Pfeilspitzen allgemein: Unterschied zwischen den Versionen

Steinzeitliche Sammlung Eickelkamp

Pfeilspitzen allgemein: Unterschied zwischen den Versionen

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(Steinzeitliche Pfeilspitzen aus der Wüste)
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Zunächst war es wohl der geworfene Stein, dann der aus dem Stock entwickelte Speer, welche dem Menschen als Fernwaffen dienten. Es folgten wahrscheinlich einfach zusammengesetzte Geräte wie Schleuder und Bola, die ihrerseits nach und nach durch den technisch anspruchsvollen Bogen und die ebenfalls aus mehreren verschiedenen Werkstoffen hergestellten Pfeile abgelöst wurden. Bis in historische Zeiten hielten sich jedoch Schleuder und Bola wie es durch die balearischen Leichtbewaffneten im punischen Heer für erstere und durch südamerikanische Rinderhirten für letztere belegt ist.
 
Zunächst war es wohl der geworfene Stein, dann der aus dem Stock entwickelte Speer, welche dem Menschen als Fernwaffen dienten. Es folgten wahrscheinlich einfach zusammengesetzte Geräte wie Schleuder und Bola, die ihrerseits nach und nach durch den technisch anspruchsvollen Bogen und die ebenfalls aus mehreren verschiedenen Werkstoffen hergestellten Pfeile abgelöst wurden. Bis in historische Zeiten hielten sich jedoch Schleuder und Bola wie es durch die balearischen Leichtbewaffneten im punischen Heer für erstere und durch südamerikanische Rinderhirten für letztere belegt ist.
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Von der prähistorischen Waffe „ Pfeil und Bogen „ sind die Hauptkomponenten unbekannt. Der Bogen ist zwar auf Felsbildern in unterschiedlichen Formen dargestellt, jedoch bleiben genaue Abmessungen, Art des Holzes und der Sehne im Dunkel. Das gleiche gilt für die Schäfte und Verbindungselemente der Pfeile. Lediglich die aus Stein gefertigten Bewehrungen sind in großer Anzahl über die gesamte Sahara verteilt und versetzen immer wieder den Finder durch ihre Formenvielfalt und feine, oft kunstvolle Bearbeitung in Erstaunen.
 
Von der prähistorischen Waffe „ Pfeil und Bogen „ sind die Hauptkomponenten unbekannt. Der Bogen ist zwar auf Felsbildern in unterschiedlichen Formen dargestellt, jedoch bleiben genaue Abmessungen, Art des Holzes und der Sehne im Dunkel. Das gleiche gilt für die Schäfte und Verbindungselemente der Pfeile. Lediglich die aus Stein gefertigten Bewehrungen sind in großer Anzahl über die gesamte Sahara verteilt und versetzen immer wieder den Finder durch ihre Formenvielfalt und feine, oft kunstvolle Bearbeitung in Erstaunen.
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Wie durch Funde belegt, existierten ebenfalls Spitzen aus Knochen, sie sind jedoch seltener da wegen der geringeren Härte des Materials die Zerstörung durch exogene Kräfte schneller voranschreitet und wohl auch durch die Tatsache, dass dem Stein, falls in genügender Menge und guter Qualität vorhanden, der Vorzug gegeben wurde. Knochenspitzen werden im weiteren Verlauf vernachlässigt.  
 
Wie durch Funde belegt, existierten ebenfalls Spitzen aus Knochen, sie sind jedoch seltener da wegen der geringeren Härte des Materials die Zerstörung durch exogene Kräfte schneller voranschreitet und wohl auch durch die Tatsache, dass dem Stein, falls in genügender Menge und guter Qualität vorhanden, der Vorzug gegeben wurde. Knochenspitzen werden im weiteren Verlauf vernachlässigt.  
 
Obwohl technische Daten, die Bögen und Schäfte betreffend, fehlen, kann doch angenommen werden, dass zunächst die Ausführung der Waffe einfach war, da sie am Anfang einer Entwicklung steht. Als sicher kann eine bedeutend größere Reichweite und eine höhere Zielgenauigkeit als sie beim Speer, auch mit Wurfholz, gegeben sind, gelten Vergleiche oder gar Berechnungen an Hand von antiken und mittelalterlichen Waffen sind, da spekulativ, auszuschließen. Experimente allerdings mit verschiedenen Bogentypen, die sich an den Darstellungen auf Felsbildern orientieren und die Nutzung der möglichen Holzarten, Fasern, Sehnen und Kleber könnten hilfreich sein.
 
Obwohl technische Daten, die Bögen und Schäfte betreffend, fehlen, kann doch angenommen werden, dass zunächst die Ausführung der Waffe einfach war, da sie am Anfang einer Entwicklung steht. Als sicher kann eine bedeutend größere Reichweite und eine höhere Zielgenauigkeit als sie beim Speer, auch mit Wurfholz, gegeben sind, gelten Vergleiche oder gar Berechnungen an Hand von antiken und mittelalterlichen Waffen sind, da spekulativ, auszuschließen. Experimente allerdings mit verschiedenen Bogentypen, die sich an den Darstellungen auf Felsbildern orientieren und die Nutzung der möglichen Holzarten, Fasern, Sehnen und Kleber könnten hilfreich sein.
Der enorme Formenreichtum der Pfeilspitzen, wie er aus Westafrika, dem Maghreb und neuerdings auch aus der Ostsahara bekannt ist, lässt auf eine ebenfalls große Variationsbreite bei den Schäften und auch bei den Bögen schließen. Wie schon der Übergang vom Epipaläolithikum zum Neolithikum in der Sahara fließend gewesen ist, so erscheint es wahrscheinlich, dass in einer entwicklungsgeschichtlichen Akzelerationsphase, wie es die Jungsteinzeit darstellt, eine kontinuirliche Verbesserung und Anpassung an die sich verändernden Lebensbedingungen stattgefunden hat. Werkzeuge und damit auch die Pfeilspitzen haben sich stetig verändert und Werkzeugtypologien, die über Jahrhunderte gleich geblieben sind, dürften in diesem Kontext nicht existieren. Eine Ausnahme bilden teilweise die sehr frühen neolithischen Kulturen. Eine glatte Abgrenzung wie in Europa zwischen Mesolithikum und Neolithikum ist in der Sahara nicht erkennbar.
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Der enorme Formenreichtum der Pfeilspitzen, wie er aus Westafrika, dem Maghreb und neuerdings auch aus der Ostsahara bekannt ist, lässt auf eine ebenfalls große Variationsbreite bei den Schäften und auch bei den Bögen schließen. Wie schon der Übergang vom Epipaläolithikum zum Neolithikum in der Sahara fließend gewesen ist, so erscheint es wahrscheinlich, dass in einer entwicklungsgeschichtlichen Akzelerationsphase, wie es die Jungsteinzeit darstellt, eine kontinuirliche Verbesserung und Anpassung an die sich verändernden Lebensbedingungen stattgefunden hat. Werkzeuge und damit auch die Pfeilspitzen haben sich stetig verändert und Werkzeugtypologien, die über Jahrhunderte gleich geblieben sind, dürften in diesem Kontext nicht existieren. Eine Ausnahme bilden teilweise die sehr frühen neolithischen Kulturen. Eine glatte Abgrenzung wie in Europa zwischen Mesolithikum und Neolithikum ist in der Sahara nicht erkennbar.
 
  Die ältesten Vorlagen für Pfeilspitzen stammen aus dem ausgehenden Paläolithikum. Allerdings sind Aterienspitzen normalerweise zu schwer und zu groß, um als Bewehrungen dienen zu können, außerdem lassen sich die meist plumpen Stiele nicht besonders gut an einem Pfeilschaft anbringen (Siehe Tafel T1).
 
  Die ältesten Vorlagen für Pfeilspitzen stammen aus dem ausgehenden Paläolithikum. Allerdings sind Aterienspitzen normalerweise zu schwer und zu groß, um als Bewehrungen dienen zu können, außerdem lassen sich die meist plumpen Stiele nicht besonders gut an einem Pfeilschaft anbringen (Siehe Tafel T1).
 
Einige Exemplare endpaläolithischer Herkunft haben allerdings Abmessungen, die den möglichen Gebrauch als Pfeilbewehrungen nahe legen.
 
Einige Exemplare endpaläolithischer Herkunft haben allerdings Abmessungen, die den möglichen Gebrauch als Pfeilbewehrungen nahe legen.
 
Auch die beidseitig flächenretuschierten mehr oder weniger gerundeten Blattspitzen, südöstlich von Gafsa in Tunesien gefunden, stammen aus einer spätpaläolithischen Kultur, möglicherweise ebenfalls aus dem Arterien, sie wären als Pfeilspitzenbewehrung geeignet.  
 
Auch die beidseitig flächenretuschierten mehr oder weniger gerundeten Blattspitzen, südöstlich von Gafsa in Tunesien gefunden, stammen aus einer spätpaläolithischen Kultur, möglicherweise ebenfalls aus dem Arterien, sie wären als Pfeilspitzenbewehrung geeignet.  
 
(Siehe Tafel T 6, 11 – 16)
 
(Siehe Tafel T 6, 11 – 16)
Weitere frühe Vorlagen stammen aus dem Epipaläolithikum und sind bei J. Tixier aufgelistet.
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Weitere frühe Vorlagen stammen aus dem Epipaläolithikum und sind bei J. Tixier aufgelistet. Die Dreieckspitzen finden Vorläufer in Bou – Saada – Spitzen und in den Columnata – Spitzen. (Tixier 108 und 11)
Die Dreieckspitzen finden Vorläufer in Bou – Saada – Spitzen und in den Columnata – Spitzen. (Tixier 108 und 11)
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Aus den spitzen Lamellen mit abgerundeter Basis (Tixier 109) können sich die Blattspitzen weiterentwickelt haben (Siehe Tafel T 6, 1 – 3 und 8 – 10).
Aus den spitzen Lamellen mit abgerundeter Basis (Tixier 109) können sich die Blattspitzen weiterentwickelt haben (Siehe Tafel T 6   1 – 3 und 8 – 10).
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Die Ounanspitze (Siehe Tafeln Ä 32 – 33), anfänglich wohl als Bohrer benutzt, zumal solche mit gebogenem Stiel, kommt als direkte Vorläuferin der Stielspitzen in Frage.
Die Ounanspitze (Siehe Tafeln Ä 32 – 33), anfänglich wohl als Bohrer benutzt, zumal solche mit gebogenem Stiel, kommt als direkte Vorläuferin der Stielspitzen in Frage. Auch Trapeze  
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(Tixier 87) und Dreiecke (Tixier 92) entwickeln im Laufe der Zeit regelrechte Stiele und können somit ebenfalls als Vorläufer der Stielspitze aber auch als ursprüngliche Querschneider zählen (Siehe Tafel Ä 24   1 und 32, Tafel Ä 25   3 und 13).
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Auch Trapeze (Tixier 87) und Dreiecke (Tixier 92) entwickeln im Laufe der Zeit regelrechte Stiele und können somit ebenfalls als Vorläufer der Stielspitze aber auch als ursprüngliche Querschneider zählen (Siehe Tafel Ä 24, 1 und 32 und Tafel Ä 25, 3 und 13).
 
Bevor die aus einem einzigen Stück bestehenden Spitzen auftauchen, dürften die frühesten Bewehrungen aus mehreren kombinierten Mikrolithen bestanden haben. Vor allem langschmale Dreiecke (Tix 95, Tix 97) wären bestens geeignet.
 
Bevor die aus einem einzigen Stück bestehenden Spitzen auftauchen, dürften die frühesten Bewehrungen aus mehreren kombinierten Mikrolithen bestanden haben. Vor allem langschmale Dreiecke (Tix 95, Tix 97) wären bestens geeignet.
  
 
Pfeilspitzen werden im Folgenden auch Pfeilspitzen genannt ob es sich nun um spitze, gerundete, stumpfe oder querschneidige Artefakte handelt. Es wird also nicht vom Wort her definiert sondern von seiner bildhaften Bedeutung wie es im Deutschen in Wendungen wie Spitzensportler, Angriffsspitze, Spitzenreiter usw. zum Ausdruck gebracht wird.  
 
Pfeilspitzen werden im Folgenden auch Pfeilspitzen genannt ob es sich nun um spitze, gerundete, stumpfe oder querschneidige Artefakte handelt. Es wird also nicht vom Wort her definiert sondern von seiner bildhaften Bedeutung wie es im Deutschen in Wendungen wie Spitzensportler, Angriffsspitze, Spitzenreiter usw. zum Ausdruck gebracht wird.  
Die Vorstellung der Pfeilspitzen erfolgt nach dem von H.J. Hugot in der algerischen Sahara ausgearbeitetem Klassifizierungssystem, da dieses eine glückliche Synthese aus möglichst genauer Einteilung und Abgrenzung einerseits und praktischer Anwendbarkeit, auch im Feld, andererseits darstellt.  
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Die Vorstellung der Pfeilspitzen erfolgt nach dem von H.J. Hugot in der algerischen Sahara ausgearbeitetem Klassifizierungssystem, da dieses eine glückliche Synthese aus möglichst genauer Einteilung und Abgrenzung einerseits und praktischer Anwendbarkeit, auch im Feld, andererseits darstellt.  
 
  Es wären andere, genauere, um nicht zu sagen wissenschaftlichere Methoden denkbar, diese würden jedoch hochkompliziert sein und da es sich bei jeder Pfeilspitze um ein Unikat handelt und nicht um ein normiertes Produkt, wäre letztlich eine exakte Typologie, die sämtlichen Aspekten Rechnung trägt, zwar theoretisch machbar aber in der Praxis unbrauchbar. Hinzu kommt, dass riesige Flächen des Sahararaums abseits der großen Achsen noch nicht einmal grob auf neolithische Siedlungsreste untersucht worden sind.  
 
  Es wären andere, genauere, um nicht zu sagen wissenschaftlichere Methoden denkbar, diese würden jedoch hochkompliziert sein und da es sich bei jeder Pfeilspitze um ein Unikat handelt und nicht um ein normiertes Produkt, wäre letztlich eine exakte Typologie, die sämtlichen Aspekten Rechnung trägt, zwar theoretisch machbar aber in der Praxis unbrauchbar. Hinzu kommt, dass riesige Flächen des Sahararaums abseits der großen Achsen noch nicht einmal grob auf neolithische Siedlungsreste untersucht worden sind.  
 
Es gilt daher zunächst Fakten zu sammeln anstatt ein neues System auf zu wenig, nicht repräsentativem Material aufzubauen. Bis dahin wäre Hugots Weg eine praktische Lösung.
 
Es gilt daher zunächst Fakten zu sammeln anstatt ein neues System auf zu wenig, nicht repräsentativem Material aufzubauen. Bis dahin wäre Hugots Weg eine praktische Lösung.

Version vom 4. Februar 2015, 16:18 Uhr

Steinzeitliche Pfeilspitzen aus der Wüste

Ein Vergleich ägyptischer Bewehrungen mit solchen der Gesamtsahara

Zunächst war es wohl der geworfene Stein, dann der aus dem Stock entwickelte Speer, welche dem Menschen als Fernwaffen dienten. Es folgten wahrscheinlich einfach zusammengesetzte Geräte wie Schleuder und Bola, die ihrerseits nach und nach durch den technisch anspruchsvollen Bogen und die ebenfalls aus mehreren verschiedenen Werkstoffen hergestellten Pfeile abgelöst wurden. Bis in historische Zeiten hielten sich jedoch Schleuder und Bola wie es durch die balearischen Leichtbewaffneten im punischen Heer für erstere und durch südamerikanische Rinderhirten für letztere belegt ist.

Von der prähistorischen Waffe „ Pfeil und Bogen „ sind die Hauptkomponenten unbekannt. Der Bogen ist zwar auf Felsbildern in unterschiedlichen Formen dargestellt, jedoch bleiben genaue Abmessungen, Art des Holzes und der Sehne im Dunkel. Das gleiche gilt für die Schäfte und Verbindungselemente der Pfeile. Lediglich die aus Stein gefertigten Bewehrungen sind in großer Anzahl über die gesamte Sahara verteilt und versetzen immer wieder den Finder durch ihre Formenvielfalt und feine, oft kunstvolle Bearbeitung in Erstaunen.

Wie durch Funde belegt, existierten ebenfalls Spitzen aus Knochen, sie sind jedoch seltener da wegen der geringeren Härte des Materials die Zerstörung durch exogene Kräfte schneller voranschreitet und wohl auch durch die Tatsache, dass dem Stein, falls in genügender Menge und guter Qualität vorhanden, der Vorzug gegeben wurde. Knochenspitzen werden im weiteren Verlauf vernachlässigt. Obwohl technische Daten, die Bögen und Schäfte betreffend, fehlen, kann doch angenommen werden, dass zunächst die Ausführung der Waffe einfach war, da sie am Anfang einer Entwicklung steht. Als sicher kann eine bedeutend größere Reichweite und eine höhere Zielgenauigkeit als sie beim Speer, auch mit Wurfholz, gegeben sind, gelten Vergleiche oder gar Berechnungen an Hand von antiken und mittelalterlichen Waffen sind, da spekulativ, auszuschließen. Experimente allerdings mit verschiedenen Bogentypen, die sich an den Darstellungen auf Felsbildern orientieren und die Nutzung der möglichen Holzarten, Fasern, Sehnen und Kleber könnten hilfreich sein.

Der enorme Formenreichtum der Pfeilspitzen, wie er aus Westafrika, dem Maghreb und neuerdings auch aus der Ostsahara bekannt ist, lässt auf eine ebenfalls große Variationsbreite bei den Schäften und auch bei den Bögen schließen. Wie schon der Übergang vom Epipaläolithikum zum Neolithikum in der Sahara fließend gewesen ist, so erscheint es wahrscheinlich, dass in einer entwicklungsgeschichtlichen Akzelerationsphase, wie es die Jungsteinzeit darstellt, eine kontinuirliche Verbesserung und Anpassung an die sich verändernden Lebensbedingungen stattgefunden hat. Werkzeuge und damit auch die Pfeilspitzen haben sich stetig verändert und Werkzeugtypologien, die über Jahrhunderte gleich geblieben sind, dürften in diesem Kontext nicht existieren. Eine Ausnahme bilden teilweise die sehr frühen neolithischen Kulturen. Eine glatte Abgrenzung wie in Europa zwischen Mesolithikum und Neolithikum ist in der Sahara nicht erkennbar.

Die ältesten Vorlagen für Pfeilspitzen stammen aus dem ausgehenden Paläolithikum. Allerdings sind Aterienspitzen normalerweise zu schwer und zu groß, um als Bewehrungen dienen zu können, außerdem lassen sich die meist plumpen Stiele nicht besonders gut an einem Pfeilschaft anbringen (Siehe Tafel T1).

Einige Exemplare endpaläolithischer Herkunft haben allerdings Abmessungen, die den möglichen Gebrauch als Pfeilbewehrungen nahe legen. Auch die beidseitig flächenretuschierten mehr oder weniger gerundeten Blattspitzen, südöstlich von Gafsa in Tunesien gefunden, stammen aus einer spätpaläolithischen Kultur, möglicherweise ebenfalls aus dem Arterien, sie wären als Pfeilspitzenbewehrung geeignet. (Siehe Tafel T 6, 11 – 16) Weitere frühe Vorlagen stammen aus dem Epipaläolithikum und sind bei J. Tixier aufgelistet. Die Dreieckspitzen finden Vorläufer in Bou – Saada – Spitzen und in den Columnata – Spitzen. (Tixier 108 und 11) Aus den spitzen Lamellen mit abgerundeter Basis (Tixier 109) können sich die Blattspitzen weiterentwickelt haben (Siehe Tafel T 6, 1 – 3 und 8 – 10). Die Ounanspitze (Siehe Tafeln Ä 32 – 33), anfänglich wohl als Bohrer benutzt, zumal solche mit gebogenem Stiel, kommt als direkte Vorläuferin der Stielspitzen in Frage.

Auch Trapeze (Tixier 87) und Dreiecke (Tixier 92) entwickeln im Laufe der Zeit regelrechte Stiele und können somit ebenfalls als Vorläufer der Stielspitze aber auch als ursprüngliche Querschneider zählen (Siehe Tafel Ä 24, 1 und 32 und Tafel Ä 25, 3 und 13). Bevor die aus einem einzigen Stück bestehenden Spitzen auftauchen, dürften die frühesten Bewehrungen aus mehreren kombinierten Mikrolithen bestanden haben. Vor allem langschmale Dreiecke (Tix 95, Tix 97) wären bestens geeignet.

Pfeilspitzen werden im Folgenden auch Pfeilspitzen genannt ob es sich nun um spitze, gerundete, stumpfe oder querschneidige Artefakte handelt. Es wird also nicht vom Wort her definiert sondern von seiner bildhaften Bedeutung wie es im Deutschen in Wendungen wie Spitzensportler, Angriffsspitze, Spitzenreiter usw. zum Ausdruck gebracht wird.

Die Vorstellung der Pfeilspitzen erfolgt nach dem von H.J. Hugot in der algerischen Sahara ausgearbeitetem Klassifizierungssystem, da dieses eine glückliche Synthese aus möglichst genauer Einteilung und Abgrenzung einerseits und praktischer Anwendbarkeit, auch im Feld, andererseits darstellt.

Es wären andere, genauere, um nicht zu sagen wissenschaftlichere Methoden denkbar, diese würden jedoch hochkompliziert sein und da es sich bei jeder Pfeilspitze um ein Unikat handelt und nicht um ein normiertes Produkt, wäre letztlich eine exakte Typologie, die sämtlichen Aspekten Rechnung trägt, zwar theoretisch machbar aber in der Praxis unbrauchbar. Hinzu kommt, dass riesige Flächen des Sahararaums abseits der großen Achsen noch nicht einmal grob auf neolithische Siedlungsreste untersucht worden sind. 

Es gilt daher zunächst Fakten zu sammeln anstatt ein neues System auf zu wenig, nicht repräsentativem Material aufzubauen. Bis dahin wäre Hugots Weg eine praktische Lösung.

Hugot unterteilt wie folgt in neun Familien, die hier durch einen Großbuchstaben gekennzeichnet sind.

Die Familien sind unterteilt in Gruppen, die durch Zahlen gekennzeichnet sind. Zum Beispiel sind die Dreieckspitzen von A1 bis A26 durchnummeriert, die Familie B von B1 bis B3, die Blattspitzen von C1 bis C9 usw. In der tabellarischen Übersicht ergibt sich folgendes Bild :

  A   -   Dreieckspitzen					A 1	-	A 26
  B   -   Dreieckspitzen mit konvexer Basis			B 1	-	B   3  
  C   -   Blattspitzen						C 1	-	C   9
  D   -   Stielspitzen						D 1 	-  	D 32 	
  E   -   Rhombische Spitzen  				E 1	-	E    4
  F   -   Pfeilschneiden					F 1	-	F    9
  G   -   Gerundete Pfeilschneiden				G 1	-	G    4
  H   -   Pfeilspitzen auf Lamellen – Bruchstücken		H 1	-	H    6
  I    -   Atypische Spitzen					 I  1	-	 I    4

Somit sind 97 verschiedene Pfeilspitzenformen durch die Typologie definiert. Das System ist flexibel, neue Gruppen, die sich von schon bekannten in wichtigen Aspekten unterscheiden, vornehmlich in der Silhouette und in der Bearbeitungstechnik, können jederzeit hinzugefügt werden. Eine Kritik der Typologie Hugots könnte schon bei den Dreieckspitzen ansetzen. Warum, muss gefragt werden, ist eine Dreieckspitze mit konkaver Basis der großen Familie A zuzurechnen während eine mit konvexer Basis eine eigene Familie, nämlich B, bildet. Das ganze System ist aufgebaut auf der äußeren Form, der Silhouette der Artefakte jedoch mit der nicht ganz logischen Ausnahme der Familie H, welche durch ihre Oberflächenbearbeitung definiert wird. Viele weitere Argumente könnten angeführt werden z.B. würde die Familie E, die rhombischen Pfeilspitzen, in den Blattspitzen, Familie C, aufgehen können, asymmetrisch ausgebildete Stielspitzen könnten unter D geführt werden, die schneidenden Geschosse der Familien F und G könnten eine Einheit bilden usw.

Alle diese Kritikpunkte sind nebensächlich gegenüber der Notwendigkeit ein relativ einfaches, überschaubares und nicht zu rigides Klassifizierungssystem allgemein anwenden zu können. 

Einige Wissenschaftler haben die Vorteile erkannt und nutzen diese. Es seien genannt J. Tixier (Adrar Bous III Niger), R. Vernet (Mauretanien), A. Smith – Brown (Kiffian, Niger ), W. Schuck (Libyen und Tschad), G. Aumassip (Bas Sahara, Algerien) und viele andere mehr.

Um zu einer exakteren und umfassenderen Klassifizierung zu gelangen, müssten unter anderem folgende Eigenschaften der Pfeilspitzen aufgeführt und beschrieben werden.

1.) Rohmaterial

Feuerstein, klar und durchscheinend (Färbung wäre anzugeben) Hornstein, an den Rändern durchscheinend Jaspis, durch Beimischungen gefärbter Hornstein, opak. Andere kryptokristalline Gesteine der Formel SiO2 Quarz in allen seinen Ausbildungen Sandsteine, mit Verhärtungsgrad und Verhärtungsmittel sowie Körnung und Farbe Opal Natürliches Glas wie Obsidian, Lechatelerit, Moldavit u.a. Kieselschiefer Tonstein usw.

Diese Liste könnte fast endlos fortgesetzt werden. Für sämtliche Gesteine müsste außerdem die äußere Form des Rohmaterials wie plattig, knollig, massig usw. geklärt werden.

2.) Vorprodukte

Lamelle Klinge Abschlag Thermoscherbe Direkte Nutzung eines plattigen Rohstoffs Wiederverwendung eines Paläoartefakts Andere

3.) Silhouettenfamilien

4.) Oberflächen – und Randmodifizierungen

Hier ergeben sich über zwanzig Möglichkeiten.

5.) Länge (mm)

Sehr lang > 60 Lang von 60 bis 45 Mittel von < 45 bis 30 Kurz von < 30 bis 15 Sehr kurz < 15

6.) Verhältnis von Breite zu Länge

Sehr breit > 0,60 Breit von 0,60 bis 0,45 Mittel von < 0,45 bis 0,30 Schmal von < 0,30 bis 0,20 Sehr schmal < 0.20

7.) Dicke (mm)

Sehr dick > 7 Dick von 7 bis 5,5 Mittel von < 5,5 bis 4 Dünn von < 4 bis 2,5 Sehr dünn < 2,5

8.) Gewicht (g)

Sehr schwer > 7 Schwer von 7 bis 3,5 Mittel von < 3,5 bis 2,5 Leicht von < 2,5 bis 1,5 Sehr leicht < 1,5

9.) Linienführung der äußeren Begrenzungen

Um die Linienführung korrekt beschreiben zu können, müsste der Körper der Pfeilspitze in mindestens drei horizontale Zonen und in zwei vertikale Zonen eingeteilt werden. Die so entstandenen sechs Abschnitte würden dann als geradlinig, konkav, konvex, gleichmäßig gewellt, ungleichmäßig gewellt, gezackt usw. beschrieben werden. Die Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten ist schier endlos. Speziell für Stielspitzen und gekehlte Dreieckspitzen sind weitere Angaben notwendig. (Siehe 11., 12. und 13.)

10.) Modifikationen der Randlinien

11.) Ausführung des Stiels bei D – Spitzen

Verhältnis der Stielbreite zur Gesamtbreite

Form des Stiels, es gibt rund 30 Haupttypen von Stielen.

12.) Form der Schwingen bei D – Spitzen

Die bei Weitem nicht vollständige Auflistung von Kriterien, z.B. fehlen die verschiedenen Kehlenformen bei Dreieckspitzen, zeigt die Schwierigkeit auf, Unikate in ein Schema zu pressen. Wie viel einfacher ist es mit den 97 algerischen Typen Hugots, die bislang für die Gesamtsahara auf 188 erhöht worden sind, zu arbeiten. Die vorgeschlagene neue Zusammenstellung der Pfeilspitzenfamilien und Gruppen sieht wie folgt aus :

A 1 - A 44 B 1 - B 3 C 1 - C 14 D 1 - D 52 E 1 - E 6 F 1 - F 16 G 1 - G 9 H 1 - H 24 I 1 - I 14 P 1 - P 6

Nach wie vor besteht die Möglichkeit die Flexibilität des Systems zu nutzen und weitere Gruppen oder eventuell auch Familien hinzuzufügen.

Eine Kurzbeschreibung, die auf Unterschiede zum Mustertyp hinweist, ist auf jeden Fall notwendig. Ebenso sind Werkstoff, Vorprodukt, Bearbeitungstechnik und Messdaten anzugeben. Vergleiche zu anderen Fundstellen lassen sich auf diese Weise leicht ziehen. Hierzu dient auch die von Hugot benutzte statistische Auswertung der Pfeilspitzentypen eines jeden Fundplatzes. Dazu werden aus den neun Familien vier Indizes auf folgende Art gebildet.

  Indiz 1   =   A + B + E
  Indiz 2   =   C
  Indiz 3   =   D
  Indiz 4   =   F + G + H

Die Familie I, welche die atypischen Spitzen umfasst, wird ausgeklammert. Die polierten Bewehrungen der hinzugefügten Familie P werden ebenfalls ausgeschlossen.

Beispiel :

Indiz 1 = 40 % Indiz 2 = 20 % Indiz 3 = 10 % Indiz 4 = 30 %


Statistische Aussagen müssen, sollen sie der Wahrheit nahe kommen, zahlenmäßige Gegebenheiten methodisch zusammenfassen. Dabei ist die Aussage umso genauer, je größer die Menge der erfassten Gegebenheiten ist. Vergleichende Aussagen über Pfeilspitzen haben ebenfalls den Vorteil der Solidität, wenn sie sich auf hohe Stückzahlen stützen können. Mit einem oder zwei Dutzend Exemplaren hier und einer Handvoll dort wird eine seriöse Beurteilung auch mit modernsten Methoden und großem Aufwand kaum möglich sein, auch wenn Referenzen in großer Zahl, die ihrerseits aber ebenfalls an dem Nachteil der numerischen Insuffizienz leiden, angeführt werden können. Die ehrwürdigen Methoden des Monsieur Hugot und auch die Ergebnisse der Arbeiten archäologisch wenig vorgebildeter Männer, vielfach waren es Soldaten wie der Oberst Thiriet oder Lehrer wie J. Tixier, um nur diese zu nennen, sind auf die Basis der großen Zahl gestellt. Bei allen Fehlern, welche das unwissenschaftliche Absammeln beinhalten mag, die große Zahl ist vorhanden und damit kann statistisch gearbeitet werden. Dank vieler dieser Amateure kennen wir heute mehr über Mengen und Formen der Pfeilspitzen sowie die Lage der Fundstellen der maghrebinischen und westlichen Sahara. Im Weiteren werden einige Fundstellen verschiedener Sahararegionen, auf welchen Pfeilspitzen auftreten, qualitativ und quantitativ ausgewertet und mit den Bewehrungen aus der ägyptischen Sahara, welcher das Hauptaugenmerk dieser Arbeit gilt, verglichen. Soweit es sich um bisher nicht publizierte Artefakte handelt, werden diese vorgestellt, viele Stücke mit Hilfe von Zeichnungen und Kurzbeschreibungen.

Zur Sahara ist zu sagen, dass sie bis auf einen schmalen Küstenstreifen und das Atlasgebirge den gesamten Norden des afrikanischen Kontinents prägt. Sie ist weltweit die größte Wüste und erstreckt sich über 5000 km vom atlantischen Ozean im Westen bis zum Roten Meer im Osten. Die Nord – Süd Ausdehnung beträgt im Mittel rund 2000 km, sie reicht im Süden bis an den Sahel, die Küste oder den Strand des Sandmeeres, welches zwischen dem 15. und 17. Breitengrad in weniger menschenfeindliche Gefilde übergeht. Die zentrale Ost – Westachse wird durch den Wendekreis des Krebses, 23°27’, gebildet. Die Sahara umfasst Teile der Maghrebstaaten Marokko, Algerien und Tunesien, weiter gehören Libyen, Ägypten, der Sudan, der Tschad, Niger, Mali, Mauretanien und Westsahara, das ehemalige Rio d´Oro, zu den Saharaländern. Allen Teilen der Sahara ist die extreme Trockenheit des Klimas gemeinsam, außerhalb einiger hochgelegener Gunsträume und der Oasen sind heute Ackerbau und intensive Viehhaltung nicht möglich. Sandflächen und Dünen bilden nicht die einzigen Oberflächenstrukturen, Gebirge wie der Hoggar, der Air, der Tibesti, der Gilf Khebir und andere sind ebenso vorhanden wie Geröllflächen und Schichtstufen. Ich habe 16 Jahre in der Sahara gelebt, auch während der Sommermonate, und weiß ihre unaufdringliche Schönheit zu schätzen. Sie ist gefährlich und verzeiht nur selten Fehler, dem jedoch, der Geduld aufbringt und sich an ihre Spielregeln hält, gibt sie reichlich. Die flirrende Fata Morgana mit ihren wasserreichen Seen und verzauberten Objekten, der Nachthimmel und die unwahrscheinlich großen und bunten Sternschnuppen zu gewissen Jahreszeiten, die elementare Wucht der Sand- und Staubstürme, die Sonnenscheibe, die ihr Antlitz in einem tiefen Brunnen spiegelt und die Nacktheit der Landschaft, die dem Aufmerksamen sowohl die bildenden inneren Kräfte der Erde als auch die zerstörerische Gewalt von Wind und Wasser offenbart, sind einige ihrer Gaben. Doch wichtiger ist, die Sahara gibt innere Ruhe und Bescheidenheit und sie regt zum Nachdenken an. Sie ist, wie die Araber sagen, der Garten Allahs, aus dem alles Überflüssige entfernt wurde. Nicht umsonst sind einige der großen Religionen, alte und weniger alte, in der Wüste entstanden. Mag man mir ein wenig Schwärmerei verzeihen, alte Wüstenfahrer werden Verständnis dafür aufbringen. Nachdem der geographische Kontext der zu behandelnden Pfeilspitzen, also die Gesamtsahara mit Teilen der genannten Wüstenstaaten, festgelegt ist, bleibt noch der zeitliche Rahmen zu definieren. Dieses kann in einem kurzen Satz festgelegt werden. Es ist die steinzeitliche Siedlungsphase des Holozän. Wie schon weiter oben angedeutet beginnt im Spätpaläolithikum eine Entwicklung von geringvoluminösen Artefakten, die durchaus als Pfeilspitzen hätten genutzt werden können. Vor allem das Aterien brachte kleine gestielte und blattförmige Exemplare hervor.

Das saharische Epipaläolithikum ist schwer zu fassen und in seiner Gesamtheit noch nicht genügend untersucht. Ein frühes Datum des nordafrikanischen Capsiens ist in Ain Mistcheyia (Algerien) mit 9800 BP gemessen worden. Andere Fundstellen sind wesentlich jünger, so liegt das Mellalien der Bas- Sahara zwischen 8680 und 8600 BP und das älteste neolithische Vorkommen, El Hadjar demantelé ist nach G. Aumassip mit 8050 BP älter als viele Capsien Fundstellen wie z.B. Bortal Fakher oder Guentis.

R. Vernet stellt das Epipaläolithikum und den Beginn des Neolithikums in Mauretanien in den Zeitraum von 9500 BP bis 7000 BP wobei das einzige frühe Datum holozäner, menschlicher Besiedlung in der Region um Zouerate bei 9120 BP liegt. Aus dem äußersten Südwesten Marokkos liegen zwei Daten von 9450 BP und 8100 BP vor.

Feuchtperioden sind auch ab 9500 BP für Mali in Ine Sakane nachgewiesen. Einzelne Oberflächenfunde sowie Gräber lassen auf eine frühe Anwesenheit des Menschen schließen. Eine intensive Besiedlung folgt aber erst um 6590 + - 320 BP. Die frühesten Daten für eine Nutzung der Seebecken in der Region von Hassi el Abiod liegen bei 6970 + - 130 BP obwohl auch hier Niederschläge in der Größenordnung von 300 bis 600 mm Mitte des 9. Jahrtausends angenommen werden können.

Mit 9550 + - 100 BP wurden für Temet Site 1 im Norden des Air - Gebirges in der Republik Niger und mit 9350 + - 110 bp für Ti - n - Torha, Two Caves im Acacus – Gebirge in Libyen ebenfalls frühe holozäne Werte für die zentrale Sahara gemessen.

Das älteste Zeugnis holozäner Präsenz des Menschen in der Ostsahara dürfte eine Feuerstelle westlich von Abu Ballas mit 10000 + - 225 BP sein (Gabriel 1986). Nabta Playa und Bir Kisheiba weisen eine ganze Serie von Daten über 9000 BP auf, wobei die älteste Probe mit 9820 + - 380 BP (Connor 1984) angegeben wird. F. Wendorf et alii teilen die steinzeitliche holozäne Phase folgendermaßen auf :

El Adam 9500 – 8900 BP aride Phase 8700 – 8600 BP El Ghorab 8500 – 8200 BP El Nabta 8100 – 7900 BP Al Jerar 7900 – 7300 BP El Ghanam 7100 – 6600 BP El Bagar 6500 – 5800 BP El Ansam 5700 – 4500 BP

M. Mc Donald hat ihre Masara - Gruppe in den Dakhla Oasen auf rund 9000 bp datiert. W. Schön publizierte einen Wert von 9370 BP für den Wadi el Akhdar im Gilf Khebir, weitere frühe Daten sind aus Siwa (Close) und Farafra (Alessie) bekannt. In Abu Tartur hat der Fundplatz 0002/84 ein Alter von 9120 BP und in der „Roten Wüste“ wurde von H.J. Pachur und H.P. Röper ein Herdplatz auf 9260 BP datiert.

Die Übertragung der oben genannten Daten auf eine geographische Karte der Sahara ergibt das erstaunliche Bild einer nahezu gleichzeitigen Besiedlung des gesamten Raumes, einschließlich des Zentrums mit Temet, Tagalagal und Ti - n - Torha. Erstaunlich ist ferner, dass ältere Daten südlich des heutigen Wüstengebiets noch nicht gefunden wurden, obgleich es logisch anmuten könnte, die Bevölkerung vom Südsudan bis zum Senegal sei mit Fortschreiten der Klimaverbesserung langsam von Süden nach Norden nachgerückt. Ein ähnliches Rätsel gibt die eventuelle Migration von Norden, der Mittelmeerküste und dem Atlasgebirge, nach Süden oder von Osten, dem Niltal, nach Westen, auf. Es existieren zwar einige Theorien, die sich gegenseitig widersprechen und die eigentlich nur Teilgebiete der Sahara und nie den Gesamtraum betreffen, eine wissenschaftlich haltbare Erklärung zum Ablauf der holozänen Besiedlung der Sahara ist noch nicht gefunden und dürfte in Zukunft weiterhin ein interessantes Forschungsgebiet bleiben.

Typenbeschreibung

Da die Form der Pfeilspitzen, bei aller Vielfalt, außer durch das Rohmaterial hauptsächlich durch die Funktion bestimmt wird, ist es nicht weiter erstaunlich ähnliche bis identische Silhouetten im gesamten Sahararaum zu finden.

Dennoch hat jede Region ihre Besonderheiten, so fällt bei den Sammlungen aus der algerischen Sahara, die H.J. Hugot zur Verfügung gestanden haben, die Menge und der Formenreichtum der A-Spitzen auf. Der geringe Anteil an kantenretuschierten Stücken auf Klingen- und Lamellenfragmenten ist ebenfalls typisch, obwohl geeignetes Gestein vorhanden war. Die Fundstellen westlich von Anou Araren in der Republik Niger sind reich an den Typen A 25 und A 26 und weisen verschwindend wenige H-Spitzen auf. Das hier gefundene und verarbeitete Rohmaterial erlaubt keine Herstellung von Klingen und Lamellen. Ägypten, insbesondere das Fayum, Merimde und Abu Tartur, liefert große Dreieckspitzen der Gruppen A 2, A 13, A 25, A 26, A 27 und A 28. Außerdem stellen Blattspitzen im Gegensatz zu anderen Gegenden häufig den Hauptteil der Geschoss – Spitzen. Dieses ist beispielsweise der Fall in Abu Tartur. Auch spezielle Sonderformen wie die Tilemsi – Spitzen aus Mali oder die D-Spitzen mit winzigen Schäftungsdornen, die nur bedingt als Stiele angesprochen werden können, aus dem Westen Mauretaniens, zeigen lokale Entwicklungen auf.

Im Folgenden werden die mir aus der Literatur oder aus eigener Anschauung bekannten Formen vorgestellt wobei der Rahmen immer die Klassifikation Hugots bleibt. Die Familien bleiben die gleichen, die Nummerierung der Gruppen wird respektiert. Gruppen, die in Algerien nicht gefunden wurden, werden hinzugefügt.