Fundstellen in Westsahara

Steinzeitliche Sammlung Eickelkamp

Fundstellen in Westsahara

Westsahara

Mit 266.000 Quadratkilometern gehört Westsahara zu den kleineren Saharastaaten. Während das noch kleinere Tunesien über 6 Millionen Einwohner zählt, beherbergt das Land am Atlantik weniger als 100.000 Menschen, eine Tatsache, die auf die wenig üppigen Ressourcen zurückzuführen sind, welche hauptsächlich aus der Küstenfischerei, einigen Oasen und den Phosphatvorkommen von Bu Craa bestehen. Die Westgrenze wird durch den Atlantik gebildet. Südlich und östlich liegt das Nachbarland Mauretanien, nur im äußersten Nordostzipfel bildet die Region von Tindouf, Algerien, über rund 40 km die Grenze. Im Norden schließt sich Marokko an.

Die Küstenlinie besteht zwischen der marokkanischen Grenze und Villa- Cisneros aus einem Steilabfall, der eine Höhe von bis zu 100 Metern erreichen kann. Weiter nach Süden bis zum Cap Barbas wird die Küste flacher und ist geprägt durch sandige Ablagerungen, zum Teil in Form von Dünen. Das Hinterland ist durch Sebkhas charakterisiert. Von Cap Barbas bis zur mauretanischen Grenze herrscht wieder Steilküste vor. Das Innere des Landes ist flach bis hügelig, die höchste Erhebung ist mit 700 m der Macizo de la Guelta, er liegt hart an der Grenze westlich von Bir Moghrein.

Die Niederschläge von ca. 50 mm im Jahresdurchschnitt lassen selbst an Gunststellen nur eine kärgliche, saharische Vegetation zu. Da das Land früher eine spanische Kolonie war, Rio de Oro, und auch schon als Provinz des Mutterlandes gegolten hat, nimmt es nicht Wunder als erste Archäologen Spanier hier anzutreffen wie Julio Martinez Santa- Olalla (1944) und Almagro Basch (1946). Neuere Forschungen, die sich in der Hauptsache auf die Küste beschränkten, wurden Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts unter der Leitung von Nicole Petit- Maire unter Mitwirkung von R. de Bayle des Hermens, H. Camps- Fabrer, D. Vialon und anderen durchgeführt. An der Atlantikküste befinden sich die größten Konzentrationen prähistorischer Fundstellen, das gilt besonders für den Norden des Landes, wo zwischen Cap Bojador und der marokkanischen Grenze eine ansehnliche Dichte herrscht.

Auf der Strecke zwischen Villa- Cisneros, oder Dakhla wie es heute heißt, und dem Cap Bojador wurden keine bedeutenden Funde gemacht, erst wieder südwärts zum Cap Blanc hin nehmen die Zeugnisse der Vorgeschichte erneut zu. Im inneren des Landes sind zwei Zonen mit zum Teil weit auseinander liegenden Fundplätzen zu nennen, im Norden die Region Seguiet el Hamra, im Süden und im Zentrum die Region Rio de Oro, ein Name, der während der Kolonialzeit für das gesamte Land gebraucht wurde.

Die nördliche Atlantikküste

In Bezug auf die Pfeilspitzen sind vor allem die Fundplätze der Sebkhas von Taruma zu nennen, da hier ein größeres, geschlossenes Inventar vorliegt. Almagro Basch weist besonders auf einen Stielspitzentyp hin, der am ehesten mit der Gruppe D35 in Verbindung gebracht werden kann. Die Ränder sind meistens leicht konvex, können aber auch geradlinig oder konkavokonvex ausgestaltet sein. Der Stiel ist kurz, breit und dreieckig. Die Schwingenränder werden durch zwei konkave Linien gebildet, ihre zugespitzten Enden stehen in einem rechten Winkel zur Längsachse des Artefakts. Wie schon A. Basch bemerkte könnten einige Exemplare aus rhombischen Bewehrungen entwickelt worden sein. Die vorgestellten Pfeilspitzen sind sehr variantenreich, so finden sich asymmetrische Stücke mit einseitiger Schwinge (I 4) oder solche, bei denen die Schwingenenden nach unten weisen, die sogenannten „Pistilliformen“ und die in die Gruppe D17 gehören. So wie die Silhouetten sind auch die Modifikationsweisen unterschiedlich und reichen von beidseitiger Flächenretusche über einseitige Flächenretusche bis zu nur teil- und randretuschierten Spitzen. Die Längen variieren von 20 mm bis 80 mm. Die Menge wird mit „mehr als hundert“ angegeben (Mas de un centenar de piezas de este tipo pudimos recoger).

Außer den D35, D17, I 4- Spitzen kommen weitere flächig retuschierte, gestielte Bewehrungen vor. Gezeichnet wurden D2, D15, D19 und D44 jeweils einmal.

Von den sparsam, vorwiegend randretuschierten Typen fallen fünf Zeichnungen auf die blattförmigen H1, neun Abbildungen existieren von den gestielten H5, zweimal wurden die Ounanspitze (H12) und einmal die Abu Tartur Spitze (H13) gezeichnet. Die Dreieckspitzen sind mit einer H7 vertreten, die fünf Querschneider fallen in die Gruppen F2, F5 und F10. Die übrigen Fundstellen der Nordküste, als da sind Aaiun, Sebkha de Anote, Pozo Mezit und Tislatin weisen nur geringe Mengen an Bewehrungen auf. Stielspitzen stellen die größte Pfeilspitzenfamilie, die in Taruma so häufigen D35 Spitzen liegen jedoch nur mit zwei Exemplaren vor, eins von Aaiun und eins von Sebkha de Anote.

Region Seguiet el Hamra

Hier kann aus dem umfangreichen Material von J. Martinez Santa- Olalla für den Fundplatz 22 El Hanisch eine Pfeilspitzentypologie erstellt werden. Die Aufschlüsselung zeigt eine Präferenz für Stielspitzen, die zweitstärkste Gruppe sind die Blattförmigen. Es folgen das Indiz IV mit den randretuschierten Stücken und zuletzt die flächenretuschierten Dreieckspitzen. Die Tabellen von R. Vernet und die hier erstellte ergeben recht ähnliche Prozentwerte, wobei kleine Verschiebungen, bedingt durch die relativ geringe Stückzahl durch Hinzufügen oder Abziehen weniger Exemplare das Resultat stark verändern können.

Die übrigen Fundstellen in der Region Seguiet el Hamra, das sind Bir Imilik Loc. 37, Teniagrad, Umma Abed Duz, Amuiserat el Beida und El Mejayub el Maktub, produzieren nur wenige Pfeilspitzen.

In den zugänglichen Publikationen werden nur selten Mengenangaben gemacht, so dass eine gewisse Unsicherheit die Anzahl und die Charakteristika der Bewehrungen betreffend, besteht. Von den Sebkhas Sergeau, Um Seikira und Echaifa sind einige wenige kantenretuschierte Stielspitzen bekannt. Flächenretuschierte Pfeilspitzen wurden hier nicht gefunden.

Die südliche Atlantikküste

Drei Pfeilspitzen aufweisende Fundstellen sind von R. de Bayle des Hermens, N. Petit- Maire und D. Vialon zwischen Dakhla und dem Cap Barbas untersucht worden, sie liegen ungefähr zwischen den 24. und 22. Breitengraden. Diese prähistorischen Vorkommen sind Punta Elbow, Sebkha Amtal und Sebkha Lemheiris. Die Untersuchungen waren, wie die Autoren betonen, darauf ausgelegt einen groben Überblick über Kulturen dieser Region zu erhalten. Die Menge des aufgenommenen lithischen Materials war sehr gering und die Anzahl der Bewehrungen beschränkt sich auf drei in Punta Elbow, auf vier in Sebkha Amtal und auf eine einzige Spitze in Sebkha Lemheiris. Hinzu kommt die Sebkha Raguia, die von A. Basch untersucht worden ist und von welcher auch nur fünf Abbildungen von Pfeilspitzen vorhanden sind. Wie die Aufstellung zeigt, kommen auf allen vier Fundstellen lediglich die Familien C und D vor.

Nördlich des 24. Breitengrades liegen noch die Vorkommen von Pozo Tiref mit einer H17- und zwei C4- Spitzen, Oued Kraa mit jeweils einer D1, D18 und E5- Spitze und zwei Blattspitzen mit konvexer Basis (C4). Von Timecarin ist eine H1- Spitze bekannt. Zwischen Oued Kraa über Cap Bojador bis zum Pozo Mesit sind keine neolithischen Fundplätze nachgewiesen, ein Grund für das Fehlen könnten die sehr steilen und hohen Klippen sein, die hier die Küste bilden.

Region Rio de Oro

Die im Inneren des südlichen Landesteils gelegenen und hier berücksichtigten Fundplätze sind Imirikli Lebiad mit geschätzten sechs Blattspitzen, drei H1- und vier H5- Spitzen.

Ferner Yerifia mit zwei Blattspitzen vom Typ C1 und drei vom Typ C3. Außerdem fanden sich vier kantenretuschierte Blattspitzen und zwar dreimal H1 und einmal H4.

Taguerzimetz weist fünf Bewehrungen auf jeweils einmal D3, H4, H10, H12 und I 3.

R. Vernet zeigt in seiner Schrift „La Préhistoire de la Mauretanie“ einige kantenretuschierte Pfeilspitzen vom Pozo de Zug (Zoug). Ähnliche Bewehrungen kommen im weiter östlich gelegenen Zouerate auf der anderen Seite der Grenze vor (Tafel M12 – 4 und Tafel M13 – 1 bis 7). Neben zwei dreieckigen H8- Spitzen zeigen die Abbildungen Vernets eine der seltenen H19- Spitzen und fünf der ebenfalls nicht häufigen H23- Spitzen.

Westlich von Zug liegt die Fundstelle von Eik in der Nähe des Brunnens von Tichla, von hier ist lediglich eine schlanke Stielspitze der Gruppe D19 bekannt.

Bei J. Martinez Santa- Olalla wird noch eine Fundstelle El Atf y Nekir genannt, von welcher eine Sammlung von 28 Pfeilspitzen vorliegt, die allerdings an verstreuten Plätzen aufgelesen worden sind. Obwohl als größere geographische Einheit Rio de Oro angegeben ist, muss aus Gründen der typologischen Zusammenstellung angenommen werden, dass diese Artefakte aus dem Norden des Landes stammen, möglicherweise aus der Nähe von El Hanisch.

Pfeilspitzentyp Anzahl
A 1 1
C 1 5
C 3 7
C 4 14
C 9 1
D 1 3
D 3 18
D 8 1
D 13 3
D 16 6
D 17 3
D 18 3
D 21 1
H 4 4
H 5 4
I 12 1
Total 75

Aufschlüsselung der Pfeilspitzengruppen der Fundstelle El Hanisch (Localidad 22) nach den Abbildungen in El Sahara espanol anteislamico von J. Martinez Santa- Olalla und Vergleichsfundstellen, sowie die Aufschlüsselung der Pfeilspitzenfamilien der Fundstellen der Nordküste, Taruma (Nordküste), der Südküste und Rio de Oro.

El Hanisch El Atf y Nekir Seguiet el Hamra S. el H. nach R. Vernet Taruma Nordküste Südküste Rio de Oro
Indiz % Indiz % Indiz % Indiz ~% Indiz % Indiz % Indiz % Indiz %
I 1,35 I 7,41 I 3,45 I 4,8 I I 3,23 I I
II 36,48 II 25,93 II 27,59 II 30 II II 12,9 II 46,15 II 41,46
III 51,35 III 62,96 III 6,89 III 50,5 III 82,54 III 45,16 III 53,85 III 4,88
IV 10,81 IV 3,7 IV 62,07 IV 14,7 IV 17,46 IV 38,71 IV IV 53,66
I I I I I I I I
Anzahl: 75 Anzahl: 28 Anzahl: 29 Anzahl: – Anzahl: 126 Anzahl: 31 Anzahl: 13 Anzahl: 42

Alter der Fundstellen an der Südküste

  • Lemheiris = 3740 BP
  • Sebkha Amtal = 1780 BP