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Das sehr zahlreiche Mahlwerkzeug in Abu Tartur gibt Zeugnis von einer neolithischen Lebensform, geprägt durch die Nutzung von Getreide, sei es nun wild oder domestiziert. Beides ist für die libysche Wüste belegt. Wie Knochenfunde beweisen und Felsbilder es unterstreichen, waren den Siedlern in der westlichen Wüste Ägyptens Rinder, Schafe und Ziegen bekannt. | Das sehr zahlreiche Mahlwerkzeug in Abu Tartur gibt Zeugnis von einer neolithischen Lebensform, geprägt durch die Nutzung von Getreide, sei es nun wild oder domestiziert. Beides ist für die libysche Wüste belegt. Wie Knochenfunde beweisen und Felsbilder es unterstreichen, waren den Siedlern in der westlichen Wüste Ägyptens Rinder, Schafe und Ziegen bekannt. | ||
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+ | Abb.: Reibschale und Läuferstein. Meine Frau auf der nach ihr benannten Playa Ingrid. 1983 | ||
Weitere Kennzeichen eines frühen Saharaneolithikums sind die generelle Verbreitung von Keramik, die Steinbearbeitung durch Flächenretuschen und Schleifen sowie die Fähigkeit Hartgestein bohren zu können. | Weitere Kennzeichen eines frühen Saharaneolithikums sind die generelle Verbreitung von Keramik, die Steinbearbeitung durch Flächenretuschen und Schleifen sowie die Fähigkeit Hartgestein bohren zu können. |
Das sehr zahlreiche Mahlwerkzeug in Abu Tartur gibt Zeugnis von einer neolithischen Lebensform, geprägt durch die Nutzung von Getreide, sei es nun wild oder domestiziert. Beides ist für die libysche Wüste belegt. Wie Knochenfunde beweisen und Felsbilder es unterstreichen, waren den Siedlern in der westlichen Wüste Ägyptens Rinder, Schafe und Ziegen bekannt.
Abb.: Reibschale und Läuferstein. Meine Frau auf der nach ihr benannten Playa Ingrid. 1983
Weitere Kennzeichen eines frühen Saharaneolithikums sind die generelle Verbreitung von Keramik, die Steinbearbeitung durch Flächenretuschen und Schleifen sowie die Fähigkeit Hartgestein bohren zu können.
Es ist allerdings ein Irrtum anzunehmen, eine neolithische Lebensweise sei bei Sommerniederschlägen von 50 – 150mm, wie häufig postuliert wird, möglich. Jeder Agrarfachmann mit Kenntnissen den ariden Klimabereich betreffend, wird dem zustimmen.
Die von Teilen der Archäologie angenommene Wasserknappheit im Raum Abu Tartur beruht auf einem Phänomen, welches als vorgefasste Meinung bezeichnet werden kann. Da die vor Ort angetroffenen Gegebenheiten mit den niedrigen Niederschlagsmengen nicht kompatibel sind, müsste Abu Tartur, ähnlich wie Eastpans und Mudpans als Vorposten oder Spezialfall behandelt werden. Im angloamerikanischen Sprachraum bezeichnet man diese Vorgehensweise als „confirmation bias“. Neue Informationen, die nicht in das schon veröffentlichte Schema und in die Grundtheorie passen, werden so interpretiert, dass sie logisch erscheinen sollen oder sie werden einfach ausgefiltert. Hier könnte eine lange Reihe von Beispielen genannt werden wie mit Tricks, Behauptungen und Verdrängungen gearbeitet wird. Es sei darauf verzichtet.
Aldous Huxley (1894 – 1963), der brillante und skeptische englische Schriftsteller sagt zum Thema: „Tatsachen hören nicht auf zu existieren, nur weil sie ignoriert werden“.
Charles Darwin (1809 – 1882) hatte es sich zum Prinzip gemacht Beobachtungen, die nicht mit seiner Theorie im Einklang waren, besonders ernst zu nehmen und besonders gründlich zu untersuchen. Diese Vorgehensweise sollte Allgemeingut werden.
Im Folgenden werden einige Mahlwerkzeuge (MW), nicht nur aus Abu Tartur sondern auch aus Niger und Nigeria vorgestellt, die durch ihre Formen- und Materialvielfalt auffallen.
Lfd.Nr. | Fundort | Länge (mm) | Breite (mm) | Dicke (mm) | Gewicht (g) |
MW 1 | Afara, Niger
Dieser Stößel besteht aus grobkörnigem Sandstein. Form: konisch mit abgerundeter Spitze. |
44 | 40 | - | 80 |
MW 2 | 32N-RTA-2W, Niger
Der Läuferstein oder auch Mahlstein ist aus grobkörnigem Quarzit hergestellt. Form: konvex-konkav. |
106 | 58 | 55 | 395 |
MW 3 | Afara, Niger
Das Material des Läufersteins ist rosafarbener Granit (hoher Anteil an Feldspat). Form: konvex-konkav. |
145 | 80 | 67 | 1100 |
MW 4 | Tintabesguin, Niger
Der zylindrische Stößel ist aus einem Ergussgestein (Basalt) hergestellt. |
49,5 | 30 | - | 65 |
MW 5 | Tintabesguin, Niger
Der Stößel besteht aus einem dunkelgrauen Tiefengestein. Form: zusammengesetzt. |
48 | 37 | 29,5 | 80 |
MW 6 | Abu Tartur, 1023/82
Der Läuferstein besteht aus grauem Granit, er ist biplan gearbeitet. Die Hybridform liegt zwischen Viereck und Oval wobei die kurzen Enden stärker gekrümmt sind als die langen, die nahezu parallel zueinander verlaufen. |
108 | 85 | 44 | 720 |
MW 7 | Abu Tartur, 1023/82
Die Grundform des Läufersteins ist viereckig allerdings mit gerundeten Ecken. Das Material ist ein feinkörniger Sandstein von hellbrauner Farbe. |
104 | 103 | 31 | 530 |
MW 8 | Abu Tartur, 1024/82
Dieser Läuferstein biplan von ovaler Form gehört zu den häufigsten Ausformungen dieser Geräte in Abu Tartur. Auch das Material, dunkler Sandstein mittlerer Körnung weicht nicht vom Standart ab. |
154 | 98 | 24 | 440 |
MW 9 | Abu Tartur, 1054/84
Der ovale Läuferstein aus dunklem mittel- bis grobkörnigem Sandstein könnte als konvex- plan bezeichnet werden, obwohl die plane Reibfläche leicht konvex ausgestaltet ist. |
76 | 62 | 46 | 300 |
MW 10 | Ägypten, 1027 Sara
Das Material des Läufersteins ist beigefarbener feinkörniger Sandstein. Er ist perfekt bikonvex gestaltet. Die langen Begrenzungslinien laufen parallel zueinander, die kurzen sind gleichmäßig gerundet. |
136 | 80 | 48 | 840 |
MW 11 | Abu Tartur, 1073/86
Der Läuferstein aus mittel- bis grobkörnigem Sandstein ist durch Salze von Mangan und Eisen dunkel gefärbt, er weist Brauntöne als auch Schwarz auf. Seine Form gehört zu den häufigen. Der ovale Stein ist konvex- plan gearbeitet. |
128 | 106 | 62 | 1125 |
MW 12 | Ägypten, 1027 Sara
Die ungewöhnliche Form dieses Läufersteins aus beigefarbenem feinkörnigem Sandstein, weist an beiden Enden rechtwinklig zu der Längsachse plane Flächen auf. Ansonsten ist er leicht asymmetrisch. Der obere Teil ist konvex gearbeitet und auch die Reibfläche ist leicht konvex. |
90 | 67 | 56 | 315 |
MW 13 | Afara, Niger
Reibschale aus verfestigtem Sandstein, Muldentiefe 65 mm. |
470 | 250 | 180 | 11400 |
MW 14 | Abu Tartur, 1024/82
Reibschale aus Gneis, Muldentiefe 65 mm. |
405 | 250 | 65 | 11600 |
MW 15 | Abu Tartur, 1017/82
Läuferstein aus grauem Granit, konkav- plan. |
165 | 134 | 105 | 3800 |
MW 16 | Ägypten, 1027 Sara
Mahlstein aus feinkörnigem Sandstein, oval, biplan. |
140,5 | 104,5 | 18 | 395 |
MW 17 | Abu Tartur, 1023/82
Reibschale aus grauem Sandstein, Muldentiefe 25 mm. |
380 | 240 | 65 | 5600 |
MW 18 | Abu Tartur, 1017/82
Reibscheibe aus feinkörnigem Sandstein mit eingelagerten groben Quarzkörnern. Die Schale ist auf beiden Seiten gemuldet, die Muldentiefen betragen jeweils 10 mm. |
480 | 250 | 41 | 6300 |
MW 19 | Abu Tartur, 1004/83
Reibschale aus Sandstein mit einseitigen Deflationsspuren. Die Schale ist auf beiden Seiten leicht gemuldet, die Tiefen betragen 6 mm respektiverweise 13 mm. |
425 | 285 | 36 | 6600 |
MW 20 | Abu Tartur, 1023/82
Palette aus Sandstein. |
220 | 170 | 14 | 1600 |
MW 21 | Abu Tartur, 1005/83
Palette aus Sandstein. |
320 | 197 | 27 | 2300 |
MW 22 | Abu Tartur, 1023/82
Läuferstein aus dunkelgrauem, grobkörnigem Sandstein, plan- konvex. |
133 | 110 | 85 | 1245 |
MW 23 | Abu Tartur, 1054/84
Reibschale aus grauem Granit, Muldentiefe 16 mm. |
280 | 226 | 33 | 3370 |
MW 24 | Itakpe, Nigeria
Läuferstein aus metamorphem Gestein mit hohem Quarzanteil, zylindrisch, Kanten gerundet. |
58 | 56 | 36 | 190 |
MW 25 | Itakpe, Nigeria
Läuferstein aus dunklem Tiefengestein, zylindrisch, Kanten gerundet. In der Mitte der fast kreisrunden oberen und unteren Begrenzungsflächen sind Vertiefungen angebracht. |
69 | 67 | 46 | 300 |
MW 26 | Itakpe, Nigeria
Läuferstein aus Hämatit. Nahezu zylindrisch, die Reibfläche ist kreisrund, das obere Ende ist unregelmäßig ausgebildet. |
72 | 68 | 55 | 675 |
MW 27 | Itakpe, Nigeria
Läuferstein aus rosafarbenem, metamorphem Gestein. Die Breite des länglich schmalen Werkzeugs verjüngt sich an den Enden. Sämtliche Kanten sind gerundet. |
147 | 80 | 55 | 825 |
MW 28 | Itakpe, Nigeria
Läuferstein aus hellgrauem Granit. Die der rund- ovalen Reibfläche ist durch einen herausgearbeiteten Steg gekennzeichnet. Auf beiden Seiten des Stegs befinden sich muldenförmige Aushöhlungen. |
90 | 82 | 58,5 | 600 |
MW 29 | Afara, Niger
Läuferstein aus grobem Sandstein, eckige Partikel aus Quarz und Feldspat sind deutlich zu erkennen. Der längliche, sich an den Enden verjüngende Stein ist konvex- konvex gearbeitet. |
180 | 58 | 46,5 | 610 |