reihe von kleinen, oft hochinteressanten Fundstellen, sind drei große Konzentrationen hervorzuheben. Zunächst die Fundstelle 90/1 mit einer wahrscheinlich im Tertiär entstandenen Tropfsteinhöhle als Besonderheit an ihrer südlichen Peripherie.

Die zweite bedeutende Konzentration ist 98/20 mit einem Inventar, das von rückengestumpften Artefakten bis zu side-blow-flakes reicht. Eine weitere Konzentration wird mit 98/4 bezeichnet, sie weist die am weitesten fortgeschrittene Zerstörung durch Deflation auf. Die Playaablagerungen sind bis auf einige flache Hügel, möglicherweise durch Phosphateintrag entstandene Härtlinge, komplett ausgeräumt und die Kalksteinstrukturen, wie sie im Pleistozän vorhanden waren, treten wieder zu Tage. Nur große und schwere Artefakte finden sich auf dem Grund des ehemaligen Siedlungsplatzes. Pfeilspitzen fehlen ebenso wie Mikrolithen und Straußeneischalen. Keramik, die auf anderen Stellen in Djara nicht gefunden wurde, ist in einer mit schluffigem Material gefüllten Windfalle entdeckt worden. Eine detaillierte Beschreibung und Auswertung der Funde und Befunde des Gesamtgebietes ist in Arbeit (K. Kindermann).

Fundplatz 90/1 Das Gelände ist in mehrere Grabungszonen aufgeteilt worden, die von 90/1 – 1 bis 90/1 – 15 durchnummeriert worden sind. Pfeilspitzen sind an folgenden Stellen gefunden worden.

90/1 – 1 Alter : 6786 +- 49 BP bis 6448 +- 69 BP

  • Gefunden wurden 12 Pfeilspitzen, acht davon sind gezeichnet worden und zwar :

Zwei D21- Spitzen, eine D26, eine D44, zwei E2 und jeweils eine H1, Eine H5 und eine H7- Spitze. Drei der flächenretuschierten Pfeilspitzen stammen aus den Herden und können als in situ Funde gelten. Es sind dies eine D21- Spitze, die lediglich als gestielt beschrieben ist, eine E2- Spitze, die als Blattspitze bezeichnet ist und eine D26- Spitze, die als gestielt mit Zähnung deklariert wird (In „Investigations of Mid- Holocene settlement of Djara“ in K. Kindermann 2003). Während die flächenretuschierten rhombischen Exemplare und die Stielspitzen gut zu den C14- Werten passen, sind die kantenretuschierten Stücke, ob Blatt- Stiel oder Dreieckspitze eher für frühere Epochen typisch.

90/1 – 2 Alter : 7588 +- 80 BP und 7421 +- 75 BP

  • Gefunden und gezeichnet wurden fünf Pfeilspitzen. Die kurzen und gedrungenen Exemplare bestehen aus Blattspitzen der Gruppen C3 (2 Stücke) und C4 (1 Stück) sowie einer ebenfalls gedrungenen D2- Spitze mit kurzem, breitem und abgerundetem Stiel. Das fünfte Stück ist ein schwer einzuordnendes Fragment mit flachen Randretuschen.

90/1 – 4 ohne Altersangabe.

  • Es wurden vier Pfeilspitzen gefunden, gezeichnet wurde keine.

90/1 – 6 Alter : 6900 +- 50 BP und 6696 +- 94 BP.

  • Gefunden wurden drei Pfeilspitzen, davon eine Blattspitze C1 und eine gestielte Spitze.

90/1 – 10 Alter : 6885 +- 50 BP.

  • Gefunden wurden 19 Pfeilspitzen, darunter zwei H1, zwei C1 und eine D3- Spitze, ferner wurde ein Querschneider vom Typ F4 beobachtet.

90/1 – 13 Alter : 6713 +- 75 BP

  • Gefunden wurden 36 Pfeilspitzen und zwar von den kantenretuschierten fünf H1, sechs H5 und eine H7- Spitze und von den flächenretuschierten Stücken zehn C1, drei C6 und fünf D1- Spitzen. Dazu kommen noch weitere sechs flächenretuschierte, nicht weiter präzisierte Stücke sowie vier zusätzliche Fragmente.

90/1 – 15 Von dieser Grabung ist ein Querschneider vom Typ F4 bekannt.

Die Gesamtzahl der Pfeilspitzen von den Grabungsflächen beträgt 80, davon wurden 15 Exemplare gezeichnet.

An der Oberfläche 90/1 wurden insgesamt 155 Pfeilspitzen gefunden, davon sind 36 Stücke gezeichnet worden und zwar von den Konzentrationen 1 – 6. Von der Konzentration 7, welche 107 Pfeilspitzen hervorbrachte, sind keine Zeichnungen angefertigt worden. Die Konzentration „cluster 7“ liegt im Südwesten von 90/1. Sie wird östlich von einer Wadirinne und westlich von dem Kalkgestein einer steil ansteigenden Hügelkette begrenzt. Der Untergrund besteht aus einem Schwemmfächer aus fein- bis mittelkörnigem Schutt. Darin waren neben vielen anderen Artefakten 107 Pfeilspitzen eingelagert. Darunter befinden sich zwei Ounan- Harif- Spitzen mit Schäftungszonen, die von zwei geradlinigen Rändern gebildet werden (Typ H2). Weiter wurden gefunden eine Ounanspitze H12 und 24 H5- Spitzen, eine kantenretuschierte, blattförmige Spitze vom Typ H1 und eine Dreieckspitze vom Typ H7. Hinzu kommen noch acht fragmentierte kantenretuschierte Bewehrungen.

Die flächenretuschierten Stücke setzen sich zusammen aus 14 beidseitig modifizierten C- Spitzen und 11 einseitig bearbeiteten C- Spitzen. Die gestielten Exemplare gehören sechsmal zu den D3, fünfmal zu den D1 und dreimal zu den D26- Spitzen. Ferner wurden sieben fragmentierte D1- Spitzen und 16 Fragmente von nicht identifizierbaren flächenretuschierten Spitzen gefunden.

Wie gelangten die Pfeilspitzen und andere, hier nicht aufgeführte Werkzeuge auf diesen sterilen Schwemmfächer? Sie wurden nicht mit den Sedimenten heruntergespült, wie angenommen werden könnte, da oberhalb keinerlei Kulturspuren zu entdecken sind, sondern sie wurden vom Nordwind in diese Artefaktenfalle geweht. Vergleichbare sekundäre Konzentrationen sind von Abu Tartur bekannt. Der vom Verfasser durchgeführte Langzeitversuch über die Wirkung des Windes auf steinzeitliche Artefakte in ariden Klimazonen unterstreicht die Beobachtungen.

Die 51 gezeichneten Exemplare von Djara gehören 20 verschiedenen Gruppen an und verteilen sich wie folgt:

Familie Gruppe Anzahl
Flächenretuschierte blattförmige, 17 x C C 1 3
C 2 1
C 3 5
C 4 3
C 6 4
C 10 1
Flächenretuschierte gestielte, 14 x D D 1 2
D 2 1
D 3 2
D 21 5
D 26 2
D 31 1
D 44 1
Flächenretuschierte rhombische, 4 x E E 2 4
Querschneider, 2 x F F 4 2
Flächenretuschierte rundschneidige, 5 x G G 1 5
Kantenretuschierte, 9 x H H 1 2
H 4 1
H 5 5
H 7 1
Total 51 (von 235)

Fundplatz 98/20

  • Das Zentrum der Fundstelle wird, wie schon bei 90/1, von einer Restplaya gebildet. Ein im Jahr 2000 durchgeführter Baggerschnitt erreichte das unterliegende Kalkgestein. In der Kontaktzone hatte sich eine Schicht großer Kalzitkristalle gebildet, die später auch an höher gelegenen Stellen, ebenfalls im Kontakt Playa- Kalksteinliegendes, nachgewiesen werden konnte.

Die Ausbildung großer Kalzitkristalle unter den gegebenen Umständen setzt eine über längere Zeiträume dauernde Anwesenheit von Wasser voraus. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die Lebensbedingungen, zumindest die Präsenz von Wasser betreffend, in der Siedlungskammer Djara während der pluvialen Optima wesentlich besser waren als bisher dargestellt.

Die Artefaktenvielfalt ist groß und reicht von Ounan- Harif- Spitzen, Ounanspitzen, langschmalen Dreiecken und anderen rückengestumpften Werkzeugen bis zu side- blow- flakes und flächenretuschierten Pfeilspitzen.

Mit 34 Stücken stellen die Ounan- Harif- Spitzen die größte Gruppe der Bewehrungen, nicht gezählt sind drei weitere Exemplare sowie eine Ounanspitze, die neben einer H1- Spitze und einer H5- Spitze vom Verfasser vor Ort beobachtet werden konnten.

Die flächenretuschierten Pfeilspitzen, die für 98/20 aufgelistet sind und die zu den C14- Werten von 6430 +- 50 BP und 6365 +- 30 BP passen, sind eine partiell flächenretuschierte C1- Spitze und eine gleichartig modifizierte D1- Spitze. Die beidseitig flächenretuschierten Stücke gehören mit einem Exemplar in die Gruppe C1 und mit zwei Exemplaren in die Gruppe C3. Sieben Stielspitzen sind vom Typ D1, zwei vom Typ D3 und eine ist eine D31- Spitze. Insgesamt sind also 40 rückengestumpfte und 15 flächig bearbeitete Pfeilspitzen im Inventar 98/20.

Die Umgebung des Fundplatzes 98/4

  • Wie schon eingangs erwähnt, ist Fundplatz 98/4 durch Deflation stark gestört und leichte Artefakte wie z.B. Pfeilspitzen sind nicht mehr vorhanden.

In den angrenzenden, etwas besser geschützten Hügeln jedoch finden sich einige interessante Exemplare. So liegt nördlich des Komplexes 98/4 die Fundstelle 00/63, die neben einer D52- Spitze, eine D25 und eine C1- Spitze produziert hat. Die Fundstelle 00/68, südwestlich von 98/4 gelegen, weist eine Großspitze vom Typ D3 auf (L = ca. 66 mm, B = 35 mm, D = 6 mm) ein seltener Fund auf dem Plateau. Daneben finden sich zwei Ounanspitzen vom Typ H12, zwei D47- Spitzen und eine rhombische E2- Spitze. Eine weitere D52- Spitze stammt von der Fundstelle 00/69. Der Keramikfundplatz 00/65 weist eine C10- Spitze auf.

Die mit 00/ markierten Fundstellen sind im Rahmen zeitlich sehr begrenzter Suchfahrten entdeckt worden und nicht weiter bearbeitet worden.

Djara weist eine sehr große Palette von Pfeilspitzenformen auf und deckt mit seinen Typen einen Zeitraum von rund 3000 Jahren ab, wie auch die C14 Daten belegen (von 8620 BP bis 5982 BP). Mit über 300 gefundenen Exemplaren ist Djara auch mengenmäßig ein bedeutender Fundplatz für Pfeilspitzen.

Das Abu Ballas Schichtstufenland

In mehreren Phasen haben die Archäologen der Universität Köln unter Leitung von Rudolf Kuper die Fundstellen von Abu Ballas untersucht. Wie auch anderen Orts hat das von den höher gelegenen Einzugsgebieten ablaufende Niederschlagswasser sich in Deflationsmulden sammeln können und so zur Bildung von siltig- tonigen Playas führen können. Zwischen den verschiedenen Überflutungsphasen sind immer wieder äolische Einträge zu beobachten. Die Hauptkonzentrationen prähistorischer Besiedlung wurden Eastpans, Mudpans und Westpans genannt.

Eastpans wurden vom Stuttgarter Fotografen Rudolf René Gebhardt während einer seiner zahlreichen Alleinexpeditionen entdeckt. Das Gebiet liegt ungefähr 90 km südlich der Dakhla Oasen, die beiden größeren Fundstellen wurden mit 95/1 und 95/2 bezeichnet. Die epipaläolithischen Konzentrationen 95/1 – 1 und 96/6, letztere mit einem Alter von 8350 +- 55 BP produzierten keine Pfeilspitzen, eine Ausnahme bildet ein asymmetrisches Trapez von 96/6, welches als eine mögliche Bewehrung gelten kann. Auch die jüngere, aber ebenfalls noch epipaläolithische Fundstelle 95/1 – 1 mit einem Alter von 7750 +- 150 BP bis 7752 +- 48 BP weist keinerlei Jagdwaffen in Form von Pfeilspitzen auf.

Mittelneolithischen Charakter zeigen einige Artefakte der oberen Schicht der Fundstelle 95/1 – 1, die ein Alter von 7529 +- 48 BP aufweist und damit nur geringfügig jünger ist als die unterliegende epipaläolithische Schicht. Typisch ist eine Dreieckspitze mit kantenretuschierter Basis vom Typ H7 sowie eine kantenretuschierte Spitze mit konkaver Basis vom Typ H20 wie er auch in Nabta auf der Fundstelle E – 75 – 8 vorkommt. Das Auftreten einseitig flächenretuschierter Blattspitzen (2 Fragmente) passt ebenfalls in den Zeitrahmen. Der spätneolithische Fundplatz 95/2 ist auf 6170 +- 80 BP bis 6072 +- 36 BP datiert. Die Vielzahl der Mikrolithen lassen auf einen Einfluss aus Süden, das Vorhandensein von Feuerstein, von einem side- blow- flake und von flächenretuschierten Artefakten auf einen Einfluss aus Norden schließen. An Bewehrungen sind vier Trapeze vom Typ F10 und eine D31- Spitze zu nennen, letztere stammt aus der datierten Grabungsschicht, während eine gestielte Großspitze vom Typ D3 von der Oberfläche abgesammelt wurde.

Es ist erstaunlich, dass eine hauptsächlich von der Jagd lebende Gesellschaft, selbst im Spätneolithikum überwiegen Wildtierknochen und stehen einer nur geringen Anzahl von Rind- und Schafsknochen gegenüber, nur eine verschwindende Anzahl von Pfeilspitzen hinterlassen hat. Zu erwähnen ist noch eine interessante Ounanspitze, die der Verfasser im Oktober 2000 an der Oberfläche von 95/1 beobachtet hat. Wie die vor Ort angefertigte Zeichnung zeigt, handelt es sich wahrscheinlich nicht um eine Bewehrung, sondern eher um ein epipaläolithisches Mehrzweck- Werkzeug (Bohrer, Kerbe, retuschiertes Stück).

Mudpans werden schon 1939 von Bagnold ebenso wie das Vorhandensein prähistorischer Artefakte an diesem Ort erwähnt. Paschur und Braun bestätigen dies 1980. Die Fundstellen liegen südöstlich des Abu Ballas Hügels und südwestlich von Eastpans, der Schichtstufe folgend. Da die mir zur Verfügung stehende Dokumentation nicht lückenlos war, werden lediglich die gezeichneten Bewehrungen behandelt. Im Prinzip entsprechen sie in Quantität und Qualität auch den gefundenen Stücken. Kleine, für diese Zusammenstellung aber nicht entscheidende Unterschiede, sind daher möglich.

Neben den Trapezen und Dreiecken kommen auch rückengestumpfte Formen, Stichel, Endretuschen, gezähnte Stücke, ausgesplitterte Stücke, Bohrer vom Typ Tixier 16 und andere, und weitere Mikrolithen wie z.B. Segmente vor. Eine Weiterentwicklung der Inventare ist nicht zu erkennen. Eine einzige Pfeilspitze weist Flächenretuschen auf. Es ist eine Stielspitze vom Typ I 9 mit einer rechtwinklig zur Längsachse stehenden Schwinge und einer gerundeten Schwinge vom Typ D21.

Gezeichnete Bewehrungen (außer Segmenten)

Fundplatz Alter BP Familie Gruppe Anzahl
85/56 ca. 7000 H 1 1
5 x H H 5 1
H 7 3
19 x F F 4 9
F 10 8
F 11 2
85/50-1 ca. 6530 1 x H H 5 1
bis 5740 28 x F F 2 3
F 4 15
F 16 2
F 13 7*
F 10 1
85/50-9 - 2 x F F 4 1
F 16 1
85/51-1 ca. 5690 10 x F F 4 3*
F 10 7
85/51-2 - 1 x I I 9 1
2 x H H 5 1
H 9 1
7 x F F 4 3
F 10 3
F 14 1
85/51-3 ca. 6700 8 x F F 4 3
F 10 5
85/51-4 ca. 6320 1 x H H 7 1
12 x F F 4 4
F 10 8
85/54-1 - 3 x F F 2 1
F 4 2
Total 99
  • * Davon ein Exemplar mit flächigen Retuschen in der Schäftungszone.

Westpans mit seinem Fundplatz 85/52 ist mit einem Alter von 8700 +- 190 BP das älteste epipaläolithische Vorkommen in der Abu Ballas Gegend. Das Gebiet liegt rund 50 km südwestlich von Mudpans, seine Koordinaten sind 24°7’ Nord und 27°37’ Ost.

Neben anderen Mikrolithen wurden zwei breite, unregelmäßige Dreiecke und sechs Trapeze, deren kleine Seite eine ausgeprägte Kerbe aufweist, gefunden.

Hugot beschreibt aus Algerien drei Dreiecke, deren durch Kantenretuschen zugespitztes Ende durch eine Schäftungskerbe ersetzt wurde und bezeichnet den Querschneider mit F9. Die Trapeze mit Schäftungskerbe erhalten die Bezeichnung F15. Ein vom Verfasser gefundenes Trapez aus dem oberen Capsien von Bir Hameiria, Tunesien, weist ebenfalls eine Schäftungskerbe auf.

Gilf Kebir

Der äußerste Südwesten Ägyptens wird durch das über 1000 m hohe Sandsteinplateau des Gilf Kebir geprägt. Die dortigen Sandsteinschichten der Jura- und Kreidezeit sind von tertiärem Vulkanismus durchbrochen.

Das zur Herstellung steinzeitlicher Artefakte verwandte Material ist vor allem ein quarzitischer Sandstein, der in verschiedenen metamorphen Stadien, Korngrößen, und Farben ansteht. Als weitere Materialien kommen Basalt, Quarzporphyr und im geringem Maß Quarzgerölle, also Kieselsteine und aus den tonigen und siltigen Schichten geringvolumige Chalzedone vor. Diese Chalzedone aus den buntgefärbten Ton- und Siltlinsen der Kharga Schichten bilden den bevorzugten Werkszoff der älteren holozänen Komplexe von Abu Tartur. Noch seltener sind Werkstoffe wie verkieseltes Holz und libysches Wüstenglas aus der großen Sandsee.

Seit 1980 arbeiten die Archäologen der Universität Köln, zunächst im Rahmen des Projekts B.O.S., später des Projekts ACACIA, im Gilf Kebir.

Über die Ausgrabungen im Wadi el Akhdar liegt eine Monographie von Werner Schön vor, im gleichen Volumen bearbeitet Erwin Cziesla den Fundplatz 80/14 (Schön 1996). Im Hinblick auf das Vorhandensein von Pfeilspitzen ist der Wadi el Akhdar als äußerst arm zu bezeichnen. Die 22 aufgelisteten Fundstellen lieferten 2494 Werkzeuge aber nur ca. 48 Bewehrungen in Form von Querschneidern, das macht ca. 2 % der Gesamtwerkzeugmenge aus. Diese dreieckigen und trapezförmigen geometrischen Formen kommen lediglich mit 41 Exemplaren auf der Fundstelle 80/14, mit fünf Exemplaren auf der Fundstelle 81/8 sowie drei relativ sicheren Stücken von der Oberfläche des Fundplatz 81/2 vor. Alle übrigen Plätze sind frei von Pfeilspitzen.

Das Fehlen von Mikrolithen in vielen Inventaren, der schlechte Erhaltungszustand des Knochenmaterials und der geringe Anteil an großen, nicht verrundeten Keramikscherben lässt auf eine starke Zerstörung der Siedlungsplätze durch klimatische Einflüsse schließen.

Fundplatz 80/14 Alter : die drei Proben von Straußeneischalen ergeben ein Alter von 4210 +- 60 BP, 4300 +- 55 BP und 4500 +- 55 BP. Ein Datum von 4200 +- 1100 BP von einer Holzkohlenprobe kann wegen der hohen Standartabweichung nicht berücksichtigt werden. Von 131 Geräten sind 41 als Pfeilspitzenbewehrungen anzusprechen, das sind 31,3 %. Gezeichnet wurden 34 von 39 Dreieckspitzen, wie sie im Text bezeichnet werden, ein Trapez und eine Trapezspitze. Von den gezeichneten Stücken der Tafel 1 sind 24 Exemplare Dreiecke mit geradlinigen Rändern vom Typ Tixier 89, die als Pfeilbewehrung mit F4 bezeichnet sind. Die neun Trapeze, die als Dreiecke eingeordnet sind, gehören zum Typ Tixier 83, als Pfeilspitzenwerden sie unter F10 geführt.

Ein Dreieck weist konkave Ränder auf, der Typ ist Tixier 92 oder als Pfeilspitze F13.

Das Trapez Nr. 35 mit längerer kurzer Schneide als die neun oben erwähnten Exemplare gehört ebenfalls zum Typ Tixier 83. Durch seinen eher epipaläolithischen Charakter würde, isoliert betrachtet, ein Gebrauch als Pfeilspitze fraglich erscheinen, im Kontext mit einer Vielzahl von Querschneidern ist jedoch eine Verwendung als Bewehrung möglich. Das Trapez Nr. 40 mit einem leicht konkaven und einem geraden Rand (Tixier 86), welches in Hugots Einteilung als f16 geführt werden könnte, gehört ebenfalls zu den Querschneidern. Fünf Exemplare sind nicht gezeichnet worden, es ist anzunehmen, dass es sich um Dreieckspitzen des Typs F4 handelt.

Fundplatz 81/8 Holzkohlenproben ergeben ein Alter von 5430 +- 65 BP und 5940 +- 230 BP. Von den 73 Geräten oder ihren Fragmenten sind fünf Stücke oder 6,8 % als Querschneider, sowohl Dreiecke als auch Trapeze, angesprochen worden. Ein eindeutiges Trapez, Nr. 23 Tafel 101, ist gezeichnet worden, es stellt eine Bewehrung vom Typ F10 dar.

Fundplatz 81/2 (Oberfläche) Das Alter konnte nicht ermittelt werden. Die Gesamtmenge der Werkzeuge beträgt 88 Stücke, davon neun Mikrolithen. Letztere sind aufgegliedert in unregelmäßige Dreiecke (4 Stücke oder 4,5 %), unregelmäßige Trapeze (2 Stücke oder 2,3 %) und drei andere Stücke. Gezeichnet wurden sieben Mikrolithen bzw. Bruchstücke derselben. Bei dem Trapez Nr. 11 Tafel 66 und den Fragmenten Nr. 13 und Nr. 14 der gleichen Tafel ist eine Nutzung als Pfeilspitzenbewehrung denkbar.

Verteilung der Pfeilspitzen im Wadi el Akhdar

Pfeilspitzen-Typen

Fundplätze

Querschneider

ohne Spezifikation

F4 F10 F12 F13 Total
80/14 5 24 10 1 1 41
81/8 4 - 1 - - 5
81/2 Oberfläche 2 (+3) - 1 - - 3 (+3)
Total 11 (+3) 24 12 1 1 49 (+3)

Die geometrischen Mikrolithen des Wadi el Akhdar sind vergleichsweise klein. Für die Exemplare des Fundplatz 80/14 schwankt die Breite zwischen 7 und 16 mm. Die Durchschnittsbreite beträgt 9 mm, die Durchschnittshöhe 10 mm.

Wadi Bakht

Das Wadi Bakht liegt ca. 40 km östlich des Wadi el Akhdar und weist gleiche geologische und morphologische Strukturen auf wie letzteres. Trotz ähnlich intensiver Untersuchungen liegt hier keine vergleichbare Veröffentlichung wie für das Wadi el Akhdar (Schön 1996) vor. Beispielhaft seien einige der Wadi Bakht Fundplätze, hier in Bezug auf das Vorkommen von Bewehrungen, vorgestellt. Die Typologien wurden hauptsächlich von Bettina Petrick und Jörg Linstädter zusammengestellt.

Fundplatz 82/11

Werkzeuge Anzahl  %
Kratzer 15 5,75
Bohrer 8 3,07
Stichel 1 0,38
Kerben 41 15,71
Mikrolithen 52 19,92
Kerbreste 19 7,28
Ausgesplitterte Stücke 20 7,66
Retuschierte Stücke 96 36,78
Stichelabschläge 9 3,45
Total 261 100,00

Unter den Mikrolithen befinden sich acht Dreiecke, unter anderem Tix 89, 90 und 95 und fünf kantenretuschierte Dreieckspitzen. Die entsprechenden Pfeilbewehrungen werden mit F4 (fünf Stücke) und eventuell mit H7 (fünf Stücke) bezeichnet. Drei Dreiecke sind langschmal ausgebildet und werden hier nicht berücksichtigt.

Fundplatz 82/14 – 1

Werkzeuge Anzahl  %
Kratzer 7 2,10
Bohrer 13 3,91
Stichel 13 3,91
Kerben 56 16,82
Mikrolithen 68 20,42
Kerbreste 31 9,31
Ausgesplitterte Stücke 11 3,30
Retuschierte Stücke 114 34,23
Stichelabschläge 20 6,00
Total 333 100,00

Von den 68 Mikrolithen sind neun Dreiecke und fünf kantenretuschierte Dreieckspitzen, vier der Dreiecke können als Pfeilbewehrungen vom Typ F4 angesprochen werden, die kantenretuschierten Dreieckspitzen fallen eventuell unter H7.

Fundplatz 82/14 – 2

Werkzeuge Anzahl  %
Kratzer 8 1,54
Bohrer 18 3,47
Stichel 12 2,31
Kerben 50 9,63
Mikrolithen 224 43,16
Kerbreste 84 16,19
Ausgesplitterte Stücke 11 2,12
Retuschierte Stücke 79 15,22
Stichelabschläge 33 6,36
Total 519 100,00

Sechs der 22 Dreiecke unter den Mikrolithen können als Bewehrungen für Pfeilspitzen angesprochen werden und zwar F4 (5 Stücke) und F13 (1 Stück). Die zwölf kantenretuschierten Dreieckspitzen fallen möglicherweise in die Gruppe H7.

Fundstelle 82/21 – 1 - Alter ca. 6060 BP

Werkzeuge Anzahl  %
Segmente 7 1,43
Trapeze 116 23,72
Dreiecke 91 18,61
Dreiecke oder Trapeze 21 4,29
Nicht geometrische Mikrolithen 99 20,25
Rückenstumpfungen - -
Bohrer 38 7,77
Kratzer 18 3,68
Retuschierte Stücke 59 12,07
Kerben 18 3,68
Ausgesplitterte Stücke 1 0,20
Stichel - -
Retuschierte Fragmente 19 3,89
Schlagsteine 2 0,41
Total 489 100,00

Von den insgesamt 228 Trapezen und Dreiecken, die 46,62 % des Inventars ausmachen, sind 18 Dreiecke und 23 Trapeze gezeichnet worden. Die Dreieckbewehrungen setzen sich aus den Typen F4, F12, F13 und F14 zusammen, die Trapeze sind mit den Gruppen F10, F16 und F12 vertreten. Sowohl streng symmetrische als auch asymmetrische Formen sind zu beobachten.

Fundstelle 82/21 – 2- Alter ca. 6640 BP

Werkzeuge Anzahl  %
Segmente 25 17,99
Trapeze 4 2,88
Dreiecke 7 5,04
Dreiecke oder Trapeze - -
Nicht geometrische Mikrolithen 40 28,78
Rückenstumpfungen 3 2,16
Bohrer 11 7,91
Kratzer 4 2,88
Retuschierte Stücke 19 13,67
Kerben 19 13,67
Ausgesplitterte Stücke 5 3,60
Stichel 1 0,72
Retuschierte Fragmente - -
Schlagsteine 1 0,72
Total 139 100,02

Der Platz enthält außer den Segmenten lediglich vier Trapeze und sieben Dreiecke, zehn Stücke wurden gezeichnet. Der Anteil der Querschneider am Gesamtinventar beträgt 7,92 %. Die Bewehrungen fallen in die Gruppen F16, F10, F12 für die Trapeze und F4 und F14 für die Dreiecke.

Fundstelle 82/10

Werkzeuge Anzahl  %
Kratzer 2 0,94
Bohrer (Tixier 16) 2 0,94
Stichel 5 2,35
Rückengestumpfte Klinge

und Abschläge

58 27,30
Rückengestumpfte Lamellen 34 15,96
Endretuschen 4 1,88
Segmente 25 11,74
Trapeze 43 20,19
Dreiecke 15 7,04
Ausgesplitterte Stücke 21 9,86
Sonstige 4 1,88
Total 213 100,08

Von den 58 Trapezen und Dreiecken, welche 27,23 % des Inventars ausmachen, können sämtliche Stücke als Bewehrungen angesehen werden, sie gehören den Tixier Gruppen 83, 85 – 89 und 92 an. Gezeichnet wurden sieben Dreiecke der Typen F4 und F14 sowie vierzehn Trapeze der Gruppen F13 und F16.

Verteilung der Querschneider Typen im Wadi Bakht

Fundplätze Querschneider

ohne Spezifikation

F16 F4 F10 F11 F12 F13 F14 Total
82/10 37 5 1 3 1 6 - 5 58
82/11 - - 5 - - - - - 5
82/14 - 1 - - 4 - - - - - 4
82/14 - 2 - - 5 - - - 1 - 6
82/21 - 1 187 12 9 5 - 10 4 1 228
82/21 - 2 1 1 5 1 - 1 - 2 11
Total 225 18 29 9 1 17 5 8 312

Die von Maya von Czerniewiez bearbeiteten Fundplätze 82/15 (Alter 5070 +- 60 BP und 5180 +- 60 BP) und 82/24 (Alter 4920 +- 60 BP und 5090 +- 60 BP) enthielten keinerlei Pfeilspitzen- Bewehrungen. Dennoch weist das Wadi Bakht wesentlich mehr Mikrolithen, die als Bewehrungen gedient haben könnten, auf als das Wadi el Akhdar. Diese Tatsache kann ein Anzeichen für bessere Erhaltungsbedingungen der Fundstellen sein.

Für beide von den Archäologen der Universität Köln intensiv untersuchten Wadis aber auch für das Gilf Vorland und das Plateau und wahrscheinlich ebenfalls für die große Zahl der nicht behandelten Wadis gilt folgendes : Die relativ zum Gesamtinventar geringe Anzahl von Pfeilspitzen- Bewehrungen setzt sich fast ausnahmslos aus Querschneidern in Dreieck- und Trapezform zusammen (Tafel Ä24, Ä25). Eine Ausnahme bilden die älteren dreieckigen Mikrospitzen, welche schon an die kantenretuschierten Dreieckspitzen erinnern, wie sie im mittleren Neolithikum in Nabta, Bir Kiseiba und Abu Tartur üblich waren (Tafel Ä26).

Bis auf eine Stielspitze vom Wadi Sora sind flächenretuschierte Pfeilspitzen aus dem Gilf Kebir nicht beobachtet worden. Das hat zum einen sicherlich kulturelle Gründe aber es sollte nicht vergessen werden, dass der in seiner Struktur nicht homogene, verfestigte Sandstein, aus dem die meisten Artefakte hergestellt worden sind, sich nicht für Flächenretuschen anbietet. Die in der Gesteinsmasse einzementierten Quarzkörner stellen einer Druckretusche zuviel Widerstand entgegen. Es gibt im Gilf Beispiele für flächige Retuschen aus dem Paläolithikum aber bei diesen Artefakten handelt es sich um großvolumige Kernwerkzeuge und nicht um aus Klingen oder Lamellen hergestellte Kleinwerkzeuge. Außerdem sind die paläolithischen Retuschen geschlagen und nicht gedrückt.

Interessant, bezüglich der Pfeilspitzen, ist die fehlende Weiterentwicklung während der großen Zeitspanne vom Epipaläolithikum bis zum jüngsten Spätneolithikum, wenn davon abgesehen wird, dass die Bewehrungen während der prädynastischen Phasen teilweise kleiner werden und häufig asymmetrische Formen zeigen.

Aus der Frühen holozänen Besiedlungszeit ist ein Trapez mit gekerbter, kleiner Schneide bekannt, ähnliche Stücke wurden in Westpans und Regenfeld gefunden. Die bis dahin unbekannte Bewehrungsart erhielt die Bezeichnung F15, sie ist zu vergleichen mit F9, einem querschneidigem Dreieck mit Schäftungskerbe.

Abu Minqar

Auf den Weg zwischen den Dakhla Oasen und Farafra liegt hart am Rande der großen Sandsee die kleine Oase Abu Minqar. Im Rahmen des B.O.S. Programms der Universität Köln wurde zu Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts das Gebiet auf prähistorische, holozäne Siedlungsplätze untersucht.

In Bezug auf Pfeilspitzen stellen sich die Fundplätze wie folgt dar :

Der Fundplatz 81/55-1 weist zwei recht unterschiedliche C14- Daten auf, einmal 7890 BP und ein älteres von ca. 8620 BP. Neben kleinen, einseitig flächenretuschierten Blattspitzen der Gruppen C1 und C4 und gestielten, kantenretuschierten Exemplaren der Typen H5 und H12 kommen gekerbte und retuschierte Stücke (Tix 74 bis 77 und Tix 105) vor. Ein Besonderer Fund ist ein langgestrecktes Artefakt mit dreieckigem Querschnitt. Das über 140mm lange Stück ist vollständig flächenretuschiert, die Dicke von rund 6mm im medialen Bereich verringert sich zu den bohrerartig ausgebildeten Enden hin. Der Verwendungszweck bleibt rätselhaft.

Der Fundplatz 81/55-2 liefert ebenfalls kleine, einseitig flächig retuschierte Blattspitzen. Es sind die Typen C1, C3, C4 und C6. Daneben gibt es eine gestielte, flächenretuschierte Pfeilspitze der Gruppe D3 und kantenretuschierte Bewehrungen der Typen H4 und H7 sowie Querschneider der Typen F4 und F13. Rückenstumpfungen und langschmale Dreiecke gehören ebenfalls zum Inventar von 81/55-2. Die C14- Daten reichen von 7100 BP über 6390, 6100 bis 4500 BP.

Der Fundplatz 81/55-3 weist vor allem Querschneider auf und zwar der Gruppen F16, F4 und F13. Daneben kommen auch wieder die kleinen, teilweise flächenretuschierten Blattspitzen aber auch vollflächig retuschierte Exemplare vor. Das Alter wird mit 6520 BP angegeben. Weitere typische Artefakte sind retuschierte Stücke (Tix 105), Rückenstumpfungen und Bohrer vom Typ Tix 16 (mèche de foret) sowie basisretuschierte Lamellen.

Der Fundplatz 81/55-5, dessen Alter mit 7260 BP angegeben ist, produzierte sieben Blattspitzen sowohl ganzflächig als auch teilflächig retuschiert. Daneben finden sich zwei Querschneider, drei H5- Stielspitzen und eine teilflächig retuschierte Hybridspitze vom Typ D44, welche den Übergang von der Blatt- zur Stielspitze bildet.

Zu den im Gebiet aufgelesenen Streufunden gehört neben Blattspitzen der Gruppen C1, C3, C4 und C11 auch eine große, beidseitig flächenretuschierte Stielspitze vom Typ D1 mit geradlinigen bis leicht gewellten Rändern. Der außergewöhnlich breite Stiel wird von konvexen Linien begrenzt und läuft in einer Spitze aus. Das Gewicht des Stückes ist nicht bekannt, aber da die Dicke in der Mitte des Exemplars bereits 10mm beträgt, dürfte es über 20g wiegen und damit eher zu den Stoß- und Wurfspießen gehören. Außerdem ist der Stiel so breit, dass eine Pfeilschäftung nur schwer vorstellbar ist.

Verteilung der Pfeilspitzen in Abu Minqar (Lobo)

C1 C3 C4 C6 C11 C D3 D44 F16 F4 F13 F14 H4 H5 H7 H12
81/55-1 2 - 1 - - - - - - - - - - 2 - 3
81/55-2 1 10 1 1 - 3 1 - - 2 5 - 1 - 1 -
81/55-3 1 - 4 - - 2 - - 2 23 40 - - - - -
81/55-5 1 5 1 - - - - 1 - - 1 1 - 3 - -
Streufunde 1 1 1 - 1 - - - - - - - - - - -
Total 6 16 8 1 1 5 1 1 2 25 46 1 1 5 1 3

Das Vorkommen der verschiedensten Pfeilspitzen- Typen, die über weite Zeiträume gespannten Altersangaben und die neben den Bewehrungen gefundenen typischen, vielfach rückengestumpften Artefakte lassen eine so starke Durchmischung des Fundgutes vermuten, dass eine Altersbestimmung von Pfeilspitzengruppen in diesem Falle problematisch wäre. Sämtliche 123 in „Lobo“ gefundene Pfeilspitzen sind gezeichnet worden (B.O.S.- Archiv, persönliche Mitteilung Frank Klees).

Weitere Fundplätze außerhalb des Komplexes „Lobo“ sind in folgender Grafik vorgestellt.

A1 C1 C3 C4 C6 C11 E1 E2 F2 F4 F10 F11 H5
83/16 - 1 1 1 2 - - 1 - - - - -
83/17-1 - - - - - - - - 3 - - - 1
85/24 1 2 1 - - 3 1 - - - - - -
85/21 - 2 - - - - - - - - - - -
85/28-8 - 1 - - - - - - - - - - -
85/27 - - - - - - - - - 17 7 4 -
Total 1 6 2 1 2 3 1 1 3 17 7 4 1

Von den Blattspitzen sind die Typen C3 und C11 einseitig flächenretuschiert, das proximale Ende ist häufig auf beiden Seiten modifiziert. Von den C1- Spitzen sind zwei Stücke teilretuschiert. Das Alter dieser Bewehrungen liegt, wie auch das der schlanken A1- Spitze, zwischen ca. 6500 BP und 6100 BP.

Zum Gebrauch des Begriffs „Holozän“.

Holozän ist ein Terminus aus der historischen Geologie oder Stratigraphie. Das Holozän, früher auch Alluvium genannt, ist die jüngste Stufe der Quatärformation. Es schließt sich an das Pleistozän oder Dilluvium an. Letzteres ist eine abgeschlossene Stufe, welche zwischen dem Pliozän, der jüngsten Erscheinung des Tertiärs, und dem Holozän, der Jetztzeit, angesiedelt ist.

Es ist also möglich Begriffe wie frühes, mittleres und spätes Pleistozän zu bilden. Anders verhält es sich mit dem Holozän, welches erst vor 10000 – 12000 Jahren begann und von dem wir nicht wissen wie lange es dauern wird. Möglicherweise ist es eine zukünftige Eiszeit, welche dieses Erdzeitalter beenden wird. Geologische Zeiträume, und Holozän ist ein solcher, sind im Gegensatz zu historischen, auch ur- und frühgeschichtlichen unvergleichlich groß, Millionen Jahre sind kurze Zeitspannen in der Geologie.

Allenfalls kann also von einem frühen Holozän gesprochen werden, wenn die Zeit, die unmittelbar auf das Pleistozän folgt, gemeint ist. Gänzlich inkorrekt hingegen sind Wendungen wie mittleres oder spätes Holozän. Denkbar wären Formulierungen wie „spätsteinzeitliche Holozänphase“ oder „mittelsteinzeitliche holozäne Feuchtphase“, das sind zwar unförmige Wortgebilde, sie haben aber den Vorteil logisch zu sein. Außerdem vermeiden sie ebenfalls ungeliebte und mit unpraktischen Definitionsansätzen versehene Begriffe wie Neolithikum, Mesolithikum usw.. Läge die Steinzeit im späten Holozän, wo wären dann Bronze- und Eisenzeit oder gar das Atomzeitalter angesiedelt.

Ein zehnjähriges Kind mit einer statistischen Lebenserwartung von 80 Jahren beschreibt seinen Lebensweg in der Art : „In der Frühphase meines Lebens verbrachte ich meine Zeit hauptsächlich mit Spielen. Dann in der mittleren Lebensphase ging ich in der Grundschule und letztlich, in der Spätphase meines Lebens, wurde ich in die Sexta des hiesigen Gymnasiums aufgenommen“.

Dieses kleine Beispiel zeigt, dass offene Zeiträume nicht in Früh-, Mittel- und Spätphasen aufgeteilt werden können.

Große, gekehlte Dreieckspitzen verschiedener Fundstellen im Vergleich.

Im Folgenden sollen die Pfeilspitzen der Wüstenfundplätze Fayum, Abu Tartur und Kharga untereinander und mit den Bewehrungen der zwei Niltalvorkommen von Merimde und Badari verglichen werden.

Zunächst gilt es das zeitliche Auftreten der gekehlten Dreieckspitzen in den einzelnen Siedlungsräumen zu klären.

Das Fayum A wird unterteilt in das ältere Fayumian von 6075 BP bis 5540 BP und das jüngere Moerian von 5410 BP bis 5010 BP. ( Ginter et al. 1982; Ginter und Kozlowski 1983, 1984, 1986; Dagnan - Ginter et al. 1984; Kozlowski und Ginter 1989 ). Für die gleiche Kultur gibt F. Wendorf 1980 Altersstellungen von 6391 BP, 6064 BP, 5810 BP und 5160 BP an. Ausgehend von der Annahme, dass sämtliche C14 Analysen korrekt durchgeführt worden sind, kann das Fayum A in den Zeitraum von 6391 BP bis 5010 BP gestellt werden.

Merimde wird bei von den Driesch und Boessneck 1985 zwischen 5440 BP und 5010 BP datiert. Breunig gibt 1987 für die untere Merimdeschicht Alter von 3940 BP und 5840 BP an. Die Angaben von Derricourt 1971 liegen zwischen 4690 BP und 6250 BP.

Die problematische zeitliche Einordnung der Oberflächenfunde von Abu Tartur könnte mit Einschränkungen auf vier C14- Daten basiert werden. Das Exemplar Nr. 12 der Tafel Ä2 wurde als einzige gekehlte Dreieckspitze auf dem Fundplatz 1004/83 aufgesammelt. Das Alter des Fundplatzes ist auf 7590 +- 75 BP datiert. Unter anderem führt dieser Komplex auch erste, recht primitiv gestaltete side-blow-flakes. Fundplatz 1017/82 mit einem Alter von 7145 +- 40 BP weist vier gekehlte Dreieckspitzen auf und 1024/82, der auf 6620 +- 40 BP datiert ist, drei dieser Exemplare. Eine weitere Datierung mit sieben dreieckigen Großspitzen stammt vom Fundplatz 1005/83 und beträgt 6420 +- 60 BP. Andere Fundplätze mit häufigem Auftreten dieser Pfeilspitzengruppe konnten bisher noch nicht datiert werden.

Die Vielzahl der unterschiedlichsten Datierungen der Fundplätze am Westende der Ausläufer des Abu Tartur Massivs, besonders site 228 und die mögliche Vermischung der Inventare in dieser Zone erlauben keine eindeutige zeitliche Zuweisung der Dreieckspitzen der Dakhla Oasen. Ähnliches gilt für andere einzelne Oberflächenfunde in der westlichen Wüste Ägyptens.

Ein Vergleich der frühesten Daten des Fayum A ( 6391 BP ) und Merimdes ( 6250 BP ), Fundstellen, die sich wie auch Abu Tartur durch statistisch auswertbare Mengen von großen Dreieckspitzen mit zentraler Kehle auszeichnen, ergibt ein Bild, welches die gehäufte, Präsenz dieser Bewehrungsart auf den oben genannten Plätzen ab der Mitte des 7. Jahrtausend vor heute suggeriert.

In Abu Tartur begann die Entwicklung etwa tausend Jahre früher ( 7590 BP ). Ein Ansteigen der Häufigkeit belegen die Stationen 7145 BP und 6620 BP. Die größten Mengen treten in Abu Tartur um 6420 BP auf, kurz vor dem ersten Erscheinen dieses Pfeilspitzentyps im Fayum und in Merimde.

Beispielhaft für das Fayum sind die tief ausgekehlten Spitzflügelgeschosse der Gruppe A25, die noch durch zwei gezähnte Exemplare des Typs A26 ergänzt werden. Andere Dreieckspitzen verschiedenster Basisgestaltung sind A1 mit geradliniger Basis, A17 und A18 mit einer durch zwei schräg verlaufende gerade Linien gebildeten Basis oder einer konvexen Basis und die Stücke mit zentraler Kehle mit allen möglichen runden und eckigen Ausgestaltungen der Schwingenenden als da sind A2, A13, A27 u.s.w. Die in Abu Tartur gefundenen Exemplare zeichnen sich häufig durch eine gewisse Asymmetrie, vor allem die Schwingenenden betreffend, aus ( z.B. Tafel Ä3, 2, 3, 5, 6, 8 und 11 ). Dieses Merkmal wird weder im Fayum noch in Merimde oder Badari angetroffen. Auch das Ansteigen des häufig spachtelförmigen Schwingenendes zum Kehlentiefsten hin ist typisch für Abu Tartur ( z.B. Tafel Ä 4A, 1, 6, 9 und 16 ). Bis auf ein Exemplar der Gruppe A26 kommen Spitzflügelgeschosse im Einzugsgebiet von Abu Tartur nicht vor.

Die „Merimdespitze“ vom Fundplatz Merimde beni Salam ist eine symmetrisch geformte Dreieckspitze mit geradlinigen bis schwach konvexen Rändern. Die Basis ist mit einer zentralen Kehle ausgestattet, die Schwingenenden verlaufen häufig rechtwinklig zum Rand und sind nach außen leicht abgerundet. Sie entsprechen dem Typ A27 und kommen ebenfalls in geringer Anzahl in Abu Tartur vor. ( Tafel Ä4, 4 ; Tafel Ä2, 2 ). Die feinen morphologischen Unterschiede innerhalb der Gruppe sind von J. Eiwanger beschrieben. Außer den „Merimdespitzen“ kommen in den oberen Schichten und vor allem an der Oberfläche auch die jüngeren Spitzflügelgeschosse, ähnlich denen aus dem Fayum, vor.

Die Mehrzahl der Bewehrungen der wesentlich jüngeren Badarikultur ( 5560 BP – 5030 BP Hassan 1985 ) sind Spitzflügelgeschosse vom Typ A25 aber auch A2, A26 und A28 kommen noch vor.

Die elf von G. Caton-Thompson in Kharga gefundenen großen Pfeilspitzen mit teils eckigen, teils gerundeten Schwingen sowie die drei von M. Mc Donald erwähnten ausgekehlten Dreieckspitzen östlich von Dakhla können den Typen von Abu Tartur zugesellt werden.

Die ägyptischen Fundgebiete im Vergleich.

Die Zusammenfassung der Pfeilspitzen Indizes sowie ihre grafische Darstellung sollten ursprünglich nur die Verschiedenheit oder Gleichheit einzelner Kulturen dokumentieren. Unvermischte Inventare ergeben gleichartige Grafiken bei gleicher Kultur, eine andersartige Kultur ergibt eine abweichende Grafik. Auf ähnliche Art können auch Gesamtinventare miteinander verglichen werden. Trotz aller Kritik an dieser „französischen Methode“ haben ihre Kritiker bislang nichts anzubieten was effektiver wäre. Es wird lediglich versucht einfache Methoden durch aufwändige Arbeitsweisen zu ersetzen. Die hier vorgestellten Grafiken haben in den meisten Fällen gemischte Inventare als Grundlage, dennoch sind sie äußerst informativ, denn sie zeigen die zeitliche und materielle Entwicklung der einzelnen Populationen auf und sie erlauben Vergleiche mit anderen Regionen.

Übersicht 1. - 6. sind Fundkomplexe der postulierten Gunstzone. Übersicht 7. - 11. sind Fundkomplexe außerhalb der postulierten Gunstzone. Übersicht 12. - 13. sind Sonderfälle.

1. Kharga

Anzahl  %
Indiz I 66 7,60
Indiz II 259 29,80
Indiz III 341 39,24
Indiz IV 203 23,36
Total 869 100,00

2. Abu Tartur

Anzahl  %
Indiz I 122 3,80
Indiz II 1466 45,70
Indiz III 597 18,61
Indiz IV 1023 31,89
Total 3208 100,00

3. Djara 90/1

Anzahl  %
Indiz I 4 2,67
Indiz II 50 33,33
Indiz III 43 28,67
Indiz IV 53 35,33
Total 150 100,00

4. Abu Minquar

Anzahl  %
Indiz I 3 1,73
Indiz II 51 29,48
Indiz III 2 1,16
Indiz IV 117 67,63
Total 173 100,00

5. Dakhla

Anzahl  %
Indiz I 4 2,70
Indiz II 57 38,51
Indiz III 22 14,87
Indiz IV 65 43,92
Total 148 100,00

6. Djara 98/20

Anzahl  %
Indiz I 0 0
Indiz II 4 7,27
Indiz III 11 20,00
Indiz IV 40 72,73
Total 55 100,00

7. Mudpans

Anzahl  %
Indiz I 0 0
Indiz II 0 0
Indiz III 0 0
Indiz IV 98 100,00
Total 98 100,00

8. Gilf Kebir

Anzahl  %
Indiz I 0 0
Indiz II 0 0
Indiz III 0 0
Indiz IV 346 100,00
Total 346 100,00

9. Sandsee (Glasregion)

Anzahl  %
Indiz I 0 0
Indiz II 0 0
Indiz III 0 0
Indiz IV ca. 50 100,00
Total ca. 50 100,00

10. 'Kiseiba'

Anzahl  %
Indiz I 1 0,64
Indiz II 2 1,27
Indiz III 2 1,27
Indiz IV 152 96,82
Total 157 100,00

11. Nabta

Anzahl  %
Indiz I 5 1,33
Indiz II 12 3,20
Indiz III 8 2,13
Indiz IV 350 93,33
Total 375 100,00

12. Merimde

Anzahl  %
Indiz I 61 92,42
Indiz II 0 0
Indiz III 2 3,03
Indiz IV 3 4,55
Total 66 100,00

13. Fayum

Anzahl  %
Indiz I 272 31,74
Indiz II 228 26,60
Indiz III 357 41,66
Indiz IV 0 0
Total 857 100,00

Abu Tartur - Verteilung der Pfeilspitzenfamilien

Figur 3a

9120 BP 7590 BP 7145 BP 6620 BP 6420 BP
0002 / 84 0006 - 0007 / 83 1004 / 83 1017 / 82 1023 / 82 1024 / 82 1005 / 83
Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  %
I - I - I 1,48 I 3,39 I 3,02 I 5,33 I 5,08
II 1,57 II 14,08 II 17,78 II 48,59 II 52,61 II 72,78 II 59,63
III 0,52 III 9,86 III 4,44 III 7,91 III 18,57 III 11,83 III 19,52
IV 97,91 IV 76,06 IV 76,30 IV 40,11 IV 25,80 IV 10,06 IV 15,77

Figur 3b

Kharga Abu Tartur Djara 90 / 1 Dakhla Abu Minqar Djara 98 / 20
Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  %
I 7,60 I 3,80 I 2,67 I 2,70 I 1,73 I -
II 29,80 II 45,70 II 33,33 II 38,51 II 29,48 II 7,27
III 39,24 III 18,61 III 28,67 III 14,87 III 1,16 III 20,00
IV 23,36 IV 31,89 IV 35,33 IV 43,92 IV 67,63 IV 72,73

Figur 4

Mudpans Gilf kebir Glasregion Kiseiba Nabta Fayum Merimde
Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  %
I - I - I - I 0,64 I 1,33 I 31,74 I 92,42
II - II - II - II 1,27 II 3,20 II 26,60 II -
III - III - III - III 1,27 III 2,13 III 41,66 III 3,03
IV 100 IV 100 IV 100 IV 96,82 IV 93,33 IV - IV 4,55

Alter bestimmter Pfeilspitzenformen

Häufig wird die Frage nach dem Alter bestimmter Pfeilspitzenformen gestellt. Um eine zufriedenstellende Antwort geben zu können, werden möglichst große Mengen Bewehrungen mit ausreichenden Altersbestimmungen durch C14 Analysen benötigt. Im besprochenem Raum stellt sich die Faktenlage so dar, dass nur ein geringer Anteil der älteren Inventare, von vor 9000 BP bis etwa 7600 BP, in direktem Zusammenhang mit C14 Werten steht. Oft ist die Anzahl der an einer datierten Stelle aufgefundenen Pfeilspitzen klein oder aber eine zeitliche Zuweisung größerer Mengen eines Fundplatzes ist lediglich auf indirektem Wege, durch Vergleiche mit ähnlichen Vorkommen, deren Alter bekannt ist, möglich.

Für die jüngeren Fundplätze von ca. 7600 bis ca. 6400 ist die Situation günstiger, da hier Datierungen mit größeren Mengen zusammenfallen, dieses gilt leider nur für Abu Tartur, dürfte aber ausreichen, um allgemeine Strömungen bei der Formgebung von Pfeilspitzen kenntlich zu machen.

Fig. 7 zeigt die Entwicklung von vor 9120 BP bis 6900 BP ohne Wichtung der Menge. Jeder direkt datierte Pfeilspitzenfundplatz ist in dem Diagramm eingezeichnet so z.B. 0002/84 mit 180 Querschneidern aber lediglich zwei Ounan-Harif Spitzen vom Typ H14 ( Tafel Ä35 – 12 und 13 ) und fünf weiteren H- Spitzen. Schon im Frühholozän wurde mit neuen Formen und Techniken experimentiert wie die einseitig flächenretuschierte D1- Spitze ( Tafel Ä12 – 6 ) und die gestielte Hybridspitze ( Tafel 35 – 14 ) zeigen. Experimente sind im Diagramm durch einen Asterix gekennzeichnet.

Für den Nabta-Fundplatz E-77-3 liegt eine Datierung vor und eine solide Menge von 28 Ounan-Harif Spitzen und 25 querschneidigen Bewehrungen. Gegenüber der knapp 300 Jahre älteren Fundstelle 0002/84 mit einem Ounan-Harif Anteil von ca. 1 % übersteigt der Anteil der Ounan-Harif Spitzen mit 52,83 % die Menge der Querschneider, die es auf 47,17 % bringen.

In Dakhla treten ähnliche Querschneider wie in Abu Tartur und größere Mengen von Ounan-Harif Spitzen, hauptsächlich vom Typ H19, auf. Leider sind die Mengen- und Typenangaben für eine Auswertung nicht präzise genug, ferner fehlen exakte, auf Inventare bezogene Altersangaben.

Abu Minqar 81/55-1 weist um 8620 BP keine Ounan-Harif Spitzen aber erste Ounan- oder ounanähnliche Spitzen auf. Die Menge, fünf Exemplare, ist aber zu gering, um aussagekräftig zu sein. Ein weiteres Datum von 7890 BP könnte im Zusammenhang mit kleinen, einseitig flächenretuschierten Blattspitzen gesehen werden. Aber auch hier ist die Menge ( drei Stücke ) zu gering und das auch noch in einem Fundkontext, welcher unübersichtlich und gestört erscheint.

Von den indirekt datierten Fundplätzen E-80-2 und E-80-1-A sind insgesamt 80 Ounan-Harif Spitzen und 22 querschneidige Mikrolithen bekannt. Diese größte Menge von in Ägypten gefundenen Ounan-Harif Spitzen sollte in der Betrachtung der Entwicklung der Pfeilspitzentypen nicht fehlen. Das Inventar ist daher in das Diagramm Fig. 7 aufgenommen und arbiträrerweise bei 8500 BP eingetragen worden.

Diese Wahl entbehrt nicht ganz der Logik, da das Verhältnis von Ounanspitzen zu Mikrolithen mit der Zeit ansteigt. Während 0002/84 nur 1,10 % Ounan-Harif Spitzen aufweist, steigt der Anteil auf 52,83 % für E-77-3, auf 62,00 % für Dakhla, auf 78,43 % für E-80-2 und E-80-1-A. Nach 8500 BP sinkt der Anteil der Ounan-Harif Spitzen und die Querschneider laufen in der behandelten Zone aus. Ounanspitzen vom Typ H12 und ähnliche wie H13 und H5 werden zahlreicher.

Der auf 8290 +- 80 BP datierte Nabta Fundplatz E-75-6 Epipal, weist keine Ounan-Harif Spitzen mehr auf, dafür aber immer noch mikrolithische Bewehrungen und Ounanspitzen. Dahingegen werden nur geringfügig später ( 8219 +- 73 BP ) auf dem Fundplatz Gara 75/27 in den Siwa Oasen weiterhin Ounan-Harif Spitzen produziert und Versuche mit flächenretuschierten Stielspitzen angestellt.

Ähnliche Ounan-Harif Spitzen wie im äußersten Nordwesten der westlichen Wüste Ägyptens werden zur gleichen Zeit ( 8210 +- 70 BP ) im Südosten in Bir Kiseiba auf dem Fundplatz E-79-1 hergestellt. Die letzten Ounan-Harif Spitzen erscheinen zwischen 8100 BP und 8020 BP auf den Fundplätzen E-80-3 und E-80-1-C. Der auf 8130 BP datierte Fundplatz E-79-2 führt schon Ounanspitzen, die jüngeren hier gemessenen Daten dürften sich auf eine Bou Saada Spitze ( H7 ) beziehen.

E-91-1-C von F. Wendorf in die El Jerar Phase von Nabta Playa gestellt, weist zwei Ounanspitzen mit einem Alter von 7850 +- BP auf.

E-79-2 hatte acht Ounanspitzen um 8130 BP hervorgebracht, zwei jüngere Daten 7780 +- 130 BP und 7610 +- 70 BP könnten im Zusammenhang mit einer Bou Saada Spitze stehen, wie schon weiter oben ausgeführt wurde. Das jüngere Datum ist wahrscheinlicher, das ältere läge rund 200 Jahre vor dem Erscheinen der frühesten kantenretuschierten Dreieckspitzen der Typen H7 und H8.

Die durch zwei Holzkohlenproben von verschiedenen Herdstellen datierte Fundstelle 1072/86 hat ein Alter von 7670 +- 50 BP respektiverweise von 7645 +- 35 BP. Hier kann von einer intakten Fundschicht mit in situ Material ausgegangen werden. Es wurden 37 Spitzen der Typen H12, H13 und H5 gefunden, also Ounanspitzen und ounanähnliche Exemplare.

Um so erstaunlicher ist die Pfeilspitzen Vielfalt des auf 7590 +- 75 BP datierten Fundplatzes 1004/83, der neben 47 Spitzen der Gruppen H12, H13 und H5 eine Menge von 15 kantenretuschierten Blattspitzen, zwei flächenretuschierten Dreieckspitzen der Typen A1 und A2, 29 Blattspitzen der Typen C1, C2, C3, C6 und C10 und sechs Stielspitzen der Typen D1, D2 und D3 hervorbrachte.

Fast gleichzeitig ist der mit 7588 +- 80 BP und 7421 +- 75 BP datierte Fundplatz Djara 90/1-2, welcher ebenfalls flächenretuschierte Blatt- und Stielspitzen führt. Die Nabta Fundplätze E-77-5 Neolith. ( 7530 +- 180 BP ) und E-91-1-C ( 7536 +- 110 BP ) führen zu dieser Zeit noch Ounanspitzen und kantenretuschierte Blattspitzen. Unsicher ist eine H7 Spitze, ein einzelnes Trapez taucht wieder auf.

Um 7360 +- 200 BP werden vom Kiseiba Fundplatz E-79-7 zwei kantenretuschierte Dreieckspitzen des Typs H8 gemeldet, um 7170 +- 80 BP steigt die Anzahl der H7 und H8 Spitzen auf Fundplatz E-79-6 auf 19 Exemplare. Ebenfalls wird eine große, beidseitig flächenretuschierte Dreieckspitze mit zentraler Kehle des Typs A2 gefunden.

Zur gleichen Zeit, 7145 +- 40 BP, wird auf dem Fundplatz Abu Tartur 1017/82 eine Menge von 178 Pfeilspitzen gezählt darunter 60 Ounan- und ähnliche Spitzen, zehn kantenretuschierte Blattspitzen und von den flächenretuschierten Stücken vier Dreieck-, 86 Blatt- und 14 Stielspitzen. Der Fundplatz ist gemischt und die kantenretuschierten Exemplare dürften älter sein, was durch weitere Datierungen zu klären wäre. Kantenretuschierte Dreieckspitzen wurden nicht beobachtet.

Für den Nabta Fundplatz E-75-8 lower, welcher 41 Pfeilspitzen der Typen H7 und H8 produzierte schwanken die Altersangaben zwischen 7100 BP und 6700 BP. Das ältere Datum scheint für die „Nabtaspitzen“ wahrscheinlicher zu sein.

Die Gesamtmenge der in der ägyptischen Sahara, also in der westlichen oder libyschen und in der östlichen oder arabischen Wüste gefundenen und wissenschaftlich bearbeiteten Pfeilspitzen dürften bei etwa 7000 bis 8000 Stücken liegen. Die im diesem Bericht berücksichtigten Bewehrungen erreichen eine Zahl von rund 6800 Exemplaren. Zwei Drittel dieser Menge kommen aus einem breiten Streifen um den 26. nördlichen Breitengrad, einer Region, die wie ich meine sowohl Sommerregen aus Süden als auch den noch wichtigeren Winterregen aus Norden regelmäßig erwarten konnte.

Bedingt durch die Landschaftsform reicht die Kernzone der Pfeilspitzenhäufigkeit von Abu Minqar im Westen über Dakhla bis nach Kharga im Osten. Nördlich dieser Linie sind Farafra und Djara sowie Abu Gerara, das nördliche und westliche Abu Tartur Plateau, die geologischen Senken nördlich von Abu Tartur sowie das Gelände nördlich der Kharga Oasen zu nennen, wobei große Gebiete bis heute noch nicht auf prähistorische Vorkommen untersucht worden sind. Südlich der Linie liegen die Eastpans. Das Auffinden weiterer Fundplätze bis zum Breitengrad 25° Nord ist möglich, die Aussicht auf Erfolg ist wahrscheinlich.

Auf dem libyschen Kalksteinplateau und an seinem Fuße konnte auf ausgezeichnetes Rohmaterial zur Herstellung von Werkzeugen zurückgegriffen werden. Einmal auf Jaspis- und Chalzedonknollen aus den Tonlinsen der Khargaschichten, zum anderen auf eozäne Hornsteine, deren Ausbildung von kugelig bis plattig reicht. Es gibt weitere Gesteine, die als Ausgangsmaterial herangezogen worden sind, wie Sandstein, Kalkstein, verkieseltes Holz, Quarz und andere, ihre Verbreitung ist jedoch gering.

Wie Fig. 3 zeigt ähneln sich die Diagramme der einzelnen Fundzonen. Sämtliche Pfeilspitzen- Grundformen wie die flächenretuschierten Dreieck-, Blatt- und Stielspitzen sind neben den kantenretuschierten Exemplaren vorhanden. Bis etwa 7500 BP sind Flächenretuschen die große Ausnahme obwohl mit dieser Technik experimentiert wurde. Nach ca. 7000 BP setzen sich die Flächenretuschen durch, Kantenretuschen werden seltener.

In der Grafik zeigt das Indiz IV den Anteil der kantenretuschierten Pfeilspitzen und damit den Anteil älterer Besiedlungsphasen an. Diese älteren Pfeilspitzen weisen ein großes Spektrum an Formen auf, es reicht von Ounan- Harif- Spitzen ( H 14, H2, H19 u.a. ) mit den verschieden gestalteten Schäftungszonen über Ounanspitzen ( H12 ), gestielten H5- Spitzen, Dreiecksformen ( H7, H8, H9, H18 ) und Blattspitzen ( H1, H4, H10, H11 ) bis zu Querschneidern ( F2 – F22 ), von denen die frühesten schon vor 9000 BP auftreten.

Die Größenordnung und Verteilung der Indize der flächenretuschierten Bewehrungen wird wahrscheinlich durch kulturelle Präferenzen bestimmt. So ist für die Khargaregion die Stielspitze wichtig. Da nahegelegene Abu Tartur und die Dakhla Oasen führen prozentual die meisten Blattspitzen während das Verhältnis von Blatt- zu Stielspitzen in Djara ausgeglichen erscheint. Diese Aussagen sind sehr verlässlich, da sie große Mengen als Basis aufweisen können.

Bei weniger großen Inventaren genügt ein kleiner Eingriff, um das Gesamtbild zu ändern und eventuell zu verfälschen, so fehlen in Abu Minqar bis auf zwei Stücke die Stielspitzen. Gesetzt den Fall ein „Sammler“ hätte vor der wissenschaftlichen Untersuchung durch F. Klees rund 20 D- Spitzen, weil sie so „schön“ waren, entnommen, so wäre eine Erklärung für das Balkendiagramm gefunden. Zerstörung durch Deflation und kulturelle Verschiedenheit sind natürlich ebenfalls im Bereich des Möglichen.

Fig. 4 zeigt die Zusammensetzung der Pfeilspitzentypen von Fundstellen außerhalb des postulierten Gunstraums südlich und nördlich der Achse Abu Minqar – Kharga.

Mudpans, die Glasregion in der großen Sandsee und die Fundstellen im Gilf Kebir weisen ausschließlich kantenretuschierte Werkzeuge auf und zwar von den ältesten bis zu den jüngsten Fundstellen. Über tausende von Jahren war der Querschneider die einzige bekannte Bewehrung im südwestlichen Teil der libyschen Wüste.

Den dort lebenden Gesellschaften fehlte die sonst für das Neolithikum so charakteristische Dynamik, die sich in Innovation und Vielfalt dokumentierte. Ganz ähnlich scheinen die Grafiken von Kiseiba und Nabta angelegt zu sein aber die Ähnlichkeit ist nur äußerlich. In diesen Gebieten wurden bevorzugt die älteren holozänen Fundstellen bearbeitet, was sich in dem hohen Anteil an kantenretuschierten Pfeilspitzen niederschlägt. Hier jedoch findet sich die bunte Mischung aus Stiel- Dreieck- und Blattspitzen neben den Querschneidern wieder, wie es in der Gegend um den 25. Breitengrad Nord der Fall war.

Die wenigen bearbeiteten jüngeren Fundplätze weisen, wenn auch in geringer Anzahl, sämtliche Ausbildungstypen flächenretuschierter Pfeilspitzen auf. Gemeinsamkeiten zwischen dem Südostteil der westlichen Wüste und ihrer Südwest- Ecke sind nicht festzustellen.

Der Einfluss des Feuerstein liefernden Kalksteinplateaus im Norden Nabtas und im Nordosten Kiseibas darf nicht unterschätzt werden, gab er doch den hier lebenden Populationen einen materiellen und daraus resultierend auch einen technologischen Vorteil gegenüber den im nubischen Sandstein siedelnden Gruppen, deren Rohmaterial hauptsächlich aus verhärtetem Sandstein bestand, der wie schon weiter oben angedeutet nicht das ideale Material für eine Bearbeitung mittels Flächenretuschen darstellt.

Das Fayum ( Fig. 4 ) zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Dreieckspitzen aus, dennoch liegt der Anteil der Stielspitzen um ca. 10 % höher. Würden die kantenretuschierten Bewehrungen des Fayum B berücksichtigt, so entstünde ein ähnliches Bild wie in den Kharga Oasen allerdings mit höherem Anteil an Dreieckspitzen ( Indiz I ) und einem niedrigerem Prozentsatz von Blattspitzen ( Indiz II ).

Eine Beeinflussung durch die Fundplatzgruppe 25° N ist durchaus möglich. Wie ebenfalls aus Fig. 4 hervorgeht, fehlt den Merimde Fundplätzen die zeitliche Tiefe, da ein Pfeilspitzentyp, die Gruppe A2, mit über 90 % Anteil das Bild beherrscht. Ähnliches gilt für die noch jüngere Badarikultur, die ca. 80 % A2- Spitzen aufweist und rund 16 % Blattspitzen.

Nachdem nun die ägyptischen Pfeilspitzen der Sahara zahlenmäßig erfasst sind und ihre Typen in einen, wenn auch groben Zeitrahmen gestellt werden konnten, erscheint es mit Einschränkungen möglich, einige Fragen beantworten zu können. Ebenfalls müssen mehrere notwendige Feststellungen getroffen werden.

  • Über die Hälfte aller in Ägypten gefundenen und ausgewerteten Pfeilspitzen ist in dem Raum von Abu Tartur – Kharga konzentriert.
  • Diese außerordentliche Akkumulation hat während der gesamten holozänen, steinzeitlichen Phase stattgefunden.
  • Die Feldforschung in dem genannten Raum ist bei weitem nicht abgeschlossen. Die Region verfügt über ein gewaltiges Potential.
  • Dichte und dauernde Besiedlung von der El Adam Phase bis zum Auftreten von Clayton Ringen ( Riemer ) setzt klimatische Bedingungen voraus, die nicht im Extrembereich liegen. Eine Ausweitung bisheriger Studien Klima, Fauna und Flora betreffend sowie die Erstellung weiterer C14- Analysen erscheinen angebracht. Auch die Quartärgeologie ist gefragt um eventuelle Fehlinterpretationen zur Klimaentwicklung zu korrigieren und gezielte, lokale Detailuntersuchungen zu betreiben, um die bestehende Diskrepanz zwischen den existierenden Studien und den archäologischen Fakten auszuräumen.

- Die großen Dreieckspitzen mit zentraler Basiskehle dürften nach den heute bekannten und datierten Funden in Abu Tartur entwickelt worden sein. Von hier aus gelangten sie, kann postuliert werden, mit geringer Zeitverschiebung zunächst ins Fayum und dann nach Merimde.

Im Fayum entwickelte sich aus den unregelmäßigen und zum Teil noch primitiv anmutenden Pfeilspitzen Abu Tarturs vor allem die elegante A25- Spitze mit nach innen gezogenen Schwingen und tiefen, breiten Kehlen. Dieser Typ verbindet die Wirkung eines breiten Geschosses mit entsprechendem Schusskanal mit einer Gewichtsreduzierung, welche mit einer tiefen und breiten Kehle zusammenhängt. Die bevorzugten Typen in Merimde sind A2, A27, A25 und A28. Im Unterschied zu Abu Tartur sind hier die Pfeilspitzen gleichmäßiger und sauber gearbeitet.

- Erste flächenretuschierte Stielspitzen treten schon im Frühholozän vereinzelt als Experimente, die aber ohne direkte Folgen bleiben, in Gara, Sitra und Abu Tartur auf.

Gara 75/27 produzierte zwei Stielspitzen mit einem Alter von 8219 Jahren, aus Sitra ist eine Stielspitze mit einem Alter von ca. 8200 Jahren bekannt und Abu Tartur weist zwei flächenretuschierte Stielspitzen von Fundplatz 0002/84 mit einem Alter von 9120 Jahren auf, eine dritte von 1023/82 ist nicht datiert, könnte aber nach der Bearbeitungstechnik und der Formgebung ebenfalls dazuzählen.

Diese frühen, flächenretuschierten Stielspitzen ähneln stark Miniaturausführungen von Aterienspitzen. Eine Beeinflussung durch aufgefundene Paläoartefakte ist nicht von der Hand zu weisen, zumal im Inventar des Fundplatzes 0002/84 eine große Aterienspitze vorhanden ist. Außer den gestielten Exemplaren weisen 0002/84 und 0006/82 auch einige flächige modifizierte Blattspitzen der Gruppen C3 und C9 auf.

- Wie die Fundstellen Abu Tartur 1004/83 und Djara 90/1-2 zeigen, treten fast gleichzeitig ab ca. 7600 BP neben den kantenretuschierten Pfeilspitzen auch regelmäßig solche mit Flächenretuschen auf und zwar neben den Bewehrungen der Familien A, C und D ebenfalls, aber in geringeren Stückzahlen, die der Familien B, E und G auf. Von dem oben genannten Zeitpunkt an nehmen die Flächenretuschierten prozentual zu, die Kantenretuschierten nehmen ab ohne aber gänzlich zu verschwinden.

- Der Anteil von Dreieck-, Blatt- oder Stielspitzen hängt bei den flächig retuschierten Pfeilspitzen nicht vom Alter des Fundplatzes ab sondern von den Präferenzen der jeweiligen kulturellen Gruppe.

- Die Gruppen, die westlich einer gedachten Linie Siwa – Abu Minquar. Eastpans – Bir Kiseiba – Nabta siedelten waren von den Geschossentwicklungen der Kernzonen abgekoppelt. Sie bringen keine Flächenretuschen hervor, zum Teil auf Grund eines Mangels an geeigneten Rohstoffen, sie verweilen hauptsächlich bei kleinen dreieckigen und trapezförmigen Querschneidern, andere kantenretuschierte Pfeilspitzenfamilien sind selten.

- Aus der ägyptischen Sahara sind nur wenige C14- Analysen aus holozänen Horizonten bekannt, die ein Alter von über 9000 Jahren aufweisen. Noch geringer ist die Anzahl von Fundstellen diesen Alters mit einem Inventar, welches eine typologische Einordnung zu erstellen erlaubt.

Die älteste Datierung stammt von einem Herdplatz westlich des Abu Ballas, sie beträgt 10000 +- 225 BP Jahre weist aber keinerlei lithisches Material auf ( Gabriel 86 ). Aus dem Wadi el Akhdar vom Fundplatz 80/7-1 wird ein Alter von 9370 +- 215 BP gemeldet (Schön 96) aber auch hier ist das analysierte Material aus einer geologischen Schicht ohne Artefakte entnommen worden. Vom Fundplatz 83/33 wurde eine Keramikscherbe auf 9080 +- 50 BP datiert. Zugehörige Steinartefakte sind nicht bekannt.

H.J. Pachur und H.P. Röper haben in der „Roten Wüste“ etwa 70 – 100 km südlich von Abu Tartur eine Holzkohlenprobe von einer Herdstelle entnommen, die ein Alter von 9260 +- 370 BP aufweist. Steinartefakte und Keramik sind nicht untersucht worden.

Aus Dakhla sind im Zusammenhang mit der dortigen Masara- Phase einige Daten bekannt. Sie liegen zwischen 9180 BP und 8170 BP für die Masara- Phasen A und B und zwischen 9000 BP und 8500 BP für die Masara- Phase C. Werkzeuge sind in diesem Falle vorhanden, einzelne Stücke stimmen mit einschlägigen Inventaren anderer Fundgebiete überein. Eigene auf Dakhla bezogene und vollständige Inventare sind jedoch erst spät erstellt worden, diese sind mit den Funden des Abu Tartur B zu vergleichen.

Ähnliches gilt für die C14 Daten der Fundregion Regenfeld in der großen Sandsee. Fundplatz 96/1 mit einem Alter von 9388 +- BP Jahren weist keine signifikanten Geräte auf und 96/20, auf 9040 +- 60 BP datiert, produzierte ähnlich wie die gleich alten Plätze im Südosten der libyschen Wüste Ägyptens hauptsächlich rückengestumpfte Lamellen ohne jedoch vergleichbar vollständige Typologien wie Nabta und Kiseiba zu liefern.

Vollständige Inventare und Datierungen weisen vier Fundplätze auf. In Bir Kiseiba sind es E-80-4 und E-79-8 mit 423 respektiverweise 374 Werkzeugen, in Nabta lieferte E-77-7 158 Geräte und Abu Tartur 0002/84 hat 402 modifizierte Steinartefakte hervorgebracht. In der Fundplatzbeschreibung von 0002/84 werden diese vier Inventare miteinander verglichen.

Die in der Ostsahara begonnene kulturelle Entwicklung wurde durch die prädynastischen Gruppen im Niltal fortgesetzt. Da der Verfasser das Niltal mit Ausnahme von Merimde und Badari nicht in seine Betrachtungen aufgenommen hat, werden Pfeilspitzentypen wie sie z.B. in Abydos auftreten, nicht berücksichtigt.