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Die Republik Tschad gehört wie auch die beiden anderen Saharastaaten Niger und Mali zu den Ländern ohne Zugang zum Meer. Nicht zuletzt aus diesem Grund zählt sie zu den ärmsten Ländern der Welt. Andere Ursachen scheinen das aride Klima, die fehlende Infrastruktur und die daraus resultierende geringe Bevölkerungsdichte zu sein. Das Gebiet umfasst rund 1.300.000 Quadratkilometern und ist im Norden an der Grenze zu Libyen durch das Tibestigebirge und das Erdi Plateau geprägt. Nach Osten, entlang des 24. Längengrads bis zum Oberlauf des Wadi Howar beherrschen das Ennedi Massiv und seine Ausläufer das Grenzgebiet zum Sudan. Weiter nach Süden geht das Gelände in baumbestandene Savanne über. Die Vegetation im Süden an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik ist noch dichter, die Region ist für den Ackerbau geeignet und spielt für diesen Bericht über die Sahara- Pfeilspitzen keine Rolle. Von der Südwestecke bis zum Tschadsee besteht eine gemeinsame Grenze mit Kamerun. Vom Tschadsee verläuft die Grenzlinie nach Westen durch die Sandsee von Bilma und weiter nach Norden westlich des Tibestigebirges und östlich des Tschigai Plateaus nach Libyen.
In Bardai im zentralen Tibestigebirge unterhielt die Freie Universität Berlin über längere Zeit eine Außenstelle. Bei den von hier aus geleiteten geographischen Untersuchungen wurden von B. Gabriel eine Reihe von interessanten archäologischen Fundstellen entdeckt. Ähnlich wie in Libyen wurde das dort gefundene lithische Material von W. Schuck bearbeitet. Die Fundstellen verteilen sich über das gesamte Tibestigebiet einschließlich der Serirs am Fuße der Berge. Zu nennen wären besonders das zentrale Massiv um Bardai mit Fundstellen wie 67/21 und 67/11 oder die am Westrand gelegene Oase Wour mit dem Fundplatz 67/85. Wichtig, schon wegen der dort aufgefundenen dotted wavy line Keramik mit einer Altersangabe von 8065 +- 100 BP, ist auch die Fundstelle Gabrong 66/20 am Enneri Dirennao. Der Fundplatz 66/60, in der Endpfanne des Bardagué gelegen, brachte sowohl mehrere Typen flächenretuschierter Pfeilspitzen als auch kantenretuschierte sowie mit flachen Randretuschen versehene Querschneider hervor.
In der Zusammenfassung ergeben sich für die Familien A-J folgende Anzahlen:
Familie A - 31 Familie B - 2 Familie C - 45 Familie D - 11 Familie E - 2 Familie F - 24 + 3 Familie G - 1 + 1 Familie H - 0 + 5 Familie J - 1
Hier einfügen: Verteilung der Bewehrungen nach Typen und Verteilung der Bewehrungen nach Fundstätten
Die prozentualen Anteile der Indizes, bezogen auf 123 Pfeilspitzen, die zwei Exemplare der Familie I werden nicht mitgezählt, verteilen sich wie folgt :
Indiz 1 A + B + E = 31 + 0 + 2 = 33 = 26,83 % Indiz 2 C = 45 = 36,59 % Indiz 3 D = 11 = 8,94 % Indiz 4 F + G + H = 27 + 2 + 5 = 34 = 27,64 %
Unterschiede in der Liste „Verteilung der Bewehrungen nach Typen” zwischen den Rubriken „gezeichnete” und „aufgelistete“ Gruppen sind auf unterschiedliche Beurteilung der Exemplare zurückzuführen und auf die Tatsache, dass neue, bei Hugot nicht existierende Typen hinzugefügt worden sind.
Die am häufigsten vertretene Familie ist die der Blattspitzen wobei nach meiner Beurteilung die Gruppe C4, eine mandelförmige Blattspitze mit charakteristischer gerundeter Schäftungszone, den höchsten Anteil hat. Bei den an zweiter Stelle stehenden Dreieckspitzen ist es die Gruppe A18, welche die meisten Exemplare stellt. Mit nur knapp 9 % sind die Stielspitzen vertreten. Eine wichtige Familie stellen die Querschneider dar, die immerhin mit 27 Exemplaren vertreten sind. Der größte Anteil fällt auf die dreieckigen Bewehrungen der Type F4. Bei den kantenretuschierten Stücken der Fundstelle 66/20-04 finden sich in der Gabrongschicht b zwei Exemplare der Gruppen H5 und H19, die sehr an Ounan-Harif-Spitzen erinnern. Auch das Alter, welches mit 8560 +- 120 BP angegeben ist, erlaubt es die Stücke hier einzuordnen.
Die sonstigen C14 Daten sind vielfach nicht direkt auf das lithische Oberflächenmaterial bezogen und stellen lediglich einen großen Zeitraum dar. Die Inventare der Tibestifundstellen sind relativ klein, die Vorkommen über riesige Gebiete verteilt, so dass eine detaillierte Analyse, die kulturelle Zuweisungen erlauben würde, sich recht schwierig gestaltet.
Im Süden des Tibesti bei Zouar kaufte B. Gabriel von den einheimischen Tubu einige Artefakte darunter auch 274 Pfeilspitzen bzw. Fragmente von diesen. Die aus dem kulturellen Zusammenhang gerissenen Artefakte erlaubten es W. Schuck nicht diese Stücke weiter zu bearbeiten. Für eine Betrachtung innerhalb der Erstellung einer Pfeilspitzentypologie jedoch sind sie von gewissem Wert.
Die Verteilung der gekauften Bewehrungen nach Typen
Typ
Anzahl
A A 1 A 18 A 32
C C 1 C 2 C 3 C 4 C 8 C 9 C 11 C 12 C 13
D 7 D 21
E 1 E 2 E 5
F 11
G 10
H 7
I 5 J 12 1 19 7 2
71 18 1 76 23 1 14 5 2 10
1 5
1 6 3
3 2
1
1 1 Total
274
Indiz 1 A + B + E = 29 + 0 + 10 = 39 = 14,50 %
Indiz 2 C = 221 = 82,16 %
Indiz 3 D = 6 = 2,23 %
Indiz 4 F + G + H = 0 + 2 + 1 = 3 = 1,11 %
Ein Vergleich der beiden Verteilungslisten zeigt einige Gemeinsamkeiten der Inventare wie z.B. die Gruppengleichheit innerhalb der Familie A aber auch große Unterschiede in der prozentualen Verteilung. So sind die Blattspitzen überproportioniert vertreten, kantenretuschierte Exemplare fehlen bis auf eine H7- Spitze und die Familien A und D weisen zu geringe Anteile auf. Die Ursache könnte bei flüchtiger Betrachtung in kulturellen Verschiedenheiten liegen aber auf Grund eigener Beobachtungen bei Mineralienkäufen in afrikanischen Ländern kann gesagt werden, dass Händler zunächst Einzelstücke, und zwar besonders schöne, an Interessenten zu einem für beide Seiten akzeptablen Preis abgeben. Im Falle der Pfeilspitzen wären dies im Tibesti die guterhaltenen Dreieckspitzen mit konkaver Basis ( A18 ) und die seltenen Stielspitzen gewesen. Nachdem der Anbieter alle, nach seiner Meinung guten Stücke abgesetzt und so schon seinen Profit gemacht hat, wird er versuchen die übriggebliebenen Exemplare auf einen Schlag zu verkaufen. Um solch einen Restposten scheint es sich bei dem gekauften Inventar zu handeln, wie auch der hohe Anteil an Fragmenten zeigt. Zum Fehlen der kantenretuschierten Bewehrungen ist zu sagen, dass diese nur geringen Marktwert besitzen, da die meisten Käufer lediglich schöne Souvenirs erwerben wollen und keinerlei wissenschaftliches Interesse an prähistorischen Funden bezeugen.
A.J. Arkell, Mitglied der britischen Ennedi Expedition von 1957 stellt zwei Fundkonzentrationen aus dem Seebereich des großen Wanyanga vor, welche Bewehrungen enthalten. Es handelt sich erstens um große, flächig retuschierte Dreieckspitzen mit gerader (A1) oder leicht konkaver Basis (A18), zweitens sind große, zweiflächig bearbeitete Blattspitzen der Typen C3 und C4 gezeichnet worden sowie große Segmente, die als Bewehrungen hätten dienen können. Vom kleinen Wanyanga sind ähnliche Segmente und Blattspitzen dargestellt und eine kleinere A32-Spitze, eine Bewehrung mit konvexen Rändern und einer konkaven Basis. Von Katam, welches zwischen den beiden Seen liegt, werden ebenfalls Pfeilspitzen gemeldet.
Vor allem die Dreieckspitzen des Wanyangagebiets zeigen starke Ähnlichkeiten in Größe, Werkstoff, Formgebung und Retuschierung mit den Bewehrungen des Tibestigebirges (Tafel Td. 3).
1. Faya- Largeau
2.Namanamassou Die Oase aus dem zentralen Tibesti ist insofern interessant als hier kleine Blattspitzen aus lokalem Obsidian gefunden wurden (Treinen- Claustre).