Artefakte aus Tunesien

Steinzeitliche Sammlung Eickelkamp

Artefakte aus Tunesien

Der Acheulfundplatz von M’Dilla

Wenn Ziegen über eine unebene Fläche laufen, vermeiden sie Steigungen und Neigungen und versuchen vielmehr im gleichen Niveau zu bleiben. Der Vorteil dieses Verhaltens liegt darin, dass der mit der Zeit entstehende Trampelpfad auch bei länger anhaltendem Regen immer benutzbar bleibt. Um eine ganzjährig befahrbare Piste von einer „Hauptstraße“ zu einem Wetterschacht, er dient der Ventilation, zu bauen habe ich die Ziegentechnik kopiert. Während einer Inspektion der Bauarbeiten konnte ich gerade noch den Bulldozer, der auf eine Ansammlung von Faustkeilen zusteuerte, umlenken und so die Zerstörung der Fundstelle verhindern.

Bis zu diesem Zeitpunkt war mein Interesse an der Archäologie und an der Prähistorie eher allgemein. Die Entdeckung dieser Acheul-in-situ Fundstelle hat meine Einstellung geändert und von nun an habe ich diesem faszinierenden Wissensgebiet viel Zeit gewidmet.

Die Fundstelle befindet sich in einer diskordant oberhalb der kreidezeitlichen Schichten liegenden pleistozänen Ablagerung.

Zwei Fundhorizonte sind klar auszumachen. Lediglich die ausgewitterten Stücke sind aufgesammelt worden, die stark erodierten Faustkeile lagen z.T. hunderte Meter entfernt in einem Wadibett. Frischere Stücke fanden sich in der Nähe der in-situ Schichten. Es scheint, dass im jüngeren, oberen Horizont die kleinen Stücke und in den älteren die großen Faustkeile liegen.

Alle Versuche die lokalen Behörden für die Funde zu interessieren sind fehlgeschlagen. So wartet der Platz auch heute noch auf eine wissenschaftliche Untersuchung. Der vorliegende Bericht möchte dazu animieren.

Auflistung der Acheulwerkzeuge

  • M'Dilla
  • Gafsa
  • Bir Sahara

(Siehe auch -> Zeichnungen Faustkeile)

Bezeichnung Form / Aussehen Länge (mm) Breite (mm) Dicke (mm) Gewicht (g) gezeichnet
M'Dilla 1 mandelförmig, spitz 154 104 47 560 ja
M'Dilla 2 mandelförmig, gerundet 127 77 28 265 ja
M'Dilla 3 mandelförmig, mit geschärfter Kante (cleaver) 133 82 33 320 ja
M'Dilla 4 mandelförmig, spitz 124 67 34 260 -
M'Dilla 5 mandelförmig, Schneide leicht gerundet (cleaver) 130 79 37 350 -
M'Dilla 6 mandelförmig schlank, Schneide 40 mm (cleaver) 122 71 30 300 ja
M'Dilla 7 oval 137 72 38 345 ja
M'Dilla 8 mandelförmig, breit, Spitze gerundet 122 93 29 285 -
M'Dilla 9 obere Partie abgebrochen, runde Schneide 131 (geschätzt) 101 24 365 -
M'Dilla 10 mandelförmig, Spitze leicht abgerundet 179 116 59 895 ja
M'Dilla 11 mandelförmig, einseitig bearbeitet,

Kortex oben und seitlich

136 69 36 405 -
M'Dilla 12 mandelförmig, breit 123 90 33 375 -
M'Dilla 13 mandelförmig, leicht asymmetrisch,

erodiert

136 92 50 520 -
M'Dilla 14 mandelförmig, abgerollt im Wadibett,

sehr stark erodiert

144 88 34 360 -
M'Dilla 15 mandelförmig, 35 mm breite Schneide,

(cleaver) erodiert

131 92 38 470 -
M'Dilla 16 mandelförmig, breit, spitz zulaufend,

frisch

126 88 37 380 -
M'Dilla 17 oval, Muscheleinschlüsse gut sichtbar 135 96 45 525 -

Tabelle wird ständig eingepflegt

Zeichnungen Faustkeile M'Dilla

Funde aus Tunesien - Fotogalerie

Eickelkamp Acheulfundplatz.jpg

Abb.: Pleistozän diskordant auf kreidezeitlichen Schichten. M'Dilla, Acheulfundplatz.