Fundstellen in Marokko

Steinzeitliche Sammlung Eickelkamp

Fundstellen in Marokko

Marokko

Marokko bildet mit einer Fläche von knapp 450.000 Quadratkilometern den Nordwesten des afrikanischen Kontinents und ist von den Maghrebländern das am weitesten westlich gelegene.

Im Norden wird es vom Mittelmeer, im Westen vom atlantischen Ocean begrenzt. Das Nachbarland im Osten und Südosten ist Algerien, im Südwesten befindet sich schließlich die exakt West- Ost gerichtete Grenze zu Westsahara.

Die Kette des Hohen Atlas, das höchste Gebirge Marokkos, zieht sich von der Atlantikküste bei Agadir bis zu den Hochplateaus an der marokkanisch- algerischen Grenze. Nördlich davon erhebt sich der Mittlere Atlas und an der Mittelmeerküste prägt das Rifgebirge die Landschaft. Südlich des Hohen Atlas verläuft der Anti Atlas, welcher zum Tal des Wadi Draa und damit zur eigentlichen Sahara abfällt. Die Küstenlandschaft nördlich von Westsahara wird ebenfalls zur Sahara gehörend eingeschlossen.

Das vorgeschichtliche kulturelle Erbe Marokkos ist reich und vielschichtig. Da im Rahmen dieser Arbeit lediglich die holozänen steinzeitlichen Vorkommen der Sahara von Interesse sind, beschränkt sich das zu behandelnde Gebiet auf das Tal des Wadi Draa, die südlichen Ausläufer des Atlasgebirges sowie auf die sich an die nördlichen Gebiete der Westsahara anschließenden küstennahen Fundstellen.

Die südliche Atlantikküste Marokkos

Seheb el Hachra

M. Almagro Basch erwähnt als Bewehrung eine einzige bifazial flächenretuschierte Blattspitze. Aus einer Zeichnung geht hervor, dass es sich um ein Exemplar der Gruppe C1 handelt.

Aserifa

Wie die meisten küstennahen Fundstellen besteht auch Aserifa aus einem Kökkenmöddinger, einem Abfallhaufen, der zum größten Teil aus marinen Muschelschalen besteht.

Beschrieben und zum Teil abgebildet wurden von M. Almagro Basch einige C1- Spitzen, teilflächenretuschierte A1- Spitzen sowie weitere Blattspitzen der Typen C3, C4 und der schlanken C10. Außerdem weist er auf randretuschierte Exemplare der Gruppen H1 und H5 hin. Die Art der Oberflächengestaltung einer rhombischen Bewehrung bleibt unklar.

Amcharu

Der weiter oben genannte Autor macht aufmerksam auf sehr sorgfältig gearbeitete bifaziale Blattspitzen und ebenfalls auf teilflächig modifizierte schwingenbewehrte Stielspitzen. Abgebildet wurden C1, C2, C3 und C4- Spitzen als auch eine D1 und eine schlanke D18.

Um-ma Fatima

Für diese Muschelhaufen- Fundstätte stellt M. Almagro Basch Blattspitzen der Gruppen C1, C3, C4 und C10 vor (Fig. 33) als auch nicht weiter spezifizierte Querschneider.

Weitere Bewehrungen stellt der Autor für folgende Fundstellen vor :

Cabo Ajfenir – C2, D21, H1, H5. Eine schlanke D18- Spitze tendiert nach D52, was besonders den Schwingenbereich und den Stiel betrifft.

Huey Guerzim – D18, H1, H5. Der Fundplatz liegt an einer Sebkha im Inland, besteht aber ebenfalls aus einem Kökkenmödding.

Smeil el Leben

Die Fundstelle besteht aus mehreren Muschelhaufen oder Concheros wie Almagro Basch schreibt.

Mit Hilfe der Zeichnungen lassen sich 43 Pfeilspitzen ihren Gruppen zuteilen. Typisch für diesen Teil der Sahara ist das nahezu vollständige Fehlen von Dreieckbewehrungen.

Blattspitzen sind mit vier Typen, Stielspitzen mit sieben Gruppen vertreten. Hinzu kommen randretuschierte Exemplare der Familien F und H.

Eine Zusammenstellung ergibt folgendes Bild :

Gruppe Stückzahl
C 1 2
C 3 7
C 4 1
C 10 5
D 1 3
D 3 2
D 14 2
D 18 1
D 19 2
D 21 2
D 35 4
F 5 1
H 1 2
H 2 2
H 5 3
H 12 1
H 14 2
I 3 2
I 11 1
Total 45
Indiz Anzahl  %
I - -
II 15 35,7
III 16 38,1
IV 11 26,2
Total 42 100,0
I 3 -
Total 45 -

Die Prozentzahlen der Indizes lassen sich nicht mit Angaben von anderen Fundstellen, bei denen die Gesamtzahlen der gefundenen Pfeilspitzen bekannt sind, vergleichen. Bei den Bewehrungen von Smeil el Leben sind die Auswahlkriterien, die zu den Abbildungen geführt haben, nicht bekannt.

Pozo Tacat

Ungefähr 5 km südlich von Smeil el Leben liegt der Brunnen von Tacat. Beschrieben oder abgebildet wurden 18 Bewehrungen, die sich wie folgt verteilen :

Gruppe Stückzahl
C 1 2
C 6 1
C 10 2
D 3 1
D 18 1
D 21 2
D 25 1
E 2 1
H 1 2
H 5 1
H 12 3
I 2 1
Total 18
Indiz Anzahl  %
I 1 5,88
II 5 29,41
III 5 29,41
IV 6 35,29
Total 17 99,99
I 1 -
Total 18 -

Cabo Juby

Von den vier Muschelhaufen- Fundstellen in der Nähe des Cabo Juby stellt M. Almagro Basch einige von der Oberfläche aufgesammelte Pfeilspitzen vor. Vierzehn Stücke sind abgebildet worden.

Gruppe Stückzahl
C 1 1
C 4 1
D 2 3
D 3 2
D 18 1
D 19 1
D 35 1
F 5 1
H 3 1
H 5 2
Total 14
Indiz Anzahl  %
I - -
II 2 14,29
III 8 57,14
IV 4 28,57
Total 14 100,00

Eine weitere Fundstelle in der Nähe des Cabo Juby (Site H) wurde von Charon, Ortlieb und Petit- Maire auf 4450 +- 110 BP datiert.

Über 40 Jahre nach M. Almagro Basch untersuchten Y. Bensimon und M. Martineau einige weitere küstennahe Fundstellen. Waren bei Ersterem die Mengen der abgebildeten Pfeilspitzen gering, so konnten doch in etwa die Gruppen identifiziert werden. Dagegen erscheinen auf den neueren Plätzen größere Mengen an Bewehrungen, die aber in Familien und nicht in Gruppen unterteilt sind.

Oued Laguid

Von Site 1 dieses Fundplatzes sind 403 Pfeilspitzen folgender Zusammenstellung bekannt :

Indiz Stückzahl  %
I - -
II 81 20,10
III 26 6,45
IV 296 73,45
Total 403 100,00

Nahezu identisch ist die Verteilung der Gruppen von Site 2.

Indiz Stückzahl  %
I - -
II 28 19,58
III 9 6,29
IV 106 74,13
Total 143 100,00

Von den 296 Exemplaren des Indiz IV Site 1 waren 194 Ounanspitzen, Von Site 2 waren es 70.

Das entspricht einem prozentualem Anteil von 48,14 % im ersten Fall und 48,95 % im zweiten.

Oued Fatma

Die von Y. Bensimon und M. Martineau bearbeitete Fundstelle ist nach der Zusammenstellung der Bewehrungen nicht identisch mit der von M. Almagro Basch entdeckten. Letzterer schreibt über die Pfeilspitzen im Mündungsbereich des Oued Fatima sie seien zum einen beidseitig flächenretuschiert und blattförmig zum anderen einseitig flächenretuschiert und ebenfalls blattförmig aber dabei größer als die bifazial bearbeiteten (Seite 101, Fig. 33). Auf Seite 102, Fig. 34 werden außerdem eine H1- Spitze mit flachen Randretuschen im Bereich der Extremitäten und eine H5- Spitze gezeigt. Dem gegenüber weisen die 398 Pfeilspitzen des Oued Fatma folgende Charakteristika auf :

Indiz Anzahl  %
I - -
II 88 22,11
III 114 28,64
IV 196 49,25
Total 398 100,00

Indiz IV enthält 57 Querschneider (14,32 %), 122 Ounanspitzen (30,65 %) und 17 weitere Bewehrungen der Familie H.

Oued Aoreora

Nach R. Nehren liegt der Fundplatz rund 20 km von der Atlantikküste entfernt und 35 km nordöstlich der Mündung des Oued Drâa. Die Ausgrabung wurde von Y. Bensimon und M. Martineau durchgeführt und erbrachte neben anderem Inventar 148 Bewehrungen das sind 36 % der Gesamtwerkzeugmenge. Die Aufschlüsselung sieht wie folgt aus :

Indiz Anzahl  %
I - -
II 26 17,57
III 57 38,51
IV 65 43,92
Total 148 100,00

Indiz IV enthält 17 Ounanspitzen (11,49 %), 8 Querschneider (5,41 %) und 40 weitere Bewehrungen der Familie H.

Datierte Fundstellen in Küstennähe

Ein Alter von 3540 – 3900 BP wird für Site 16, einem oberflächennahen, von D. Grébénart ausgegrabenen Fundplatz, angegeben. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass M. Almagro Basch hier schon 1946 gearbeitet hat, wie D. Grébénart weist auch er auf das Vorhandensein von Ounanspitzen hin.

Ein weiterer Komplex, der von mehreren Archäologen besucht und beschrieben wurde ist Tarfaya – km 34. So wiesen J. Mateu, M. Almagro Basch und D. Grébénart et al. auf das Vorkommen von zahlreichen gestielten und blattförmigen Bewehrungen hin. Die Altersangabe beträgt 3300 – 2790 BP.

Fundstellen im Südatlas

Von der zwischen dem Anti- Atlas und dem Djebel Bani liegenden Fundstelle Akka werden von Y. Bensimon und M. Martineau zahlreiche Pfeilspitzen gemeldet, die Gruppen sind nicht spezifiziert.

Ähnliches gilt für den im gleichen geographischen Raum liegenden Fundplatz Tissint, wenn auch hier auf Blattspitzen hingewiesen wird. Bearbeitet wurde das Vorkommen von Lafanechère und H. Camps- Fabrer.

Vergleich der Bewehrungen

Oued Fatma Oued Aoreora Oued Laguid I Oued Laguid II M. Almagro Basch * Nordküste West Sahara **
Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  % Indiz  %
I - I - I - I - I 3,26 I 3,23
II 22,11 II 17,57 II 20,10 II 19,58 II 34,78 II 12,90
III 28,64 III 38,51 III 6,45 III 6,29 III 35,87 III 45,16
IV 49,25 IV 43,92 IV 73,45 IV 74,13 IV 26,09 IV 38,71
Anzahl : 398 Anzahl : 148 Anzahl : 403 Anzahl : 143 Anzahl : 92 Anzahl : 31
  • * Sämtliche dokumentierten Bewehrungen von Oberflächenfundstellen
  • ** Nordküste der West Sahara zum Vergleich