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(→Die Region F’Derick – Zouerate) |
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|| Indiz|| Familie|| Anzahl|| % | || Indiz|| Familie|| Anzahl|| % | ||
|- | |- | ||
− | || | + | || I|| A + B + C|| 100|| 21,28 |
|- | |- | ||
− | ||||C||122||25,96 | + | || II||C||122||25,96 |
|- | |- | ||
− | ||||D||139||29,57 | + | || III||D||139||29,57 |
|- | |- | ||
− | ||||F + G + H||109||23,19 | + | || IV||F + G + H||109||23,19 |
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|| '''Total'''|||| '''470'''|| '''100,00''' | || '''Total'''|||| '''470'''|| '''100,00''' |
Mauretanien liegt an der Nahtstelle des weißen und schwarzen Afrikas. Die weißen Mauretanier, die Mohren wie man früher sagte oder Mauri wie sie von den Römern genannt wurden, leiten ihren Namen vom phönizischen „mahurim“, die Männer des Westens, ab. Diese Bezeichnung galt ursprünglich für sämtliche nordafrikanischen Stämme. Sie besiedeln heute, vermischt mit Arabern, das Zentrum und den Norden Mauretaniens. Die schwarzafrikanischen Völker der Woloff, Toucouleur und Sarakolé sind hauptsächlich im Süden des Landes, in der Nähe des Senegalflusses, beheimatet.
Der Staat hat eine Oberfläche von über 1.000.000 Quadratkilometern und liegt zwischen den 15. und 27. Breitengraden Nord und den 5. und 17. Längengraden West. Die Westgrenze bildet der Atlantische Ozean. Im Süden liegen der Senegal und Mali, welches auch einen Teil der Ostgrenze bildet. Im Norden zu Algerien und im Nordwesten zu Westsahara sind die aus der Kolonialzeit stammenden Grenzen über große Strecken wie mit dem Lineal durch den Sand gezogen.
Vor allem der Norden ist eine Domaine der Deflation. Sandfelder und Dünnenketten wechseln sich mit Hamadas ab. Nur wenige Restgebirge durchstoßen diese Eintönigkeit. Im Süden sind es das Massiv von Assaba sowie die Berge von Affolé und Tagant. Die mit 915m höchste Erhebung, Kedia d’Idjil genannt, liegt bei Fdérik. Südlich davon, bei Atar, ist das Massiv von Adrar zu nennen. Einige alte Schichtstufen durchziehen die Weiten des Landes von Südwesten nach Nordosten.
Abgesehen von den entlegenen Wüstenplätzen von Bir- Moghrein im äußersten Nordwesten des Landes, hart an der Grenze zu Westsahara, Aioun abd el Malik im Westteil des Erg Iguidi nahe zu Algerien und der Region von Agaraktem in der Nachbarschaft des malischen Oumm el Assel, können vier große geographische Einheiten, in denen gehäuft holozäne steinzeitliche Fundplätze anzutreffen sind, ausgemacht werden. Sie gruppieren sich um die existierende mauretanische Verkehrsinfrastruktur, einerseits der Straßenverbindung Nouakchott - Akjouit - Atar - F’Derick, andererseits der Eisenbahnlinie F’Derick - Choum - Nouadhibou.
Diese sind :
Hinzufügen wären noch die abgelegenen, südlichen Vorkommen der Dhars mit Tichitt, Akrejit und Oualata.
Wie jeder Schematisierung haften auch dieser hier Ungenauigkeiten der Abgrenzung und Unvollständigkeit in der Zusammenstellung an, jedoch für die Beurteilung der Pfeilspitzentypen innerhalb einer Typologie für die Gesamtsahara dürfte die Genauigkeit ausreichend sein. Weitergehende Informationen stehen in den ausgezeichneten Arbeiten des I.F.A.N. Dakar im allgemeinen und von R. Vernet im besonderen zur Verfügung. Letzterer behandelt in seinem Werk „Préhistoire de la Mauretanie“ systematisch neben anderen Gebieten auch die neolithischen Vorkommen und damit ebenfalls die Pfeilspitzen der Fundstellen des gesamten Raums. Zusätzliche Hinweise stammen von B. Farine, R. Lafenechere und C. und F. Descamps, die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts Artikel in der Firmenzeitschrift der Miferma, bestimmt für eine größere Leserschaft, veröffentlicht haben.
Aus dieser Region im Nordwesten liegt die Sammlung Marzona mit 479 Bewehrungen vor, davon sind auf den Tafeln M1 bis M14 346 Stücke vorgestellt worden.
Roger Marzona war, wie auch weitere meiner Mitarbeiter beim Aufbau des Kohlebergwerks in der Republik Niger vorher bei der Miferma, einem sehr bedeutendem Eisenerzproduzenten, in F’Derick – Zouerate beschäftigt gewesen. Viele der dort arbeitenden Franzosen suchten in ihrer Freizeit prähistorische Artefakte, vor allem aber die „schönen“ Stücke wie Pfeilspitzen und polierte Beile. Die Einheimischen, die aus allen Landesteilen stammten, brachten Pfeilspitzen aus ihrer Region mit auf die Grube und schenkten sie, als kleine Aufmerksamkeit, ihrem Werkstattchef, meinem späteren Kollegen. Die Nomaden sammelten auf ihren Streifzügen systematisch alles was an Touristen verkauft werden konnte, so dass Tausende von Bewehrungen durch Europäer und Mauretanier einer wissenschaftlichen Bearbeitung entzogen wurden. Die Art der hier vorliegenden Typen, ihre Formgebung und Modifizierung sowie das verwendete Rohmaterial lassen in einigen Fällen Rückschlüsse auf die Fundgebiete zu. Ansonsten dient die Sammlung lediglich dazu die Vielfalt und die Eigenheiten der mauretanischen Pfeilspitzen zu dokumentieren.
Die Sammlung Marzona umfasst 55 Gruppen und außer den Querschneidern, die relativ häufig auch in Zouerat vorkommen, aber von den Suchern ignoriert werden, sind sämtliche Pfeilspitzenfamilien vertreten. Die vier Indizes sind mit einem Wert von je einem runden Viertel nahezu gleich, eine seltene Konstellation. Die häufigste Gruppe ist mit 76 Exemplaren die C3- Spitze gefolgt von der D3- Spitze mit 47 Exemplaren und der A2- Spitze mit 36 Stücken.
Nach Hugot sollen die randretuschierten neolithischen Bewehrungen der Familie H für den begrenzten Raum der algerischen Sahara ihren Ursprung aus dem Capsien ableiten.
Für die Gesamtsahara und darüber hinaus kann die Herkunft dieser Pfeilspitzen allgemein auf epipaläolithische Klingenkulturen zurückgeführt werden, ein Fakt, der sich an Hand ägyptischer Artefakte aus der libyschen Wüste belegen lässt, einer Gegend, die kaum von der relativ jungen Capsienkultur beeinflusst sein dürfte.
Eine Eigenart vieler Bewehrungen aus Mauretanien ist ihre Oberflächenbearbeitung, die weder rein flächig ausgelegt noch ausschließlich auf die Ränder beschränkt ist. Diese Hybrideigenschaft trifft für die meisten gezeichneten Exemplare der Tafeln M10 bis M14 zu. Einige der dort dargestellten Stücke könnten auch als Bohrer klassiert werden vor allem bei schlanker, blattförmiger oder rhombischer Silhouette. Daneben existieren aber auch schmale Stielspitzen mit ähnlicher Modifikation, die nicht im Verdacht stehen Bohrer zu sein. Über viele der hier als Pfeilspitzen eingeordneten Exemplare könnte sowohl hinsichtlich ihrer Funktion als auch ihrer Familienzugehörigkeit als Bewehrung diskutiert werden. Da aber ihre Herkunft aus einer Klingenkultur nicht in Frage gestellt werden kann, wurden sie mit wenigen Ausnahmen in die Familie H gestellt.
Sämtliche auf der Tafel M1 vorgestellten Stücke und die Nummern 1 bis 13 der Tafel M2 sind Dreieckspitzen der Gruppen A2, A10, A12, A18 und A19 und aus Quarzit hergestellt. Ihr typisches Fundgebiet in Mauretanien ist der Norden und der Nordosten. So sind sie östlich des Längengrads 12°W bis in den Erg Iguidi und in die Ausläufer der Erg Chech zu finden. Bekannte Fundgebiete mit stärkeren Konzentrationen sind Aioun abd el Malik, Elb el Harrach, Agaraktem und Mejaouda.
Dreieckspitzen wie A1, A2, A18, A19 und A25 sind über das ganze Land verbreitet, kommen jedoch im Südwesten gehäuft vor. Die auf der Tafel M2 dargestellten Bewehrungen der Gruppe A25 mit nur wenig tiefer Auskehlung sind unter anderem typisch für Akjouit und Khatt Lemaiteg.
Die auf Tafel M3 und einige der auf den folgenden Tafeln vorgestellten Blattspitzen sind charakteristisch für eine Reihe von Vorkommen der Region Zouerate. Besonders die Dicke und die Form der Querschnitte der Exemplare sind außergewöhnlich und erlauben eine ungefähre Bestimmung des Fundgebietes.
Die Exemplare 22 und 23 der Tafel M5 gehören zur Gruppe C6 und weisen eine extrem feine Zähnung auf wie sie in Hamami südöstlich von F’Derick oder aber auch in El Beyed nördlich des Guelb Richat gefunden werden können. Interessante Bewehrungen stellen die überlangen und schmalen Blattspitzen mit einem Verhältnis von Breite zu Länge kleiner als 0,20 dar und die hier unter dem Typ C10 geführt werden. In Mauretanien sind sie mit sehr eindrucksvollen Exemplaren aus Khatt Lemaiteg vertreten. Ihr Koeffizient B/L erreicht Niedrigwerte von 0,093 und 0,127. Aus Akjouit ist ein Stück mit einem Koeffizienten von 0,117 bekannt (R. Vernet).
R. Vaufrey stellt eine Spitze der Sammlung des Musée de l’Homme aus Tichit mit einem Koeffizienten von 0,15 vor. Auf der Tafel M9 sind fünf proximale Bruchstücke gezeichnet, deren ursprüngliche Länge nicht festgestellt werden kann, die aber dem Augenschein nach sehr wohl in die Gruppe C10 passen könnten mit Ausnahme der Bewehrung M9 – 30, die keine zugespitzte oder gerundete Schäftungszone aufweist sondern eine flache Auskehlung und somit zu den Dreieckspitzen gezählt werden muss, obwohl ihre Ränder perfekt parallel zueinander verlaufen. Ähnlich schlanke Dreiecksformen sind von Adrar Bous III bekannt, wo Koeffizienten von 0,12 bis 0,20 gemessen worden sind. Khatt Lemaiteg verfügt ebenfalls über sehr schmale A- Spitzen. Die Häufigkeit von Bruchstücken, meistens proximaler, ist nicht weiter verwunderlich, da die schlanken, dünnen und fein gearbeiteten Stücke kaum auf seitliche Beanspruchung wie Biegung belastbar sind und häufig schon beim ersten Gebrauch brechen dürften.
In der Familie der gestielten Pfeilspitzen fallen als Ausnahmen sogleich die Exemplare mit extrem kurzen Stielchen auf. Sie sind, wenn sie geradlinige Ränder aufweisen, unter D8 aufgelistet. Liegen bei D4- Spitzen Schwingen- und Stielenden auf einer Linie, so sind bei diesen Stücken die Schwingen länger als der Stiel. Aus diesem Grund werden sie zuweilen auch zu den Dreieckspitzen gezählt. Eine Diskussion darüber erübrigt sich, da man beide Interpretationen zulassen kann.
Es gibt drei Gruppen, einmal die D8- Spitze mit ihren geraden Rändern, von denen Hugot vier Stücke aus Algerien erwähnt, ferner Exemplare mit konvexen Rändern (D48) und endlich solche mit konvexen Rändern und nach innen gerichteten Schwingenenden ähnlich wie beim Typ A25, letztere wird mit D49 bezeichnet.
Tafel M8 – 1 bis 10 zeigt die verschiedenen Ausbildungen dieses Typs. Vor allem die mit konvexen Rändern ausgestatteten Bewehrungen können als Eigenheit der mauretanischen Typologie gelten. Sie sind auf die küstennahen Fundstellen beschränkt, von denen die bekanntesten Cap Blanc und Tintan sind. Die übrigen Stielspitzen der Sammlung Marzona sind allgemein üblich.
Pfeilspitzengruppe | Anzahl | % | |
A 1 | 3 | 0,63 | |
A 2 | 36 | 7,52 | |
A 10 | 27 | 5,64 | |
A 12 | 2 | 0,42 | |
A 18 | 11 | 2,30 | |
A 19 | 2 | 0,42 | |
A 25 | 8 | 1,67 | |
B 1 | 2 | 0,42 | |
C 1 | 7 | 1,46 | |
C 3 | 76 | 15,87 | |
C 4 | 18 | 3,76 | |
C 5 | 1 | 0,21 | |
C 6 | 19 | 3,97 | |
C 9 | 1 | 0,21 | |
D 1 | 27 | 5,64 | |
D 2 | 5 | 1,04 | |
D 3 | 47 | 9,81 | |
D 4 | 2 | 0,42 | |
D 5 | 2 | 0,42 | |
D 7 | 3 | 0,63 | |
D 8 | 13 | 2,71 | |
D 11 | 1 | 0,21 | |
D 13 | 1 | 0,21 | |
D 14 | 3 | 0,63 | |
D 16 | 1 | 0,21 | |
D 18 | 9 | 1,88 | |
D 19 | 3 | 0,63 | |
D 20 | 1 | 0,21 | |
D 21 | 3 | 0,63 | |
D 28 | 15 | 3,13 | |
D 29 | 2 | 0,42 | |
D 39 | 1 | 0,21 | |
E 1 | 1 | 0,21 | |
E 2 | 5 | 1,04 | |
E 5 | 1 | 0,21 | |
E 6 | 2 | 0,42 | |
G 2 | 1 | 0,21 | |
H 1 | 7 | 1,46 | |
H 3 | 1 | 0,21 | |
H 4 | 22 | 4,59 | |
H 5 | 33 | 6,89 | |
H 6 | 1 | 0,21 | |
H 7 | 3 | 0,63 | |
H 8 | 3 | 0,63 | |
H 10 | 10 | 2,09 | |
H 12 | 2 | 0,42 | |
H 13 | 12 | 2,51 | |
H 16 | 3 | 0,63 | |
H 18 | 1 | 0,21 | |
H 22 | 6 | 1,25 | |
H 23 | 4 | 0,84 | |
I 3 | 3 | 0,63 | |
I 4 | 2 | 0,42 | |
I 9 | 1 | 0,21 | |
I 11 (Stumpf) | 3 | 0,63 | |
Total | 479 | 100,09 | |
Total ohne I | 470 |
Indiz | Familie | Anzahl | % |
I | A + B + C | 100 | 21,28 |
II | C | 122 | 25,96 |
III | D | 139 | 29,57 |
IV | F + G + H | 109 | 23,19 |
Total | 470 | 100,00 | |
I | 9 | ||
Total + I | 479 |
Pfeilspitzentyp | Anzahl | |
H.J. Hugo | S. Amblard | 15 |
5 | ||
3 | ||
46 | ||
3 | ||
6 | ||
14 | ||
11 | ||
68 | ||
25 | ||
2 | ||
38 | ||
2 | ||
1 | ||
1 | ||
8 | ||
51 | ||
17 | ||
A 1 | 63 | |
A 2 | 64 | |
A 17 | 65 | |
A 18 | 67 | |
A 19 | 66 | |
C 3 | 78 | |
C 4 | 77 | |
C 6 | 79 | |
D 3 | 68/72 | |
D 4 | 69 | |
D 16 | 74 | |
D 18 | 71 | |
D 43 | 73 | |
D 49 | 70 | |
F 4 | 80 | |
H 4 | 77 | |
Geschliffen | 81-87 | |
I 16 | 75 | |
Total | Total | 316 |
Indiz | Anzahl | % |
I | 72 | 22,78 |
II | 31 | 9,81 |
III | 36 | 43,04 |
IV | 9 | 2,85 |
I | 17 | 5,38 |
Geschliffen | 51 | 16,14 |
Total | 316 | 100,00 |
Indiz | Anzahl | % |
I | 72 | 29,03 |
II | 31 | 12,50 |
III | 136 | 54,84 |
IV | 9 | 3,63 |
Total | 248 | 100,00 |
In der oberen Tabelle der Indizes sind wegen ihrer großen Bedeutung sowohl die asymmetrischen Bewehrungen als auch die geschliffenen Exemplare aufgeführt.
In der untere Tabelle der Indizes ist aus Vergleichsgründen das klassische Schema gewahrt worden.
Wie die Aufstellungen zeigen, sind geschliffene und polierte Bewehrungen auch für die Region Tichit – Oualata mit 16,14 % von nicht allzu großer Bedeutung. Die bei geeignetem Material favorisierten Stielspitzen stellen bei den geschliffenen Stücken die Ausnahme dar, sie sind mit einem einzigen Exemplar vom Typ 87 vertreten, dieses lässt sich am ehesten mit D44, einer Hybridform zwischen Blatt- und Stielspitze vergleichen.
Die Regel, welche besagt, dass minderwertiges Gesteinsmaterial nicht zu Stielspitzen verarbeitet wird, wird auch hier bestätigt. Bevorzugt werden Dreieckformen und breite Blattspitzen mit konvexer Basis.
Bemerkenswert ist die flächenretuschierte, asymmetrische Spitze vom Amblard- Typ 75, die aus Aratane mit 17 Exemplaren vertreten ist. Sie könnte als eine gezähnte Blattspitze mit einer einseitigen, geraden bis widerhakenähnlichen Schwinge versehen beschrieben werden. Das proximale Ende ist nicht genügend abgesetzt, um als Stiel bezeichnet zu werden. Der Typ wird hier als I 16 bezeichnet.
Weitere Gruppen, die bei S. Amblard keine Erwähnung finden, werden von R. Vaufrey in „Préhistoire de l’Afrique“ von 1969 bildlich dargestellt. Zu nennen sind Fig. 41 mit einer A25- Spitze, Fig. 42 mit einer C13- Spitze, welche im medialen Bereich zwei gegenüberliegende Ausstülpungen zeigt. Ähnliche Stücke sind aus dem Tibestigebirge im Tschad bekannt (Siehe Tafel Td. 1/1,2 und 3). Fig. 40 zeigt eine A32- Spitze, eine D31- Spitze, zwei A37- Spitzen und ein Exemplar vom Typ D20.
Zu erwähnen wären noch zwei für diese Region untypische Exemplare, die starke Ähnlichkeiten mit den Eiffelturm- Spitzen zeigen. Bei S. Amblard finden wir ein Stück der Gruppe A12 (Fig. 108/10) und bei R. Vaufrey eine Mischform A2/A11 /Fig. 39/16).
Die küstennahen neolithischen Fundstellen Mauretaniens sind hauptsächlich Cap Blanc, die Halbinsel auf der der Eisenerzhafen von Nouadhibou liegt, ferner Tintan auf der östlichen Seite der Baie de Levrier und 80 km süd- südöstlich davon Chami, weiter vom Meer entfernt aber mit einem guten Brunnen ausgestattet.
Obwohl diese Fundgebiete im gleichen, engen geographischen Raum angesiedelt sind, bilden ihre lithischen Inventare und auch ihre Pfeilspitzen- Typologien keine Einheit sondern weisen unterschiedliche Zusammenstellungen auf. Hinzu kommt, dass die Vorkommen von Cap Blanc, bevor sie wissenschaftlich bearbeitet werden konnten, schon früh ihrer „schönen“ Stücke, besonders der Pfeilspitzen durch Absuchen verlustig gegangen sind.
R. Vernet schreibt dazu, dass allein B. Crova rund 4000 Bewehrungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgelesen habe und dass man heute nicht mehr wisse wohin sie gelangt sind. Es scheint aber es würde sich eine Anzahl dieser Pfeilspitzen in den Sammlungen des Musée de l’Homme am Trocadero befinden. Einige davon sind bei R. Vaufrey in seinem Werk „Préhistoire de l’Afrique“ von 1969 auf den Tafeln 36 bis 38 abgebildet.
Wieder nach R. Vernet entfallen auf die einzelnen Familien der Pfeilspitzen etwa folgende prozentuale Anteile :
R. Vaufrey spricht hingegen die Häufigkeit von Querschneidern an und dokumentiert auf seinen Tafeln auch solche.
Chami, das südlichste Fundgebiet in diesem Zusammenhang scheint wegen seiner Lage in der Nähe einer Wasserstelle und gleichzeitig an der Hauptpiste zwischen Nouadhibou und Nouakchott besonders von Artefaktensammlern frequentiert worden zu sein wodurch der prozentuale Anteil der Bewehrungen am Gesamtwerkzeugbestand auf weniger als 16 % gesunken ist, ein zu geringer Prozentsatz für eine Gesellschaft für die das Jagen von großen und kleinen Wildtieren einen wichtigen Anteil der Nahrungsbeschaffung ausmachte.
Besser sehen die Dinge für Tintan aus. Es handelt sich hier um einen weitgestreuten Fundkomplex, der aus Tintan- Nouaferd, Tintan Necropole, Tintan Pécheur und Tintan Chasseur besteht. Als Beispiel sei die Arbeit von R. de Bayle des Hermens (1979) über Kökkenmöddinger von Tintan angeführt. Hier kommen auf 4181 Werkzeuge 952 Pfeilspitzen oder Bruchstücke von solchen, was einen Anteil der Bewehrungen von fast 23 % ausmacht für eine Gemeinschaft, die vorwiegend, wie es scheint, von Muscheln und Schnecken gelebt hat. Spätere Arbeiten von Commelin, Garcea und Sebastiani (1992) finden für den Gesamtbereich einen höheren Pfeilspitzenanteil von 44 %. In Nouaferd hingegen liegt der Prozentsatz der Bewehrungen unter 10 %.
Die Aufteilung der Bewehrungen von Tintan Necropole ist von R. de Bayle des Hermens übernommen mit der Einschränkung, dass die Pfeilspitzen mit den kurzen Schäftungsdornen nicht unter A25 sondern wie bei Hugot unter D8 klassiert sind, also zu den Stielspitzen gezählt werden. Nun ist die D8- Spitze mit geraden Rändern ausgestattet und so musste für Stücke mit konvexen Rändern, wie sie bei A25- Spitzen vorkommen, eine neue Gruppe eingeführt werden, in diesem Fall D49.
Hinzu kommt ein Unterschied in der Auflistung der Dreieckspitzen (9 Stücke) und in der Anzahl der zeichnerischen Darstellungen (11 Stücke Fig. 45/20-30).
Diese zwei zusätzlichen Stücke und vier Exemplare des Typs D1, die wegen einer Unaufmerksamkeit bei der Addition oder wegen eines Druckfehlers nicht korrekt aufgelistet sind, erhöhen die Gesamtzahl der bestimmbaren Pfeilspitzen von 861 auf 867. Die zerbrochenen, nicht mehr klar zu definierenden Stücke werden vernachlässigt.
Innerhalb der Querschneidergruppen wurden einige Änderungen vorgenommen. Die „pistilliformen“ Exemplare wurden in D16 und D32 aufgeteilt und eine Spitze mit geradliniger Basis (Fig. 46/5) wurde aus den Blattspitzen herausgenommen und als A1 klassiert.
Die blattförmigen Bewehrungen mit konvexer Basis wurden aus der Gruppe C3 herausgenommen und wie bei Hugot unter C4 geführt. Die von R. de Bayle des Hermens als C11 bezeichneten Blattspitzen mit konkavokonvexen Rändern bleiben in dieser Gruppe da, wie der Zufall es wollte, in der hier vorgestellten Typologie diese Bewehrungen ebenfalls die Bezeichnung C11 tragen.
Pfeilspitzentyp | Anzahl | |
A 1 | 1 | |
A 18 | 1 | |
A 25 | 5 | |
B 1 | 1 | |
C 1 | 10 | |
C 2 | 5 | |
C 3 | 99 | |
C 4 | 36 | |
C 11 | 4 | |
D 1 | 169 | |
D 3 | 70 | |
D 4 | 4 | |
D 11 | 2 | |
D 12 | 37 | |
D 13 | 7 | |
D 14 | 5 | |
D 16 | 3 | |
D 18 | 19 | |
D 19 | 52 | |
D 20 | 17 | |
D 31 | 2 | |
D 49 | 5 | |
F 1 | 1 | |
F 2 | 5 | |
F 4 | 96 | |
F 7 | 21 | |
F 13 | 29 | |
F 14 | 6 | |
F 16 | 5 | |
H 3 | 3 | |
H 5 | 147 | |
Total | 867 |
Indiz | Anzahl | % |
I | 8 | 0,92 |
II | 154 | 17,76 |
III | 392 | 45,21 |
IV | 313 | 36,10 |
Total | 867 | 99,99 |
Mit einer Anzahl von 31 Pfeilspitzentypen, darunter 13 Gruppen der Familie D, zählt Tintan Necropole zu den variantenreichen Pfeilspitzen- Fundstellen. Sie sollte allerdings nicht mit Ansammlungen wie sie in der algerischen Sahara in Aoulef und Fort Flatters mit 89 bzw. 75 Typen auftreten, verglichen werden. Bei sorgfältiger Untersuchung, aber dazu müssten die Stücke in die Hand genommen werden, könnte die Typenvielfalt Tintans noch erhöht werden, so wäre es nicht abwegig die Spitze Fig. 45/12 als klassische D15 zu bezeichnen oder das Exemplar Fig. 44/2 als H13 zu klassieren.
Hier einfügen: Vergleich I und II (siehe Arbeitsordner) Nur der untere Teil der Tabelle, ohne Balken, und die Jahrezahlen.