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Die im Folgenden behandelten Kerne stammen aus dem Epipaläolithikum und dem Neolithikum. Ältere Kerne aus dem Mousterien sind im Kapitel „Das mittlere Paläolithikum“ beschrieben.
Konnten von den Mousterienkernen Levalloisabschläge gewonnen werden, so dienten die hier vorgestellten jüngeren Kerne hauptsächlich der Gewinnung von Lamellen und Klingen. Natürlich konnten auch gewöhnliche Abschläge von diesen Kernen gewonnen werden.
Aus Tunesien sind fünf Kerne aus dem typischen oder unterem Capsien gezeichnet worden. Sie alle verfügen über eine einzige Schlagbasis. Mit einiger Phantasie könnte ihre Form als pyramidal bezeichnet werden, konisch wäre vielleicht besser aber auch diese Bezeichnung ist nicht exakt, außerdem weist die Form der Kerne eine gewisse Variationsbreite auf.
Für die sieben gezeichneten Kerne aus dem oberen Capsien gilt, die Form betreffend, das Gleiche mit dem Unterschied, dass sie im Durchschnitt weniger voluminös sind. Im Allgemeinen sind Kerne auf Capsienfundstellen häufig, da gutes Rohmaterial in ihrer Nähe verfügbar ist. Da die Charakteristika der Kerne sehr ähnlich sind und sie im Prinzip aus gleichartigem Rohmaterial bestehen, kann auf eine Beschreibung der einzelnen Stücke aus dem Capsien verzichtet werden. Eine Ausnahme bildet die Nr. 6 aus dem oberen Capsien. Das Artefakt wurde, einmal als Kern ausgedient, zum Klopfstein umfunktioniert, wie die Narbenfelder auf der ehemaligen Schlagplattform belegen.
Auf den von mir beschriebenen Fundstellen in der Republik Niger wurden keine Kerne gefunden. Das übliche Rohmaterial, ein verhärteter Tonstein, ist nicht für die Herstellung von Klingen und anderen feineren Abschlagprodukten geeignet. Die Werkzeugherstellung beruht hier auf der Weiterverarbeitung von groben Abschlägen, eventuell auch von Thermoscherben, und auf der Anwendung der Technik des Schleifens, wozu der Tonstein idealerweise geeignet ist.
Die ägyptischen Fundstellen von Abu Tartur weisen in ihren Typologien nur wenige Kerne auf. Hier liegen die Rohstoffvorkommen weit außerhalb der Siedlungszonen, so dass wahrscheinlich nur Halbfertigprodukte zu den Fundstellen gebracht wurden. hinzu kommt vor allem bei jüngeren Plätzen eine Präferenz für den karamellfarbenen, plattigen Hornstein, aus dem zum Teil Artefakte direkt hergestellt wurden ohne das Material vorher noch weiter zu präparieren. Eine Ausnahme bilden die älteren Fundstellen Abu Tarturs vorzüglich die, welche auf dem Plateau liegen. Sie weisen häufig kleine Kerne aus lokalem Material auf, welches aus den tonigen Khargaschichten stammt, die linsenförmig im nubischen Sandstein eingebettet sind. Dieser Jaspis stand lediglich den frühen Siedlern zur Verfügung, da er sich während des Hiatus im späten Pleistozän angesammelt hatte. Im Holozän witterte er nur noch langsam aus und so finden sich Artefakte aus diesem Rohstoff auf jüngeren Fundstellen nur noch selten.
Beschreibung neolithischer Kerne aus Abu Tartur, Ägypten
1.) 0007/83
2.) 1016/82 – 87/2
3.) 0002/84 – 24/24
Die obere Ansicht zeigt die so genannte pyramidale Form des Kerns. Die untere Ansicht zeigt die Schlagfläche, die in einem spitzen Winkel zur oberen Ansicht steht. Diese Schlagfläche ist nicht glatt sondern durch Lamellennegative gekennzeichnet.
4.) 0038/85
5.) 0002/84 – 24/25
6.) 1017/82 – 6